RSK 6

B ) Die hiirbitte als Recbtsfigur Die I'iirhirre war cine l^scheinuiig iiii sclnvedischen Srratreeht, die es heiire iiichr mehr gihr. Weiiii eine Person n'oii eineni niederen (ieriehr zu der ini Cieserz festgesrellren Srrafe \ eriirreilr worden war, legte man den Prozess x'or dem Nbllziig der Strafe ex officio der h(‘)heren Instanz, dem 1 lofgerieht, znr Priifung xor. Der KUiger, und aiich andere Personen, hatten hei dieser Priifiing die Möglichkeit, \()m 1 lofgericht zu hegehren, dass die Nom niederen (iericht zugemessene Strafe hestätigt oder das Lrteil gelindert werde. I’Ls handelte sich also um die \ erzeihung des Klägers. In .Mteuropa war I'iirhitte, auch als “intercessio”, ein hekanntes rechtliches Institut; \<)n der Kirehe sowohl in der Beiehte als auch im kanonischen Recht und in dem gemeinen X’olksunterricht henutzt. ' liin Xbrhild konnte man im nunischen Recht f'mden. kune “intercessio” konnte man hei dem Kaiser einlegen, in der 1 loffnung, dass der Kaiser dem \erhrecher seine (inade - ‘‘dementia” - zeigen wiirde, und so ihn \on der Strafe \ erschonte. ^ Immittelalterlichen und friihneuzeitlichen Recht steht die “k'iirhitte” im (iegensatz zum “strengen Recht” (“ius strictum”), in Analogic zur “dementia”, die auch in diesen (jcgensatz gestellt w iirde. ' Die k'iirhitte ist also im einzelnen I'all ein Argument, mild statt streng zu sein. Die k'iirhitte ftir den V’erhrecher soil schon xor dem Lrteil eingelegt werden.' In der Straf73 DITTRICH, o. Geschichte der Ethik. Die Systeme der Moral vomAltertumbis zur Gegenwart. Driller Band. Mittelalter bis zur Kirchenreformation. Leipzig 1926. S 34 “Furbitte.” Feine, H. E. Kirchliche Rechtsgeschichte. Band I. Die kathotische Kirche. 2. Aufl. Weimar 1954. S 66. 74 WINKLER, K. dementia in der Spatantike. Bonn 1955. S 24!., 37, 43, 63ff., 73 “die, die Christus nachfolgen, dementia Liben sollen”, 77!. Bellen, FI. “Zur Appellation vom Senat an den Kaiser" in; ZRG (Rom. Abt.) 1962. S 145, 148 “Die preces ad principem mussen demnach aufgefasst werden als Bitten um Gnade”, 151. 75 KRAUSE, H. Kaiserrecht und Rezeption. Heidelberg 1952. S 99. frauenstadt, p. “Das Begnadigungsrecht im Mittelalter. Ein Beitrag zur Geschichte des Strafrechts” in: Zeitschrift fiir die gesamte Strafrechtswissensschaft 17 (1897) S 902. 76 HIS, R. Das Strafrecht des deutschen Mittelalters. Teil I. Leipzig 1920. S 396 “Soweit die Gnade bereits im Urteil zum Ausdruck kommen soli, wird die Gnadenbitte der Urteiisfindung angebracht... Auch die Furbitte kann schon vor demUrteil erfolgen. In der Landschaft Davos fordert das Gericht geradezu zur Furbitte auf, bevor man zur Urteiisfallung schreitetTeil II. Leipzig 1935. S 188. frauenstadt, a.a. s 902. sellert, w. - ruping, h. Studien- und Quellenbuch zur «7

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