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tout Heusler,' class die Graugans in ihrer Gesamtheit nicnnals hätte geltendes Recht sein köiincn. Gerado das Straf- iind Prozessrecht sei ohne Zusaminenhang mil den Realitätcn des Lebens iind stelle ein l)lossc's »Gc^dankengespinst der Rechtssprecher« dar. Zweifellos liegt dic'sen Gedankengiingen ein Wahrheitsmoinent ziignnide. Es ist jedoch schwierig zn entscheiden, welche der in der Grangans enthaltenen Gesetzesabschnitte sich wirklich anf die dainaligen Lebensverhältnisse bezogen haben nnd welche nichts mil ihnen zn tnn batten. Ein weiteres Problem, das mit der Graugans verkniipft ist nnd dem grössle Bedeutung beigeinessen werden muss, ist die Frage, welcbe Stellnng die Graugans innerhalb des ältesten germaniscben Rechtes besessen hat. In friiherer Zeit gait die Graugans als die germanische Rechtsquelle scblechtbin. Fiir Wilda z. B. stellt die Grangans die Rechtsquelle dar, aiis der das nrspriinglicbste gemianische Stralrecht entnommen werden kann.® Fine ahnliche Auffassiing wire! von Finsen vertreten, der ausserdem betont, dass der in der Grangans enthaltene Abschnilt ul)er den Totseblag, Vigslodi genaimt, zu den allerältesten Teilen des Gesetzes gehört.® Von seiten moderner Forseber ist eine diametral entgegengesetzte Auffassung vertreten worden. So baben vor allem Heusler iind Gaecleken nachdriicklich betont, dass die Grangans diejenige germanische Recbtsquelle darstellt, die sich von dem ursprunglicben germaniscben Recbt am weiteslen entfernt hat.^® Doeb ist das Problem immer noch niebt endgiiltig gelöst. Es verdient in diesem Ziisammenhang daraiif bingewiesen zii werden, in welcher Weise Larusson — ohne aid' die oben angefuhrten Gedankengiinge eingegangen zu stun gans charakterisiert»Gragas indtager . . . en sanslilling blandt de leldre nordiske love. Den er mindre folkelig end disse, mindre ])rimitiv. Den bar ikke saa megen allitteration i sine bestemmelser, ikke saa mange ordsproglignende fyndord. Dens stil er nogtern og ligeI'rein, klar og logisk. Den bar et bogligt pr^eg, som de andre gamle love savner.« (Die Graugans nimmt eine Sonderstellimg iinter den ältercMi nordischen Gc\setzen ein. Sie ist weniger volkstiimlicb als die Gran- ’ Heiislor. Sirafrecht d. IsUinder.saf’as. .S. 224 f., und Heusler, Kbk, S. XXVI. * Siehe Wildas Darstelliing der Friedlosigkeit auf S. 278 ff. * Finsen, Isl. Relshist., S. 141 f. Heusler, Sirafrecht d. Isliindersagas, S. 3; Gsedeken, S. 148. “ Larusson, Gragas, .S. 477. 119

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