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SKRIFTER UTGIVNA AV INSTITUTET FÖR RÄTTSHISTORISK FORSKNING GRUNDAT AV GUSTAV OCH CARIN OLIN SERIEN I • • RATTSHISTORISKT RIBLIOTEK FJORTONDE BANDET A.-B. NORDISKA BOKHANDELN, STOCKHOLM 1 DISTRIBUTION

SKRIFTER UTGIVNA AV INSTITUTET FÖR RÄTTSH I STORIS K FORSKNING GRUNDAT AV GUSTAV OCH CARIN OLIN

SKRIFTER UTGIVNA AV INSTITUTET FÖR RÄTTSHISTORI SK FORSKNING GRUNDAT AV GUSTAV OCH CARIN OLIN SERIEN I • • RATTSHISTORISKT BIBLIOTEK FJORTONDE BANDET uUKf. A.-B. NORDISKA BOKHANDELN, STOCKHOLM I DISTRIBUTION

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FHIEDEN UNO EIDSCHWUR STUDIEX ZLM Mrn ELALTERLICHEN GERMAN ISC H R KCI IT VON (iÖSTA ÅQVIST A.-B. NORDISKA BOKHANDELN, STOCKHOLM I DISTRIBUTION

LUND 1968 CARL BLOMS BOKTRVCKKUl A.-B.

Meiner Frau Margit

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INHALT XI \'()r\v()rt A. J’^iiil'uhriing iiiul Slaiul der I-'or.seliung Kap. 1 Der Norden und We.sleuropa in der Heehtsf,'esehielile der Frieden Kap. 2 (ie.setzgebnni,' und Frieden.s},'eselze H. Ilediiii^lheil in Spraohen iiiid (leselzen Ka[). .■} .\l)h:ingif4keitsverh;illni,s.se iind rhereiid<oininen Anlike iind Friihinittelaller Kap. 4 \'on Roiu l)is .\aehcn 1). llochinillelalter in \Veslenroi)a Kaj). ;') l-'ricdensl)e.slrel)iini,'en anl' dem Kontinent wiihrend de.s hohen und .spiiten Mittelalters Ka|>. () Die Frieden iin Iioelnnittelalterlielien England M \'ornelindieh nordisehe nnd l)osonders sehwedi.sehe \'erliiillni.s.se Kaj). 7 Die Quellen des ladsehvvurreelits und des Königsfriedens Kaj). 8 Ilernsokn. hcnKjamj und Hansfriede iin nordiselien niittelalterliehen Uecht Kap. 0 Friedlosigkeit, iithuja nnd /)/7/of/-Eegung Kap. 10 Einziehung des Vermögens Kap. 11 Die Fiirbitte bei dem König Ka|). 12 Friedenskauf nnd 4()-Markbu.sse Zusammenfassung Quellen- und lateraturverzeichnis .\l)kiirzungen linlex locorum Namen und Saehen 1 14 ;b) 70 120 140 löl 193 229 294 3D» 329 334 308 379 380 392

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VOKWORT I-yme sfliwedisclu' R(.‘(leii.s;irt lu‘il.R. os kcMUion ..Trollo in Wcirtor .schlu])l'on“. I'^lwas von diesoin Ziuibor iiir inich schon inih von doin Wort edsöre ;ius. I"s solHe jodooh lanj'o diuiorn, bis sioh mil' (ielogoidioit l)ot, die HoidiHilon hinler diosoin Worl niilior zii unlorsiiohen. Jo woilor jodooh dio Studion aid diosoin Gobiol voransohrillon. dosto niohr wioh dio \’orzaiil)oriin^' oiner griiBoron Dolailkonidnis iind insbosondoro don i'ossolndon Aiisliliokon iibor das ouropiiisobo HoobI ant’ diosoin iind angronzondon Goliiolon. dio sicb aus vorf'leichondon Studion oröltnelon. Dio vorliogondo Arlioit triij't oinon Untortitol. Uin oin ad:i(|uatores Bild ibros Inlialts zii vorinittoln, bätto os oinos woitoron Tiitortitols bodiirlt. dor dio niilioro Boi’ronziini' aid’ don Hanst'riodon ani'oj’obon biitto. \'on doin inatoriollon Inhalt dor vorsobiodi'iion Friodon wird niindioh vorziij^swoiso diosor bohandolt. Obno di(‘ intorossiorto Fntorstiitziini,' mid don lolibat'ton Ansjiorn von Froundon innorbalb dos reohtsgosobioldliobon I'orscluings^oliiotos wäro diose Arlioit niobt ziistando ifokoininon. I’Ls ist inir doshalb nioht niir oino angonohino Pt'lioht. sondorn aiiob (‘in ooidos Ib'diirtids, an diosor Stollo allon donon Dank zii sai^on, dio daran so roi^on Antoil gonoininon und nut wortvollon Batsobhii^on ziir Vollondiini» dor Arlioit lioii*otrai,;on balion. Diosor Dank fiir lobbat'tos Intorosso und anrogenden Godankonaustausch ^Mlt vornobinliob den Herren Frofessoren Krik Annkrs, Stockholm. Stkn (lAiiNKR. Miinohen, Gkriiard Hafström. Lund, G()sta Hassflhfrc; und Are Holmhäc.k. I'ppsala sowie doin Ht'rrii Fnivorsitätsdozonton G()RAX Imier, Uppsala. Dio Uborsotzimi; dos J'oxtos bosorgto Dr. pbil. Han.sgeorc. KorNiTZKV an dor luiivorsitid Hamburi». Dr. Kormtzky bat siob nichl niir dariim bemiibt. I'iir zahlroicbe ältoro sclnvodiscbe Beobtsaus-

Xll (Iriickc ni()^'lich.sl gkMchwerlii,'».' (ieutsclu' zu linden, sondern er hat ancdi in hohein Grade da/.n beij^etragen, Ibiklarheiten des scliwediseben Texles zn l)eseilii'en. Fiir seine aidJerordenllieh I'rnndliche Arbeit schidde ieb ibin groBen Dank, ebenso I'iir seine Durehsieht der ri)erselznng der k'nBnolen. b’iir diese Arbeit danke icb aiieb Fit. Mag. bA.i.s.\ Mklin, I'ppsala. Herr Bil)lintlieksral Ake Davidsson, Uppsala, lial t’ijrdernd zuin (ielingen des korrekten I.iteralnrverzeielnnsses beigetragen nnd I-'il. Sind. Kerstin L.\rssc)N. Uppsala, beiin Korreklnrlesen initgewirkt. lieiden danke ieb I'ur ihre wertvolle Hilt'e. k'inanziell nnterslutzt wnrde die Unlersuchiing dadiirch, daB das von (IL:.STA^■ und (',ARE\ ()le\ gegriindete Institutet för Höftshistorisk forskniiu/ sie in seine k'olge Höttshistoriskf Bibliotek antgenoininen bal. Hierliir spreebe ieb ineinen verbindliebslen Dank aus. SchlieBlieh nuicbte icb aneh den Deainlen der Stadtbibliotbek Örebro liir ibre stets erwiesene Hillsl)ereit.scbal’t bei der Hesehat'- tung der ertorderliclien Literafur danken. U)rel)ro, iin November 19(>8. (iöstn Åqnist

A. KINFUHIU N(i I NI) STAND DEU FORSCHENG KAPITKL 1 DER NORDEN END WESTEEROPA IN DER RECHTSGESCHICHTE DER FRIEDEN l'’s isl jelzl uht'r st'ch/ig .lahre her. soil K. (i. Westman in seiner Abhandluni' Svcnskd rddets historia till dr 1306 in einem liiiii'eren h'xknrs einen konzenfrierten Eberhlick iiber die Quellen des sebwedischen lAdscbwurrecbtes f»ab iind darlegte, wie diese neue (lesefzgebuni' in die dainalige Reicbspolitik eiiif^eordnet werden könnle.' Westmans l']xknrs enthielt ancb eine kritiscbe Darlef'iing des vorliejfenden Handschril'leninalerials sowie gewisse krilisebe WertinijL»en der von Schlyter ant’ diesein Ciel)iet ^»eleisteten Beiträj»e. Die von Westman vorf'eleglen iM'gelniisse sind unbeslritlen i^ewesen. Nene eini^reit'ende Unlersncbnngen sind seitber nicbt vorf^enonnnen worden. Dennocb bälten Westmans s])älere Forsebinij^en AnlaB f^eben kiinnen zu einer luiberen Unlersiiebunf' der sebwediscben Kidscbwurgeselzgebuni’ ini Verbältnis zii den in deni dainaligen europäischen Heeblsleben seil langein vorbandenen nnd woblbekannten Erscbeimingen in Gestalt von Friedensbestrebnngen. Westman durl’le nämlich einer der ersten Schwcden sein. der die nationalen Frscbeinungen ant’ dein Gebiet des Heebtsleliens in eineni gemeineuropäischen Zusaininenbang zu seben versnebte. als er in seiner Arbeit Den si}ensk(t ndmnden aid' Qnellen ans karolingisclier iind norinanniscber Zeit zuriickging.- Leider lilieb diese groB angelegte Arbeit nnvollendet, iind die Studie iiber den Ursprung des scbwediscben Scbot't'engericbtes und seine Vorbilder ant' deni europäischen Kontinent ist deshalb ' Wkstman Svenska rådets historia till år l.'tOti 201 Exkurs H’, Bevarade kiillor oin edsoresla^’stiftninsien. - Westman Den svenska niiinnden I. 1 .lijrist

2 noch iin^'eschrieben trolz der eiiorineii Ik'deulung, die das prozessiiale Verfahren fiir das Verständnis des niillelalferliehen Reehlslebens gehabt haben muB. Dadiireh wird jedoeh Westmans Bedeuliiiig i'iir die schwedisebe recblswissensebat'tliebe Forscbiing iiiebl geringer. Ibni gebiilirt aiicb die b’bre, daB er als erster dieser Forsebung den Weg gewiesen bat. Der von der späleren bistoriscben Forsebungerbraeble Xaebweis iiber den Und'ang des iniltelalterlieben A'erkebrs imd Handels bat dazu get'ubrt, daB man die Abbängigkeit von lascbeinungen in anderen Liindern sliirker, als man es friiber fur m()glicb bielt. betonle und solcbe Erscbeimmgen. die man triiber als typiscb national betraebtet batte. komparativ sab. Xiebt zuletzt sollen recbtlicbe Er.scbeinungen Gegenstand einer soleben Untersiicbimg sein, wobei besonders den W'rbaltnissen in den iibrigen Teilen des Xordens Recbming getragen wird. Retreffs der Entstebimg der bemerkenswerten Ersebeimmg. die in der schwediseben Recbtsgescbiehte imter der Bezeiebimng ladscbwurrecbt bekannt ist, liegt eine solebe komparative Retracbtungsweise auBerordentlieb nabe. Sebon die beiden Bezeiebnungen Friedensgesetze imd Eidsebwur lassen an Erscbeimmgen in der kontinentalgermaniscben Welt denken. die miter der Rezeicbniing Landt'rieden bekannt sind und die sieb im allgemeiiien selbst als beeidigt bezeicbnen oder daB sie beeidigt werden sollten. Hirer Entstebung nacb liegen sie vor entspreebenden I'Tsebeinungen in Scbweden. waren jcdoeb durebaus nocb wirksam. als die scbwedisebe Eriedensgesetzgebung aktuell wurde. Hire Redeutung diirfte nacb dem Verfall der kontinentalen Kaisermacbt in den Jabren 1250—1278 eber nocb gröBer geworden sein. weil neue Formen gescbatl'en werden inuBten, um ibren sacblichen Inbalt zu verstiirkeii und diesen gegeniiber einer zunebmenden Gesetzlosigkeit geltend zu macben. Jedocb nicbt nur der kontinentale EinfluB ist bierbei wesentlicb. kan Vergleicb mit dem angelsäcbsiscben Recbtskreis zeigt. daB dieser in mancberlei Hinsicbt entwickelter ist als die kontinentalen Kreise. Die angelsäcbsiscbe Königsmacbt nabm triili eine starke Stellung im Lande ein, die durcb die normanniscbe Macbtubernabme durebaus nicbt gescbwäcbt wurde. ^"or der Zeit Wilbebns des Eroberers läBt sicb aucb der besondere Friede in

(ler Nähe des Kcini^s herleilen, weleher der Griiiid isl. deni leizllieli jede Friedensgesetzgebiini» enlslammt.'^ Ansäize zii einein solehen l)es()nderen K(■)^i^^sl'rieden fiiiden sieh Ireilieli selioii in gewissen s^H'rinaniseheii Sfaininesrechlen, wie in der Lcx Salicd ^ nnd der Lc.r BdiuwnrionunJ’ Sie ^erielen jedneh in si);ilkarolini,Mseh(“r Zeit in ^’ergessenheit nnd warden ei;.st wieder in den (lolleslrieden nnd Landirieden aktuell. In Schweden herrsehle l)is znr Mitte des 14. Jahrhiinderts forinell die Landsehaft iiher ihre Heehtspreehnni». aher sehon mindestens ein .lahrhnndert znvor hatte die Kiinigsniaeht ihr Interesse an einer strenj'en Strafverfol^nni' hesonders der sehweren Verhreehen manifestiert. Dies war nin so niitiger, als spätestens iin Id. .lahrhnndert in Sehweden eine Magnatenklasse entstand, die anf (Irnnd ihres Landhesitzes in i^roBem MaBe die hiiehsten rechtspreehenden Orj^ane der Landsehaft heherrsehten, das Landsehaftsthiiif* oder das Landsthing. Die Wandernn^' des sehwedisehen Kiaiigs znr i'esetzgehenden (lewalt kann dnreh versehiedene Sehritte aid’ diesein Wef» charakterisiert werden. Der erste hesteht darin. daB er hestinnnte Gegenstiinde oder Personen nnter seinen Sehidz ninnnt. Der zweite darin, daB er anf dem Thing hewirkt. daB dieser Sehntz wirksam ist. d.h. daB niemand das Reeht anzntasten wagt. das dnreh den Selndz dem Gegenstand oder der Person zngesiehert worden ist. Der dritte sehlieBlieh hesteht darin. daB er ans eigener Maeht oder iin \’erein mit anderen vorsehreiht. daB ein gewisser Sehntz reehtlieher Qnalität dem Gegenstand oder der Person zngesiehert wird nnd daB dieser dnreh das Lrteil wirksam wird. anf das der K(’)nig oder seine Lente KinflnB hahen. Der Dnrehhrneh dieser Sieht anf die M(”)gliehkeiten der Staatsgewalt anf dem Gehiet des Keehts fand in Sehweden im IB. .lahrhnndert nnter den fOlknngern statt, genaiier gesagt, nnter den sogenannten ki’inigliehen Folknngern oder den Mitgliedern des Hjiilho-Gesehleehtes. Hier handelt es sieh hesonders nmdie gesetzgehtaisehe Tiitigkeit. die von Birger .Tarl, seinem Sohn Magnus Birgersson sowie von dessen Ihdvel Magnus IGåksson ansgeiiht •* l.ii-aaaiMANN DU- (iesclzo dor .\n^'i'ls;u'h,son 1:471, (irid: Soiulerscdiiitz 1.'). l.ex .Salica 100 Titel-Tc.xt, 70 g 1. ^ l.ex Haiiiwarioruni 11: 10.

4 wurde. Aid’ die beiden lu’stgenannlen gehl die Friedens- iiiul lu'd- .sclnvurgesetzgebiins4 ziiriick, die die Reaktion gegeniiber den sehweren Verbrechen behandelle, auf den letzteren die das gauze Land iiinfassende Gesetzgebung, die seinen Xamen trägt sowohl in bezng auf das Recht fiir das Land als aueh auf das Recht, das fiir die Städte und in den Slädten gait. In der vorliegenden Untersuchinig soli die Friedens- und Fidschwurgesetzgebung Gegenstand der Rehandlung werden, und zwar betreffs der Form, soweil sich diese bestiinmen läBt. als aueb betreffs des materiellen Inhalts der Gesetzgebung. In lelzlerer Ilinsicht wird jedoeh eine Beschriinkung besonders auf den Ilausfrieden vorgenonnnen, da eine Behandlung der iibrigen Frieden allzu weit fiihren wiirde. Ähnliehe Erscheinungen auf dem Konlinent und in lAigland sind als mögliche ^'orbilder und Quellen von so groBem Interesse, daB eine Erweiterung der I'ntersuchung auf diese Länder angebracht war. ebenso eine Untersuchung iiber die Behandlung gewisser Verbrechen in den friihen gerinanischen Stamniesrechten sowie dariiber, wie die Kapitulariengesetzgebung Karls des GroBen diese Stainmesrechte beeinfluBt haben kann. Die Friedens- und Eidschwurgesetzgebung enfsteht und entwickelt sich in Schweden, verglichen mit entsprechenden Erscheinungen in anderen Ländern. verhältnismäBig spat. Dies ist auch der Fall im Vergleich zu den anderen nordischen Ländern. Möglicherweise hat dies seinen Grund in dem relativ späten Auftreten des Ghristentums in Schweden. Erst mit diesem tritt eine gelehrte Gruppe von Klerikern auf. die einerseits der weltlichen Macht mit einer fiir sie geeigneten Ideologic beistehen kann. anderseits fiir sich und ihre Institution einen besonderen Rechlsschutz verlangt. Die von Innozenz III. zu Beginn des 13. Jahrhunderts neid)elebte Lehre von den zwei Schwertern hatte zur Folge, daB in jedem Falle nur die Kirche und der Fiirst das Recht beanspruchen konnten, fiber die Menschen zu herrschen. Xatiirlich beschränkt sich der kirchliche EinfluB nicht auf die eben erwähnte Zwei-Schwerter-Lehre. Auf dem wichtigen Gebiet der Gesetzgebung wurde das kanonische Recht, das im 13. Jahr- ® Cber die Zvvei-Schwerter-Lehre Stickler Sacerdozio e regno nelle nuove ricerche attorno ai secoli XII e XIII nei decretisti e decrctalisti fino alle decretali di Gregorio IX.

5 lunideii in (Km- Form des Liber Extra vorlag, zu einoni I'^aklor von sehr groBein I'nnl'lniF Xiclil znlt'lzl l)oknndele sich der 1’ani‘lnB der Kirche rein praktiseh dadnrch, dal.> die Kleriker, die die Sehreibnnd Leseknnst l)eherrsehlen, in groBem Uinfange in die Meltliche Verwallnn}» eindrangen. llinzn kam. daB groBe Gebiele des sozialen Lebens nnler kireblicber Verwaltiing lagen oder deren ^’erwaltnng von der Kircbe beanspriiebt wnrde.’ Die scbwediscbe Friedens- iind kadscliwiirgeselzgebniig zielt in erster Linie daraiif al). Personen in einein gewissen Milieu zu scbiilzen. Dies ist ein persiinlicber Sebntz in oder bei beslinnnten angegebenen Örlliebkeiten. al)er kein Scbutz dieser Örtlicbkeilen als soldier, llierdiireb \vnrden diejenigen. die Racbe zii befiirebten batten, gesduitzt, wenn sie sicb in diesen ()rtlicbkeiten aid'bielten. Die Geseizgebnng erslreekt sieb indes weiter. Sie zielt daraiif ab, Friedens- oder 1‘ädsebwnrsebidz I'iir Vertriige iind andere Recbiserscbeinnngen zu verleiben, die eine Resebninkung des Raeberecbtes, Herbeiliibrung eines ^'ergleiebs oder Verleibung eines besonderen Sebutzes t'ur die Frteile des KCmigs zur Aufgabe batten. In dieser llinsiobt sebeint die sebwediscbe Gesetzgebung weiterzugeben ats eventuelle ^’orbilder in anderen Ländern. Die Fainilien di'r Grossen sebeinen im allgeineinen das Landsebaftstbing beberrsebt zu baben und damit aucb die Reebtspreebung. bis der Kiiing dureb seine Gesetzgebung und seine Geriebte in die Auseinanderseiznngen der GroBen des Reiebes eingreil'en konnte. Ris dabin aber batte die Reebisanwendnng in bobein Grade privalreebtlicben Gbarakter, aucb wenn es sieb uni die Sirat’verl'olgung scbwerer AA'rbrecben bandelte. Die Racbe seitens der Sippe war die einzige Art, in welcber die Aiisiibnng des Reclits gescbetien konnte, sol'ern man nicbt zu materieller Wiedergutmacbung bereil war. Diese Form trat als Alternative zur Racbe in ibrer Form ats 'rr>tnngsrecbt ininier metir bervor. Malerielle Wiedergntmacbung setzle jedocb in den meislen k'nllen eincn Vergleicb, ein Abkommen, voraus. welcbes, daiiiit es einen Sinn babe, von einein gewissen Sebntz umgeben werden niuBtc. DaB das scbwediscbe ICidscbwurrecbt eineiii solcben \"ertrag die gleidie Steltung einriiumt wie W'rbrecben gegen bestimmte Frieden. ' Eingehendo Behandliiii^' hei lN(aa{ Das kirclilicho ^’isitalio^sinslitut ini niitlelaltcrlicluMi .Sclnvedon, hesonders 41 und folgendo, atier aucli 1()3 ff., l.Sf) ff., 1<)() ff nnd 210.

6 isl ein erslaunlicher iiiid genialer Ziig. ^\M•brechell i'ei'en eiiien Suhiivertrag erhiill die gleiche Slellung wie Verbrechen gegen einen Friedeii oder eiii ^'erbrec‘bell gegeii das Uiieil des Kiuiigs Oder wie Raehe an falseher Person. Indein man die Raehenniglichkeifen slark l)eschränkte, balte man einen groden Schritt 7.nr Rekampl'nng der privalen Sellisiracbe gelan. Das (lebiet i'iir die Ansiibiing der Raehe wnrde immer kleiner. Hiermit i'olgt das sclnvediscbe Reeht denselben Linien, die man in hAigland nnd anf dem Konlinenl I'indet. In England war diese I'aitwickliing nnler der Eiilirimg starker Regenten nm das Jahr 1000^ schon weit gediehen. während die oflenkiindige Spaltnng nnd die sieh darans ergel)ende Sclnvächung der zentralen Regierungsgewall in der Person des Kaisers die Entwicklimg anf dem Kontinent gestaltete. Wiederholle Landfriedensverordmmgen im Pi. nnd Id. .Tabrhnndert zeigen, wie sehwer es war, den kaiserliehen Bestrebnngen Resi)ekl zn versehaffen. Mit dem Tode Friedrichs II. 1250 beginnt ein belastendes Interregnum, das erst mit der Thronbesleignng Rudolfs von Habsbiirg weicht. Ans komparativem (lesichtspunkf hat die schwedische Friedensnnd Eidschwurgesetzgebnng keine bedeutendere Behandhing in der schwedisehen Literatnr erfahren. Dagegen ist die Gesetzgebnng als solehe von anderen Ansgangspunkten Gegensland des Studiums geworden. ^"on älteren Autoren sind zu nennen ()l.\us Pktri, Jon.\NNEs Ma(;m sowie Johan Stierxhö()k. während ans neuerer Zeit auBer Schlyter und IIolmb.äck-Wessén in erster Einie K. G. \Vestne\n. L. M. B.\.ATn. f]RLANi) IFi.ärne und CHesta H.\.s.selber(; zn nennen sind. Ol.yus Petri erwälmt in seinem Buch E/i Sinensk ('.rönckd in erster Linie Birger Jarl als Gesetzgeber. aber hinsichtlich der Eriedens- und IGdsehwurgesetzgebung sagt er nur „tlien skiillc w(ira bilto</h. som (mdrom (/or lieems()kn“Aus dieser AuBerung kann man den SehluB ziehen, daB henu/ctm/ als das wichtigste der verschiedenen Eriedensverbrechen betraehtet wurde. Bemerkenswert ist. daB Olaus Petri bei der I'h'wahnung der Gaslungsnicht zuletzl in reehllicher Hinsieht * III .\tr 1;L;5 alls dem .lalirc 997?: Et iibi tniniis hnhcf diuts o/)tiones. (iiuicitic ltd Ut<je. et (iinicitie elicit, stet hoe ito firnuini sieiit ipsitm iiidieiimi. .\n^cl'iihrt nacli .Samlade skrifter af Olaus Petri, I\’ (>9.

7 hi'slnichts voii den neiierstandenen I'riedensgoselzen erwiihnl.'** In j,deicher Weise wird Hirifers Tiiligkeil als (leselzgel)er knrz erwiihnl bei .lonANNKS Ma('.nus in seiner (iothonini Soconiimqiic Hislorid.^^ wiihrend Stikknuöök wesenllieh nnsehliissii^H'r dariil)er isl, wie das I rheberreehl an den Friedensj^esetzen zwisehen Hiri;er nnd Ma^'inis Hii i'ersson zn verfeilen sei. Diese Anliernnj^UMi bal)en vornelnnlieh bihlio^M'aphisehes Inleress(‘. Sie inaehen keinen Ansprneh daranl'. eine niiliere Analyse von dein Inhalt der (ieselze zii sein, sondern behandeln nnr ihre I’rheher. khne eini^ehende Analyse der (ieselzj»ebnng kain jedoch diiiA-h die Vorlesnn^'en iiher UpL. KgH. 4—9 znslande, welehes d('r Fnferlilel des von Schlyter 1886heransge^'ebenen Vtkast till Iulsöresl(i(/(irn(is historid war. \'on seiner j'roBen Aiis^abe des sehwedisehen Landselial'Isrechts sowie des Land- nnd Sladlreehls lai’en zn deni Zeitpnnkl die Viisigiitaj'eselze. Ösli^iilala^’ sowie Upplandslag vor, was einen I berbliek iiber die Behandlnng des ludsehwnrreehls in diesen Ihr dieses Inslilnl bedenlnngsvollslen Landsehal'tsgeselzen erlanble. Wie spiller in dieser I’nlersnebnng knrz dargelegl werden soil, hal man der Znsainmenknnl'l von Alsni) ans terininologischem (iesieblspiinkl eiiu* eniseheidende Hedentnng znerkannl, wenn es gill. Birgers nnd Magnus Ladnlås’ Bolle bei der bhilstehimg der I'riedens- bzw. ladsebwnrgesetzgebnng näher zn besliininen.*^ 'Frolz Xau.manns sebon 1864 erfolgtein llinweis*'’ kain die Diskns- '« il)i(ltMii 84. .loHANNKS MACiNTs (iothoi’iim .SvcoiiviiKive Historia, ex ])rol)atis anlitjvt)- rum inonumenlis eolleela, el in xxiiij lil)ros redaela, 720: Qud perdctd. Binjcnis indf/no studio. ind.vinuKj; priidcnfid scse (td rcgni ddnunistr(dioncm coiuiertens, nouds dcniio tvgcs. dpprohdntihiis incolis. coudidit. prccipue dc luicriditide inter sororein S: fndrein. cic pace doinesticd non nioliindd. — .Ion. (). .Stikrnhöök De Jure .Sveonuin et Gothoruni Veluslo 3:?2: Hujas legislidoreni Joluinnes Mdgni A Oldus Petri fneiiint licrgerum Jdrluin. ./us Westdotlucuin filio ejus liegi Mugno /.ndulnsio eus trihuit. —. E.vtunt enim in eodiee juris Ostdotln'ei. (plod nid.vimn sui jxirte siih Hergero Jurlo eondituin seinius. — '■* In Juridiska aviuindlingar 58—147 von C. J. Schlyter. I'nten 170 ff. Nai'mann Svenska statsförfattningens historiska utveckling 82; ..Början luirlill skedde genom .Alsnö-sladgan, utfärdad vid ett möte med rikets andlige oeh verldslige herrar omkring år 1280 (årtalet 1285, som står under denna

8 sion iilior den Zeilpunkt der ZiisaninuMikunlt von Alsn<) erst i,‘egen I'Aide des Jahrhunderts in Gang, jedoeh war sieh sehon Sc.hlytkr in seinein Ordbok, gedrnckt 1877, dessen l)ewnlJl gewesen. da8 die Datierung der Ziisainnienkunft aid' 1285 zweit'elhal'l war.''' kdnige Jahre nach der Veröffentlichung von Svcnsko roiUds historid till dr 130C) koinint Westman zuriiek ant' die Frage naeh deni I'dngreil'ens des sehwedischen Kiinigs in die Reehlshandhabnng der Landschat't.^" Hier stndiert er gewisse Reehlsfälle aiis der zweiten Hälfle des 12. Jahrhunderts nnd deni friihen 18. Jahrhnnderf. wo der Kiinig zngnnsten von Kliistern. die gewisse Donationen erhalten haden, eingegril'fen hat. Xaehdein zwei Donaloren eiiieni Kloster ein Fi.scligewässer iiberiragen baben. liillen Karl Sverkersson inid Kind bb'iksson ein Frteil. worin sie das Resilzreebt des Klosters bestäligen. In ('bereinslininuing mil R.\.\th verwendet West.man ti'ir diese MaBnabnie der Kiuiigt' die Rezeicbnnng edsöre. wodurcb dieser Ausdruek eine Redeidiing erbiilt, die er niebi in der Reicbsgeselzgebung bat. die deni spiiteren Landscbat'Isreebt einverleibt wnrde. Dort beziebt sieb cdsnrc aid' die voiii Kiiiiig nnd den GroBen gemeinsain abgegebene \'ersicberinig. die Reiebsgesetzgebung iiber MaBiiabmen gegen sebwerere ^"erbrecben in Kraft zn balten. Wenn es also scbwerfiillt, Westmans These zii akzeptieren. daB ^'erbrecben gegen den einseitigen IGdseliwiir des Kibiig oder gegen seinen Urteilssprncb als Kidscliwiirverbreeben in rein leebniseber llinsiebt bezeicbnet werden sollen. so ist doeb sein 11 inweis aid die Forinidiernng, die Sverker d.J. als ein brott mot koniiiu/en.'! iirknnd bat, iini so beacbtenswerler. llier linden sieb nändieb Ansätze zn deni \’erbreeben. das später inder die Fidscbwurverbreeben anfgenoniinen werden sollte, niindieb brottet stadga, är troligen ett skrivfel)." Cbersetzung: Die .Vnfiinge dazii setzteii mit (ler \'erordniing von .\lsnö ein, die anf einer Versammliing der geistlichen iind weltliehen Herren des Reiehes um das .lahr 12(S0 erlassen wnrde (die .Tahreszahl 1280, die nnter der ^'erordnllng steht, ist wahrseheinlich ein Schreibfehler). Das Wörterhnch zn Samlingen af Sweriges (iamla Lagar S. X\T1 nnd Wkstman Svenska rådets historia till år 1,306 208. Konung oeh landskapliga myndigheter i den iildsta svenska riittegången in Historiska studier, tillägnade Professor Harald Hjiirne 78.ä—811. B.Lvth Ridrag till den kanoniska riittens historia i Sverige 33. Wkst.man Konung och landskapliga myndigheter 709.

mot konuuyens dom. Raciie iiach soldi dneni I'rteil ist ludschwurverhrecheu geniäLl dor Hoslimmuiig in (^iiL 1"" 7 jir luid \'i'L II Addil. 7:18. Schoii zii Boginn des 18. Jahrhunderls war also dieses Verbrechen defiiiierf. iiiid es hedeulele auBerdeiii. dal.l der K()ni^' zu dieser Zeif die Beluj^nis zu haben ^daubte, in di(' Beehfsprecbuii^' der Landscbal'l einzugreifen iind dainii aueb ibre Geselzgebuni' zu beeinflussen. Bei B.a.atiierhållen kcinii^liche la'kunden in I'orni von Urfeilsbriefen, Schutzbriefen inul Besl;itigiini,'en. besonders wenn sie kircbliebes lugenluin betrel'l'en. einen bervorra^'enden Plalz, und diese Art von Sduilz kireblidien bAgenliiins wird von BA.vrtt als versehiedene Seilen des kcini^Miehen ..Sondert’riedens“ bezeidinel. .Angriffe ant' die soldier Art gesdiiitzten Personen oder Gei'ensliinde wiirden zii einein Briidi dieses kinii^didien ..Sondert'riedens“ nnd damil zu eiiieni A'erbredien 14014011 den Kiuiii* selbst, der das Bedil lialle, es i4eridiHidi zii verl'oli4en.'-^ und iiadi kanonisdieni Redit die Sdiuldii4keit der Sfrat'verfoli4uni4 balle.-- IGne besonderi' Indsdiwiirbestiinnning. niiinlidi V14L 11 .Addit. 7:81 bal durdi Urt.and H.i xrnks Ibilersndiuni’ Hcrrcdrop och (mop sköld in Fornsvcnsko Imjstodponden eine eini4eliende Unlersuduin!4 errabren. Diese Beslininiiing wird bier mil Verbredien 14014011 das riniiisdie Majestälsredil in Zusaniinenbani4 i4eslelll und aiiberdein in einer eini4elieiideii Diskussion iiber Redilslälle voiii Bej4inn des 14. .labrhunderls erliiulert. Man dart' obne weileres bebauplen, daB es sicli bier iini die lie!slseburrende Untersiidiiinf4 einer einzelnen ICidsdiwiirbestiinniung bandell, die die sdiwedisdie Rechtsgesdiidife aiil'ziiweisen hat. ICineii t^berbliek iiber die Friedens- iiiid Eidseliwurbesliniiniingen des Landscballsredits sowie des Land- iind des .Sladlreclits gibi IIa.sski.berc, in seiner Arlieit Studier rörundc Vishij Stddsta;/ och dess källor. Der ('berblick erlolgl in ersler Linie anläBlicli der Behandhing der Sonderlrieden, die in AkSiL I 10 in Form von DoppelbuBe angegeben sind.-^ Naeh IIas.sklrkrc, lierrsclile allgenieines AA^at’feiiverbot sowolil in A’isby '-^ als aueli ll.vÄTii Bi(lrai4 .'I.')—.‘kS. BAATI I Bidra^' ;}8. -- c. 2‘.) W’ll qu 4 Gralianus dictum. llASSia.Hiaui .Studier rtirando \'isl)y Stadslag ocli doss källor KiS— IlAssiaauau; a.a.O. 159.

10 i^eniäB dt'in Hjiirköarecht.-’’’ während ein besonderes Waftenverbot iii 11 Forn 50 zii erkeiinen ist. Totales Waffenverbot wild weder iii ^"gL II noch in MFLL gelordert, während sich in MkkSlF l)ei der Aiisgestaltung der Verbote eine soziale Abslufung beobachteii läBt.-*’’ Hasselberos Untersuchiing iiber die Frieden erstreckt sich jedoch weit iiber sebwedisches nnd nordisches (lebiet hinans auf ähnliche Erscheinungen iin hansiseben nnd Xowgoroder Recht. Mit Riieksichf ant' das eigentliebe 'rheina ist es natiirlicherweise vor allein der mit dem Stadlrecht verkniiptie Friede, der Gegenstand seiner Untersiiehnng geworden ist. In einer Untersiiehnng der Begriffe koniinysU(f rätt nnd jus rcdiiim weist ('.ARL Göran Andr-J^ daraiif bin,-" daB ensaker und BiiBen aiif Grund von Fidschwnrvergehen gegen Ende von Magnns Ladulås' Regiernng von den Bischi'ifen eingezogen werden dnrften. Dieses Recht wnrde in den neimziger Jahren des 15. .Tahrhnnderls von Birger Magnusson widerrnlen, im Jahre 1505 jedoch hinsicbtlich der EidschwurbiiBen den Biseböten ziiriickgegeben. Die nmtangreiche Gesetzgebung. die ans dem angelsäcbsiscben nnd späterbin aus dem normannischen IGigland erhalten isl, miiBte verständlicherweise reichen Stoft' fnr das Stndiiim des Kampfes gegen die schweren Verbrechen liefern. Kein anderes Land kann eine Folge von Gesetzesarbeiten vom Ende des 9. .lahrhnnderts bis bin ziim lAide des Hochmitlelalters von solchem 1'mfang nnd Inhalt anfweisen wie England während der verschiedenen Epochen seiner Entwickhmg. Erhaltene Rechtsdenkmäler gehen bis in das 7. Jahrhnndert znriick."-^ Aiilier PollockM.\itl.\ni)s groBer Arbeit iiber die Entwickhmg des englischen Rechts-’’ nnd dem umfassenden Kommentar, den Lieberm.wn -5 Hassei.beri. a.a.o. 1(10. ILasseeberc. a.a.o. Kl'i. -' Kyrka och frälse i .Sverige under äldre medeltid 112 ff. 143. ('her koniinijsli(j rätt und jus rcginni besonders 145 und 147. Hier wird besonders Hezug genoinmen auf die Gesetzgebung der kentischen Könige, wie sie bei >Ltbelbcrht. Earconberbt und Ine erscbeinl. -** F. Poli.OCK & F. W. Maiti..\nd The History of English Law before the lime of Edward I.

11 seiner Ausgnbe (beser eni,biseheii Reehlsdeiikinäler beigeiiigt hal,^** isl jedoeh wenig getan worden, inn dieses Material zn studieren lind zn systeniatisieren. Ilinsiehtlich der Bekiiinpl'iing schwerer \'erbreehen iindet man in dieser (iesetzgelning teilweise andere Wege. als in der kontinentalen lAitspreebnng angegeben wird. Der Aiisgangspiinkl der iilteren angelsäelisisehen (iesetze scheint ein Friede des Königs zu sein. nicht zn verwt'chseln mit dem Kiinigstrieden, der bedentend später besonders in den nordiseben Ländern auttritt. Dieser the Kiiu/s Peace wird init einer besonderen Geriehtsbarkeit des Königs bei bestiimnten sehweren ^’erbreehen verbimden. Mierdiireh er- (■»flnet sieb die Miigliehkeit einer zentralen (ieriebtsbarkeit 1'nr den englisehen Kiinig zu einein Zeitpunkt. da eine solehe si^wnbl anf dem Kontinent wie aueh in den nordiseben Ländern lirtlichen Behiirden iibertragen war. sei es in (iestall der grät liehen Gerichtsbarkeit aul' dem Kontinent oder der der verschiedenen Landselialten in den nordiseben Ländern. Saehlicb nahe verbimden mit der angelsiiebsiscben Betrachtimgsweise bei dtu’ Bebandlimg schwerer ^’erbreehen isl die norinannisebe. Da das llerzogtimi Normandie in der Zeit von !()()() bis 1204 mit dt‘r englisehen Krone vereinigt war. ist diese (diereinstiniimmg aneb nur naliirlicb. In welchein Malle der ban1'hill des aiigelsiicbsisehen Bechts anf das norinannisebe oder mngekehrl vor sieli gi>gangen isl, liillt sieb sehwerlieh feststellen. Im (iegensalz zu der angelsäelisisehen Gesetzgebung liegt die norinanni.sehe erst aus der Zeit von 1199—1200 in Form von Le Tres Aneien ('.oiiluinier de Aormandie vor.'^* Die Miigliehkeit. daO hier älleres Beebisgut aus der Zeit vor Wilhelm dem ba'0berer. ja sogar aus friinkiseher Zeit vorliegt. ist jedoeh nieht ausziisehliellen. und damit wiirde sieb eine Konlinuitäl zuriiek zu den Kapitularien unier Karl dem Grollen und seinen Naehfolgern ergeben. bane Vermilllung zwiseben kontinentaler und engliseher Gesetz2!>;l -”■I In (len lel/ten .Iiiliren siiul doch die .\rbeiten erseliienen von 11. (i. Ilu.il.MiDssON & (i. O. .S.WLKS Tlie (iovemniiee of Mediaeval Knj’land from llie ('.oiujuest lo Maf,'na ('.arta nnd besonders l.aw and Legislation from .Lilludberbt lo Magna ('.arla. 1'. LiiaiKHMANN Die (iesetze der .\ngelsaehsen I—III. •'*' ('.onliimiers de Normandie. lieransgegel)en von Kiinkst-.Ioskimi 'r.VKDiK. :u)

12 gel)un54 ul)er die nonuannische l^raiichl man jedoeh nicht aiiziinehmen oder voraiisziiselzeii. Kenntnis von der (lesetzgebiing Karls des GrolJen nnd seiner Xachfolger kann wegen der Ileiralsallianzen zwischen angelsächsischen nnd konlinentalen Fiirslenhiinsern iin angelsäehsisehen England ohne weiteres voransgesetzl werden. So verheiralete König Alfred eine Tochler mil Bakhvin 11. von Flandern nnd spider im 10. Jahrhnndert heiratete Karl der bänfältige eine Tochler luhiards d.A.‘^- Ill beiden Ländern konzenlrierl sich die zenlrale Geselzgebiing anf die Person des Kiinigs als Millelpnnkl der polilischen nnd mililiirischen Verwallnng. Friih Irill diese zenlrale Geselzgebnng im angelsäehsisehen lAigland hervor. wo die lange Folge von Geselzesarheilen dazii heilriigl. den Gang der lAdwieklnng zn erhellen. Was dieses Slndinmersehwerl, isl ein Reehlseinsehlag von invadiereiidenfremden Nalionaliliilen vor der normannischen Invasion. Man hal bier zn rechnen mil der konlinenlal-germanisehen in Geslall der F'hersiedlnng der Angeln nnd Sachsen im friihen Millelaller, ferner mil den Ileerfahrlen der Xordmiinner besonders im 10. Jahrhnnderl sowie mil der Ansiedhmg von dänischer Seile. die die Enlslelmng von Danelagen zum lAgebnis bade. Mil diesen Invasionen können Rechl.sbräiiche ans dem Heimalland in lAigland eingedrnngen sein, die in dieser oder jener Form ihre Spnren in den angelsäehsisehen Geselzessammlimgen hinlerlassen hahen. Inshesondere aiif älleres angelsächsisehes Reehl hahen kirehliche Gesichlspnnkle einen gewissen EinflnO aiisgeiihl. Allgemeine Forimdiernngen iiher die Ereiheil der Kirehe nnd die Ehrfnrchl vor religiösen Erseheimmgen nnd religiösem Eehen hranchen an sich kein Ansdrnek rein kirehenreehllieher Gesichlspnnkle zn sein. sondern können als Widerhall des religiiisen Eehen gellen, das in den während des Millelallers in England enlslandenen BnBhiichern znm Ansdrnek komml. Hierher gehören die Piuiilen1 ialen von Theodor, Beda nnd h"gberl.‘’^ Dagegen isl es noch eine offene nnd nngeklärle Frage, inwieweil rein kirchenrechlliche Prohleme im iihrigen die wellliche angelsächsische Geselzgehnng beeinfliiBl hahen.Xaliirlich kann es sich hier nichl nm kanonisches Rechl im eigenllichen Sinne .Stenton .\nglo-.Saxon England 340. Xähere.s dariiber nnten. .Stenton .\nglo-Saxc)n England 462.

la haiulelii. cla dieses noeh nielil exislierte. Dagegen ktinnle das, was im 9. Jahrlumderl mil dem Ansprueli hervortral, iinler dem \amen von Kaj)iliii'sammliingen von licnedictiis Levita iind Capitiild Anpelniinni als Kaisergesetze, Konzilbeschli'isse oder piipstliehe Dekretalien zii gellen, nnd was später nnter der liezeichnnng Psciido-Isidorisclic Dckndalcii'^^ l)ekannl wnrde, die nalionale (ieselzgehnng lieeinflnBl haben. Man hat indes nieht restgestelll, daB dies der Fall gewesen ist. obwohl man die lebhal’ten Verbindnngen kennt, die zwisehen Inigland und den fiihrenden kontinentalen I bilen sowie zwisehen dem englischen Kpiskopal and Rom herrschten. Lelzleres geschah vornehmlich dadnrch, daB anch in laigland der lCrzl)isehot’ das Pallium vom Papst in Rom enlgegennehmen sollle.'^ Feine Kii’clilichc Rcclitsgeschichte 150 ff. ''’® Stenton a.a.O. 461.

KAPITEL 2 GESETZGEBUNG UND FRIEDENSGESETZE Die Friedensbegrill'e. die sich im Laiit'e der Zeil an verschiedenen Orten in Europa bildelen, haben zwar voneinander leichf abweichende ^"oraussetzungen, sind in ihrer Zielselzuiig jedocli iiberall gleicli. Dieses Ziel kann mil der Definition iiinrissen werden, mil der His einst den deutschen Landfrieden ebaraklerisierte: ..Landfriede isl eine durch weltliches Gesetz oder durcli IGnnng bewirkte Eeslselziing auflerordenllicher Norinen ziir Bekäinpfung oder Einschränkung der Bitlerfehde nnd znr ITilerdriicknng von Raub nnd anderen Verbrechen. die als Stoning der (iffentlichen Sicherheil erseheinen“.’ Das Ilanplgewicht kann in den verschiedenen Ländern enlweder auf die Hillerfehden oder auf Vergehen gegen die (iffentlicbe Sicherheit gelegl worden sein, je nachdem, was man in den verschiedenen Ländern oder zu verschiedenen Zeiten jeweils fiir am wichligslen bielt. In Ländern mit stark entwickellem Feudalsystem war der hervorlrelendste Zug begreiflicherweise die Bekämpfnng der Bitterfehden, während sich andernorts die schweren A^erbrechen als die vornehmlich zu bekiimpfende Hauplgefahr darstelllen. Wesentlicb und gemeinsam ist diesen unferschiedliclien Asjiekfen jedoch der Umsland. dal.1 fiir die erstarkende Staafsgewalt die Bekiimpfnng zur dringlichen Anfgabe wird. In dieser Sicht erscheinen die Eriedensbewegungen somit als Eolge der IG'starkung der Königsgewalt. Diese wiederum isl bedingl durch die gradweise AufHisung des Sippengemeinwesens. wodurch ^TM'brechen, die bisher als an einem Geschlechl oder einer Sippe begången gegolten batten, nunmehr als gegen den Staal oder seinen ^'er- * His, Das Strafrecht des dciitschcn Mitfelallcrs, Erstcr Band 7, iind Gernhcbeu, Die Landfriedcnsbewegun^’ in Deutschland bis zinn Mainzer Reicbslandfrieden von 1235 27.

15 tretiM’ in dor Person des Königs geriehtet botraehtel wnrden. Letzteror trill dahei als Teilhaher an BiiBen odor ^\M■ln(’>gensinindernng aid, I'erner als derjenige, dor Landesverweisnng, Friedlosigkeil oder iihnliche Sfral'en verhiingl. ebenso wie nnr er es isl, der eine solebe Strafe letztlicb inildern kann. selbsl wenn dies aid' einen irgendwie gearlelen Antrag seilens des Gesebiidigten Oder seiner Sipjie erfolgt. worin ein ('berbleibsel alien FaniilienOder Sippeninleresses zii erblieken isl. Die 'ratsache, dab die Verbreehen ninnnebr als gegen das Geineinwesen nnd nieht inehr als gegen eine Sipjie gerieblet belraehtel wurden, bade naliirlieh ziir Folge, daB der IGiifluB des Königs aid' deni Gebiel der Reehlsprechiing wuehs. 1st das Verbrechen als gegen das Geineinwesen geriehtel aid'zid’assen, dann nniB aneb der Wrtreler des Slaales ein nninillelbares Interesse daran haben. dieses Verbreehen mil gebiibrendeni Naclidriick zu ahnden. Hand in Hand mil der Bekiiinid'ung der schweren Verbrecben diireb ihre eingebenderen Besehreibungen gehl desbalb eine slärkere k(')nigliclie KinfluBnahnie aid' die Handhabiing der eigentliehen Reclilspflege bei der Slrafverfolgiing dieser Verbrechen. Die liistorischen Voranssetzungen fiir die Behandlung schwerer Verbreehen kt")niien in den versehiedenen Ländern hingegen inilersehiedlieh sein. In einigeii Ländern erhoh der König hereils friihzeitig Anspriieh aid' das Geselzgebungsreeld, wofiir inshesondere Griinde ideologiseher Xalur angefuhrl warden. In derselben Wi'ise. wie der Papsl hinsiehllieh des b"xkoniniunikalionsreehls einen besonderen Griind aid'iihrte. gew(")hnlich das Reeht zii binden iind zii lösen, wie es in Matth. 16; 19 ziiin Aiisdriiek kain. so fiihrte aiieh der Ki'aiig einen besonderen Griind an. Bei Karl dein GroBen gesehieht dies, wenn er sich aid’ sein sog. liaunreclif berid't. nändieh aid' das Recht zu bel'ehlen. zii verbieten iind zu stral'en.- Ivs wild iiiden iin Zusaniinenhang mil einer i'bersiehl iiber die Ihitwieklung der germanischen Slaininesgesetze näher behandelt.'* Das Bannreeht seinerseils kann als ein .Viisdriick fiir vcrhiim rc(/is oder verbiim imf)er(itoris'- belrachtel werden. Der Stellung dieser verba wiederiini wird die mystisehe Kraft ziigesehrieben, die das geschriebene und bekaniitgeniachle Wort danials iiber die Menschen gehabl haben iniiB. nieht ziiin wenigslen - (l.\NSHOF Was warcn die Kapitularien? 52. ■’ I'lilen im Ka])itcl 4 \0)n Itoni bis .\aclu'ii.

IB diircli die ^Hd)ieteri.sche Form, mil der sie verkiiiidel warden. Aneh liierliir gab es eine besondere lienennmig, (ulniintidtio.^ Ida Jabiiumderl ,si)äler begegnet maa einer äbidicben Id’-'sebeiaung in England. Ilier wird nnter den Bezeiehnungen oferhicriu’s and oi’erscunesstr^ eine Geld.slral'e angegeben, die .sicb aid' Fngehorsain gegen den Kiinig gri'indet. Den Aa.sdriicken begegnet man in der Ge-selzgebang. die den Namen Edaard.s d.A. trägt and aid' den l?eginn des 10. Jabrlmnderts dalierl wird.** Die Htihe der Strafsamme I'indet .sich noeb Iriiher schon aider Alfred.” Edward.s \'aler. and kann bis zii Ines Gesetzgebiing aiis dem 7. Jahrlmnderl ^ ziiriickverfolgt werden. Es erscheint jedocb selir fraglieh. ob es sicb bier am die gleicben A’oraassetzangen handed. Dies bal seinen Grand nicht imr in dem groBen zeitlicben Abstand, sondern nicht znletzt darin, dab ein geeintes angelsäcbsiscbes Reich kaiim vor Alfred bestånden hat. Damit ist man aiich bereits bei der wesentlicben Erage nach dem Ki'mig and deni Recht im Mittelalter. Politische Einheit in einem Eand .scheint wenn anch imter Schwierigkeiten mililärische Macbtmiltel erreicht worden zii sein. Damit ist aber dnrcb keineswegs gesagt, dalJ anch das Recldsleben als Einheit zn betrachlen sei. In jedem grölJeren politischen Gebiet nuiBte ein besonderer Kampf gefiihrt werden, am Einheitlichkeit in Rechlsordiumg and Rechtsanwendimg zii erzielen. Besondere Aiifmerksamkeit miiBte man hierbei den scbweren Verbrechen widmen, da diese die Kehrseite des Fendalsystems bildeten, welches seinerseifs die politische Einignng verschiedeiier Länder ermöglicbt hatte. Die militärlechni.schen Veränderiingen des Mittelalters,*’ brachlen eine kraftige Macbtverscbiebiing zwischen den verschiedenen ^ (iANSHOF Was waren die Kapitularien? 36. •’ Liebermann 11:607 .Stichwörter Ungeliorsam und 642 Scliutz. ® I Ew 1,1 und 2,1 Vgl. .loLLlEFE Constitutional History of Medieval läigland 100. ■ .\f 37,1 und 37,2, wo sich .Strafheträge von 120 .Schilling,' finden. was dem Bussbetrag för ovcrseunessn entspricht. ** Ine 52. *• Die .\ufmerksamkeit ist u.a. auf das Erscheinen des Steigbugels gelenkt. Nälieres daruber bei White Medieval Technologi and Social Change, besondcrs Kapitel 1, Stirrup, Mounted Shock Combat, Feudalism, and Chivalry. I'erncr Lönnroth Roms fall in Historia och dikt 32.

17 (iriippen dt'r llt*v(')lkerung mil sich. Abhani'igkeilsvt'ihiiltnisso voix aiulrrer Arl als die his dahin Iradilioiudlen zwiscdien I'roien iiiid I'ldreien eiilslandeii. Bald waren sie aidgezwuni^en, bald I’reiwilliff eingo^'ani'xMi. \\\*senllich isf. dal.l sie wirklich existierlen iiiul dab sie ihre Wiirzel hatleii in dem \’erlani»en der Menschen naeh Selndz l)ei einem stärkeren Parluer in einer Well der Clewall nnd Wall'en. Aber mil der Abhiingigkeil erwnehs aneb die Verpt'liebinng, (ban Sliirkeren bei der ^"er^oli,nlnl^ seiner Inleressen zn Dienslen zn sein. Ihid damil isl aneli die privale Armee eine Uealiliil, nnd damil war aneh die Mxigliehkeil zn rbergrii'fen, (lewall, l^berlallen imd sehwereren \’erbreehen {»egeben. Die bnilwieklnng der Abhängigkeilsverhällnisse nnd die Bek:imi)l'nng sehwerer \’erbreehen liiBi sieh vielleiehl nirgends so gni verlolgen wie im angelsaehsischen bnigland. Ob die I’endalen Abhiingigkeilsverbiillnisse in luigland shirker eniwiekell waren als in irgendeinem anderen Land. liiBl sieh nielil ohne weileres bebanplen. Wesenllieh isl, dab wir von diesen angelsaehsischen W'rbiillnissen mehr luissen als von gleiebarligen \'erh;illnissen anderer Liinder. I'nsere Kennlnis der Abhiingigkeilsverbiillnisse im angelsiiehsiseben bnigland isl znm groben Feil dnreh das Doincsdaii Book v(‘rmillell worden. das eine Folge der Kalaslrierung war, die Willielni der ICroberer von den \’erhiillnissen in dem von ibm eroberlen Land vornebmen lieb. Sebon vorher findet man indes in der (ieselzgebnng des 10. .labrbnnderls, dab Abbiingigkeilsverhiillnisse von liel' einsebneidender Nalnr vorgelegen haben iniissen. So wil'd in Y As 1 von oltcriiis homo in Worlen gesprochen, dab der bnndriiek enislehl, als sei jedermann (ilteriiis homo eines anderen gewesen. Domi’sdoij Book vermitlell von commeiid(dio den Kindrnek. dab dieses Inslilnl das schwiiebsle Band zwischen einem llerrn nnd seinem ..Mann“ isl, dab man aber im allgemeinen annebmen mnb, dab jeder (irnndeigenliimer einen ..llerrn“ bal.’- Alls nnget'iihr derselben Zeil gibl es eine Beslimmnng. die in der gleichen Arl Vorscbriflen iiber das .\bhiingigkeitsverhiillnis LiKiiKiiMANN 1: 1(57 (Juiulripartitus. Maitland Domesday Book and beyond (58. ibidem 70. 2

18 niitteilt. näinlich II As 2,^'^ woraiis hcM'vorgeht, class es keiiu' herreiilosc'n Menschc'n gebc'ii clurt'te. sc^ndern man solllo, wtam niclit die Sippe einen Hiirgen fiir ihn slellen koiinle, aid' dein Thing einen Herrn oder Vorinnnd fiir ihn zn linden suchen. Der gleiche Geist spriehl ans der Besliininnng in Ill l]g (>, Qnadripartitus.'^ Ahnliche Hestiininnngen linden sieh in 1 Air 1 nnd II Gn 20. Ahhiingigkeilsverhiillnisse hatten also leiehl ziir Folge. dad schwerere Verhreclien in Gestalt von Banden- oder Scharenverhrechen charakteristisch t'iir die Zeit wiirden. Hire Bekiiinpt'ung konnte allcin dnrch den politisch inächligsten Faktor des Landes, den Kc'niig. geschehen. Die Parliknlargeselzgehnng. die naeh der politischen Kinignng eines Landes beslehen hlieb. reichte nicht ans, inn den Kriegeradel iin Zaiiine zii halten, iind der K('»nig konnte nnr init llilfe anderer diese Maeht bekiiinpl’en oder sieh hesondere Gerichlsharkeit hinsiehtlich bestiininter Verhreehen vorhehallen. Aher der Kainpf ert'orderle in gewissen Fiillen spezielle Zwangsmitlel in Gestalt einer besonderen Gesetzgelning fiir das gauze Reich. Fine solche Gesetzgehung kain durch die Kapilularien Karls des GroBen znstande. vornehmlich dnrch die capitiila Icf/ibus (tddenda. dnrch welche das Recht der verschiedenen. von Karl heherrschten gerinanischen Sfännne mil einer nenen Gesetzgehnng ans der kaiserlichen Kanzlei ergänzt wnrde. Geivisse Fragen werden iveiler nnlen niiher behandelt,^^ die Darstellnng kann jedoch ans versfiindlichen Griinden dnrchans keinen Ansprnch anf Anstiihrlichkeit erhehen. Die Frage wire! vornehinlich ans dein Grande heriihrl. nm zn zeigen, wie das zentrale Gesetzgehnngsprohlem von den Franken nnler den ersten Karolingern gelöst wnrde. Iin angelsächsischen England trägt hereils eine Geselzgehnng Alfreds des GroBen Nainen. Jedoch werden vor allem dnrch seine S(')hne nnd hesonders in der nach Ednard henannten Gesetzgehnng gewisse Institute so ansgeslaltet, daB die kc'niigliche AnfoEt (liximus de illis qui dominos non hnhent, de qiiihns rectum difficile conquiritiir nut nullum, ut precipintur cognntioni eorum. ut eos ad rectum adducat et dominum eis inueniant in comientii publico. Et omnis homo inueniat sibi plegium; ct idem custodiat et ducat eum ad omne rectum. I'ntcn 105 ff.

19 rität mil dem Anspruch aiit'lritt, in Reclitsfragen Respekl I'iir ilire (iesichlspimkle im gan/.en Laiule zu verlangen, wiihrend Alfred sieh damil hatle l)egniigen miissen, dalJ seine \"orscliriften die Westsaehsen l)elrafen.^** In diesen l)eiden Fallen slehl der handelnde Kiinig nieht allein, sondern er bernft sieh anf die in dieser oder jener Form geleisfete lAilersliilznng seiner Reraler oder hohen Wiirdenträger, wenn er einen Znsalz maehen will, wie zum Beispiel Karl in beslimmten Kapilularien von consensus spriebt oder Fdnard sieb anf die Beratnng mil seinem loHon odcr den sopicntes beruft.**^ (Irnnd nnd Ursprung dieses königliehen Geselzgebnngsr(‘ebls isl aber damit niehl geU'ist. Besonders in germaniseher Reehlsanschannng ist beloni worden, daB der König unter dem (iesetz slehl nnd dnreh dieses gebnnden isl.**’ Unzweifelbafl ist dies in maneherlei I linsicbl der I'all und läBt sieh auch ans dem sehwedisehen Landsehaflsreebl belegen.-” Aber damit der Kiinig das ReebI hat. (leselze zn erlassen. isl offenbar erforderlich. daB er iiber dem (leselz slehl. Beslehendes Reehl, dem der Kcinig imlerworfen isl. zn iindern. isl an sieh ein Widersprueb. Soil er das Reehl iindern kcinnen. darf er selber dadurch niclil gebimden sein. Damil kann anch das zweile der beiden gegensiilzliehen Frinzii)ien formuliert werden. Princcf)s Icyibns soliitus e.s7,-* was aucb Xieblveranlworllielikeil des Kiinigs lieiBen kann. kb' ist also dureh das Geselz niebi gebnnden. er ist llerrseber von (lolles Gnaden nnd allein Goll fiir seine Talen verantwoiilieb.-’ Mil dieser Feslslellnng isl die I'rage jedocb noeb niehl geKisl. Mil Reeht kann man die Frage slellen. woher dieser Gedanke Af El 4<).10. '' C.oiiscMisiis, nil-lit voni Voiko sonilorn von den (irosseii Vi,'l (Ianshoi' Was waren die Kapilidarien? 54. 11 Ew 1. Dies wird bosonders in deiu Kriimings- odcr Thron^eliibde hcrvorj^choben. .Sichc Kehn (ioltesiinadenlinn nnd Widersfandsreebt 131 If. nnd die riiersicht 302 .\nm. 289. Heis])ielsweise die \0)rsehriften iiber den Könii^sinnritt — criks</(it(i ■— in UpL K 2, \'^E I R 1. N'^gE 11 R 1. In den beiden lelzleren tlesctzesartikcln aneb die Vorschriflcn iiber das Recbt des Königs unter gewissen Redingungen drei Miinnern l-'rieden zu gewiihren. RrrssoN Potestas und (airitas 83. -- Ki:i?n a.a.O. 202.

20 .staniint. I)al3 diose Vorslelhing vud späler ini MitlelallcM' fest verwuiv.ell war, als der Kiaiig vicdriiis war, ist eine andore Saclie. Die I’rage laulel hier. wolier die Aurtassuiig, der Kiinig sei voiH (leselz geliisl uiid herechfigl, selher (leselze zu erlassen, iin 0. und 10. Jahrhunderl slaninit. Xun läBt sieli diese Aiirfassung bei Hrabams Maurus naehweisen, eineni der gelehrtesten Theologen seiner Zeil. geboren inn 780. Erzbischof von Mainz 847, gestorl)en 850 daselbst. Xach der Abseiznng I.udwigs des Froinmen 883 kanien ihm, wie aneh einigen anderen Gelehrten. jedoeh Zweilel an der Herechtignng dieser MaOnahnie. nnd er brachte sie in einer Schrilt. Liber de reverentUi filiorum er(/<i jxitres et subditorum erya reyes'-^ ziiin Aiisdruck. Bereils mil der gesefzgeberischen Täligkeit Karls des (IroOeii darf dieses Problemjedoeh als prakfisch gelösl betraelilel werden. Der Ansprneh aul' das Bannrecht. den Karl (iir sicb geltend macbte nnd in der Tat anch krat'1 der ganzen Anlorilät seiner Perscuiliehkeit dnrehselzte. kann kanm Zweilel dariiber hervorgeruten baben, ob er bereehligl war, Geselze zn erlassen nnd zn ändern. Was dariiber liinans jeder evenluellen Kritik den Boden enlzog. war der Umstand. dal.l er sieh des consensus seilens der GroOen versicherle. Spälere Forschnng anf diesem Gebiel hat ergeben. dal.1 man jetzt geneigter ist, die Reehlskraft der Gesetzgebnng von der Forderiing naeh consensus abbängig zn maeben als von dem karolingiseben Bannreebt. Die Kapifiilariengesetzgebung sollte mit anderen Worten keine einseilige ktiniglicbe Tätigkeil sein, sondern eber als ein zwiscben dem Kiinig nnd den Grol3en des Reiches getroffenes (’hereinkommen zn belracbten sein, das danacb als Geselz Gestalt annahin.-’’ Fiir die angelsächsiscben \’erbällnisse stellt sicb dieses Problem bedeutend klarer dar. Ilier lag das lianptgewicbt anf dem Krö- — rex, ciiin sit Det vicnrius in terra —zitiert aus Bracton iind wicdcrgegeben bei Pollock Maitland History of English Law I: 182, Gagnér Studien znr Ideengeschichte der Gesetzgebnng 853. Kern a.a.O. 357 ff. Vortrag von E. K.ai’FMAnn aiif dein Dcutschen llistorikertag in Wien am (). Oktober 1964. Kurzes Referat in Tijdschrift voor Rechtsgeschiedenis 1065, Deel XXXIII, avievering I: 170. .\nch Ganshof Was warcn die Kapitularien? 52 ff.

21 miiif^si'id, den der KTmifi vor deni I'rzlnsehot' alizulej’en halle nnd dessen lunjilänger das Volk war. l)er Zeilpnnkl I'iir das ersle Aiiflrelen dieses I^ides isl nni'ewil.l. lA’ diirl'le sich spälestens voin 10. Jahrhnnderl dalieren. iniiglieherweise bereils voni 8. Jalirhnnderl.-*’ l)er Inhall. wie er aus deni Text liei Liebehmann-' nnd Kekn-*^ liervorj^elil, isf, dal.l der Kiinif' sieh verptliclitel. den Frieden i’iir Golles Kirelie mid das (’.hrislenvolk zii waliren. Rani) inid lbii»ereelitii,dveilen aller .\rl zn verliindern nnd in alien Urieilen Reelit nnd Rarniherzii,'keit wallen zu lassen, aui' daB der gniidif^e nnd barnilierzi^'e Got! alien seine ewige Gnade selienken nnif'e. Daniil war, was angelsäelisiselie \’erliäUnisse betraf, das Gesetzf'elninj'sreelil des Kiinigs klar inid iinwiderlegbar, nnd es wiirde anch wälirend niindestens dreier .lalirhunderle in diesein Geisle ausi»eubl. Selbsl bier isl jedoch zn bedenken. daB dies znsaninien mil den GroBen des Reiebes in k'oriii von Ralsebliii'en seilens der ivitdn Oder sapientes ^esehali mid soniil Abnlielikeil mil deni consensus ant’wies. der I'iir die I'riinkisehe Geselzi’ebergewall vorans^esetzt wnrde. Die liisloriselie Geffebenbeil bei der Rebandlmii' der sebwereren Verbreeben in den nordischen Ldndern isl darin zii erblicken, daB diese anl'ani's als imbiiBliare \'erbreelien fallen, d.li. als Verbi’eehen. die nielil mil einer GeldbuBe zn snbnen waren. sondern die ans irj^endeineni Grinide als so gravierend belraehlel warden, daB sie I'liedlosif'keil oder eine Kapilalsirat'e naeli sieb zof^eii. Ziir Zeil des Sippenf»enieinwesens hat jedoeb die Xeii,nm^' beslanden, zwisehen den Parleien, am liiinl'if'slen zwisclien den .Sippeii, in denen \'erl)reelien dieses f'ravierenden ('.haraklers vorgekommen waren, einen W'ri^leicli znslande zii bringen: imd ein jJtroBer 'I'l'il der A’erhandlimj’en aid' deni Fliiiij» dienle eben dieseni Reniiihen. Daraus ergab sicb aiicli die Rereilsehall, Formen zn Tinden, dnreb welelie selbsl imbiiBbare \'erbreclien biiBbar wiirden. ein Ibnsland, der zur wirkimgsvollen Rekiimpl'ini^' oder Findänimuiiif dieser Verbreeben kainii lieiifelragen liaben diirfle. Mil der Kkun a.a.O. 804. Proniissio rej^is Sacr. cor. bei I.iebeumann I:‘214 If si>wie II:r)02 Slieliwort Kroniinij.'tcid. Keun a.a.O. 804.

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