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ein. Speranskij äußerte seine Überzeugung, es gebe, obwohl das römische Recht für das im Zarenreich geltende Recht mit Ausnahme der Ostseeprovinzen nicht bedeutend sei,doch keine festere Grundlage der juristischen Bildung als das Studium der Pandekten.55 Es gelang den Vertretern der Zweiten Abteilung, mit Savigny die Betreuung der russischen Studenten an der Berliner Universität und besonders ihre Unterweisung im römischen Recht zu vereinbaren. Im September 1829 fuhren die Stipendiaten nach Berlin.56 Mit ihnen war der Deutschbalte Julius Gustav Petersen (Peterson,1806-1844) entsandt worden, der nach seinem Jurastudium in Dorpat selbst umAufnahme in die Zweite Abteilung gebeten hatte, dann mit den russischen Stipendiaten zusammen die Vorlesungen hörte und ihnen zusätzlich Deutschunterricht gab.57 In Berlin übernahm er die Aufgabe des Betreuers und Aufsehers der Gruppe, eine Funktion, in der er sowohl von Savigny als auch von Balug’janskij und Speranskij bestätigt wurde.58 Die Entscheidung dafür, die Stipendiaten ausgerechnet bei Savigny das römische Recht studieren zu lassen, dürfte auch durch die Erwartung der Verantwortlichen begünstigt worden sein, bei dem Berliner Gelehrten auf bestimmteVorstellungen vom Geltungsgrund des Rechts zu treffen. Die Historische Rechtsschule verstand sich nämlich, wie bereits aus Savignys frühen Programmschriften bekannt war,59 als Überwinderin des Naturrechts.60 Ihr Erbe, der rechtswissenschaftliche mart i n ave nar i u s 31 55 Brief von Speranskij an Savigny vom10.9.1829anläßlich der Entsendung der Studenten nach Berlin, bei Majkov, Speranskij (o. Fn. 37), S. 625; vgl.Torke, Das russische Beamtentum (o. Fn. 40), S. 161, Fn. 233. 56 Vgl.Andreev, Russkie studenty (o. Fn. 46), S. 302 f.. 57 Andreev, Russkie studenty (o. Fn. 46), S. 302. 58 Vgl. den Brief Speranskijs an den Minister für Volksaufklärung Karl Andreevič Liven (Carl Christoph v. Lieven) vom8. September 1829, abgedruckt bei Majakovskij/Nikolaev (Hrsg.), S.-Peterburgskij Universitet (o. Fn. 40), S. 489 f., ferner Speranskijs Schreiben vom4. November 1829 an den Stipendiaten Ornatskij bei Majkov, Speranskij (Teil 2, o. Fn. 53), s. 244 f.. Über Petersen vgl.A. Hasselblatt/G. Otto,Album Academicum der Kaiserlichen Universität Dorpat (1889), S. 139, Nr. 1968. 59 Auch aus russischer Sicht wird an den frühen Schriften Savignys deren Bekanntheit hervorgehoben.Vgl.V.Nečaev,Art. Savin’i, Fridrich-Karl, in: F.A. Brokgauz/I. A. Efron (Hrsg.), Ėnciklopedičeskij slovar’, Bd. 28 (1900), S. 32-34. 60 Silnizki, Geschichte (o. Fn. 3), S. 425; F.Wieacker, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 2.Auflage (1967),S. 373; zu SavignysVorbehalten gegenüber dem preußischen 4. Das Studium an der Berliner Universität

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