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Jeder Beruf dient also einem von Gott gesetzten Zweck.Da dem Menschen sein jeweiliger Beruf von Gott anvertraut worden ist, fordert dies, wie Savigny gegenüber dem Mediziner Johann Nepomuk von Ringseis zum Ausdruck brachte, Wir begegnen auch hier einem Ausschnitt aus der religiösenVorstellung, die sich hinter der Passage aus dem Brief vom29.Dezember 1834 an Balug’janskij mutmaßlich verbirgt.Darauf weist, wie wir sehen werden, auch die konkrete Beschreibung von Balug’janskijs Beruf hin. Wenn Savigny den „Beruf“ Balug’janskijs des näheren als ein „Missionsgeschäft“ bezeichnet, ist dies vor dem Hintergrund zu verstehen, daß Savigny seinen Adressaten als hochrangigen Beamten des Zarenreiches wahrnehmen mußte. Allein dessen Herkunft aus dem westlichen Ausland konnte für Savigny keinen Anlaß dafür bieten, ihn als Außenstehenden zu vereinnahmen. Denn Ausländer bzw.Nichtrussen waren auf verantwortlichen Positionen im Zarenreich keine ungewöhnliche Erscheinung. Balug’janskij repräsentierte insoweit die zu „missionierenden“Verhältnisse. re cht swi s s e n scha f t al s j ur i st i sch e dok t r i n 54 131 Raub-Domnick, Friedrich Carl von Savigny (o. Fn.130),S. 176; vgl.A. Dufour, La Religion de Savigny, in: Persona y Derecho. Revista de fundamentación de las Instituciones Jurídicas y de Derechos Humanos 24 (1991), S. 49-67 (57).Wo Savigny vom Beruf spricht, ist der Gottesbezug oft nicht weit.Vgl. seinen Brief an J. L. F. Göschen vom4.8.1817(UB Marburg,Ms.1022/11,S.2), in dem er diesen auffordert, dem von ihm wahrgenommenen Niedergang der Fakultät in „wahrer innerer Gemeinschaft“ entgegenzuwirken: „Ich beschwöre Sie, lassen Sie uns beide dieses ernstlich als einen von Gott gegebenen Beruf ansehen und treu darüber halten (...)“; ferner Savignys Brief an seineTochter Bettine „Zum Christfeste 1820“, in dem er erklärt, auch der „kleinste Beruf“ müsse dem Menschen „würdig, ja heilig werden“; bei A. Erler, Zwei unbekannte Briefe Savignys an seineTochter Bettine, in: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1981, S. 343-364 (357). 132 Savigny, Brief an J.N.Ringseis vom28.2.1834, bei O. Pfülf, Savigny und die Dinge in Bayern, in: Stimmen aus Maria Laach. Katholische Blätter, Bd.67 (1904), S. 188206 (201); für den Zusammenhang vgl. unten S. 72. „die hingebende Liebe zum Beruf, deren rechtes Siegel nur in dem Gefühl liegt, daß wir Gottes Amt führen in jeglichem Beruf.“132 c) Die Bezeichnung von Balug’janskijs Aufgabe als „Missionsgeschäft“ ist, und unsere Berufsarbeit, recht gethan, ein stets fortgehender Gottesdienst.“131

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