RS 12

Samuel Pufendorfs Naturrecht 27 Coccejus in Heidelberg gelesen. Auch Rechenberg und Pregizer in Tubingen, mit denen Pufendorf eifrig korrespondierte, sowie in Jena Georg Götze und Johann Philipp Slevogt haben friih das Naturrecht gelehrt.^^ Uberhaupt beruht die weitere Entwicklung der Lehre des Naturrechts in Deutschland auf der Wirkung und Beriihmtheit Pufendorfs. In ihrem Sog wird Grotius in die Lehre einbezogen. In Tubingen wird 1684 zusammen uber Grotius und Pufendorf gelesen, ebenso auch 1700, 1717 und 1722.22 Ebenso ist cs in Altdorf, wo schon 1680 Grotius behandelt wurde und wohl auch schon damals Pufendorf. Die erste Vorlesungsankiindigung uber Pufendorfs „De officio hominis et civis“ ist freilich erst aus dem Jahr 1688/9 erhalten; doch braucht das nicht der erste Versuch zu sein, weil die Privatvorlesungen selten in den friihen Vorlesungsverzeichnissen aufgefiihrt sind. Jedenfalls bemerkt Omeis 1695, daB er Pufendorfs Ansichten schon friiher abgehandelt habe. Pufendorfs Naturrecht ist in Altdorf seit 1689 dauernder Bestandteil der Lehre in der praktischen Philosophic.^^ Im letzten Jahrzehnt des 17. Jhs, nachdem sich Pufendorf mit Hilfe von Thomasius in Deutschland durchgesetzt hatte, verbreitet sich die Lehre des Naturrechts. In Halle lesen seit der der Griindung Thomasius und Buddeus dariiber, in Kiel ab 1689 Musäus. Auch in Greifswald und Helmstedt,“^ wo seit 1692 Philipp Ludwig Böhmer öffentlich iiber Pufendorfs „De officio“ best, hat um dieselbe Zeit das Naturrecht FuB gefaBt. Die Lehre des Naturrechts ist dabei fast ausschlieBlich in der praktischen Philosophic, also in der philosophischen Fakultat beheimatet. Die Ausnahmen, daB Professoren der juristischen Fakultat das Naturrecht abhandeln, lassen sich dadurch erklaren, daB sie die besser bezahlten Stellungen dieser Fakultat vorgezogen haben. Auch sie lesen das Naturrecht iiberwiegend im Rahmen der praktischen Philosophic, wie das Beispiel von Samuel Rachel in Kiel zeigt. Obwohl seit 1666 in der juristischen Fakultat, hat er die Fthik des Aristoteles herausgegeben und in einer langen Finleitung sie mit demneueren Naturrecht verglichen. VII Die Ankniipfung an die philosophische Fakultat können wir auch feststellen, wenn wir die Institutionalisierung des Naturrechts auf den LehrZu den Jenaern vgl. Geschichte der Universität Jena, Bd. 1, S. 141, 147 f., die anderen Nachweise bei Denzer, Pufendorf (Anm. 6), S. 318. Vorlesungsverzeichnisse der friihen Zeit sind aus diesen jahren erhalten: Ordo praelectionum in Universitate Tiibingensi 1664—1800, UB Tubingen Paed. E 325; Ordo studiorum 1684, 1717, UB Tubingen L XV 11a 4o. Catalogus Lectionum ab A. 1586—1722, Stadtbibl. NUrnberg Will 5 319a 4o; Magnus Danielus Omeis, Gloria Academiae Altdorfinae . . ., Altdorf 1683. Catalog! lectionum et exercitationum in Academia lulia, Herzog August Bibliothek Wolfenbiittel YQ2 4» Helmst.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=