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Notker Hammerstein 44 schiedlichem Erfolg gekrönt, nicht anders iibrigens wie im protestantischen Reichsteil auch. Denn auch dort verblieb die Mehrzahl der Universitaten auf eher bescheiden-territorialstaatlichemNiveau. Es ist insofern eigentlich eher bemerkenswert, wie viele, und bis zu einem erheblichen Grad auch erfolgreich, sich die meisten kadiolischen Universitäten „verjungten“ und verbesserten. Mit wenigen Ausnahmen wie Köln, Freiburg, Graz z.B. holten sie in kurzer Zeit nach, was sie seit Ende der gegenreformatorischen Auseinandersetzungen, demDreiBigjährigen Krieg unterlassen batten. Universitäten wie Mainz, Wurzburg, Ingolstadt, Salzburg — der glanzenden Ausnahme, der benediktinischen Universitat unter den ansonsten von Jesuiten iiberwölbten katholischen Hochschulen^^ —Wien und Innsbruck erreichten AnschluB an die fuhrenden protestantischen Universitäten. Fiir alle war und blieb Göttingen zwar das unerreichte Vorbild, aber von da ubernahmen sie auch die Vorstellungen des Kanons erneuerter Wissenschaften, die dortige Hierarchie und Methodologie dieser Wissenschaften als bestimmendes und paradigmatisches Erbe. Es waren imGrunde die alten und fortgefiihrten Halleschen Errungenschaften. In einigen Punkten brachte das begreiflicherweise Probleme fur das Selbstverständnis der katholischen Territorien wie auch ihre Wissenschaftstradition. Die naturrechtlichen Erneuerungen bezweckten, die Bevormundung der Wissenschaften —und zugleich des Lebens in Gemeinwesen — durch die Theologie zu uberwinden. Der weltlichen Macht — dem Staat, um es modern zu formulieren —sollte das ihm zukommende Recht, fur die Gliickseligkeit seiner Untertanen zu sorgen, ausschlieBlich eignen. Insoweit zielte Pufendorf bereits auf eine weitgehende Mundanisierung der Welterklärung, erkannte er dem Fursten die entscheidende Rolle bei der Verwirklichung dieses Zieles zu, wie bekannt. Ein entschiedener Absolutismus kennzeichnete insoweit seine Auffassung vom Leben im Gemeinwesen. In Halle verstärkte sich diese Tendenz zur Freiheit vor der Theologie in alien nichttheologischen Fragen noch weiter. In einer ,.Historisierung“ der Wissenschaften —nicht zuletzt auch des traditionellen Naturrechtes selbst —wurde zum einen die rigid absolutistische Haltung Pufendorfs gelindert wie zugleich auch die Enttheologisierung der Wissenschaften und der Welt auf den methodologisch entschiedensten Punkt gebracht, der der deutschen Aufklärungerreichbar war. Die katholischen Aufklärer erstrebten nun ebenfalls ein Zuriickdrängen Zur Universitat Salzburg jetzt — zugleich ausfiihrlich mit der alteren Literatur — L. Hammermayer, Salzburg und Bayern im 18. Jahrhundert. Prolegomena zu einer Geschichte ihrer Wissenschafts- und Gelstesbeziehungen im Spätbarock und in der Aufklärung, in: Mitteilungen d. Ges. f. Salzburger Landeskunde, Bd. 120/21, Salzburg 1981, 129 ff.

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