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An dieser Anthropologie fällt der starke Anklang auf, der sie mit der Lehre von denTeilen der Klugheit (prudentia) des Menschen verbindet, wie sie der junge Cicero in der Schrift De inventione aus dem Unterricht seines damals in Rom weilenden Lehrers in der skeptischen Philosophie Philon von Larisa niedergeschrieben hat, und zwar zunächst als Bestandteil einer Lehre der nach corpus und animus analysierten menschlichen persona, wie sie auch dem klassischen Recht zugrundeliegt.55 d i e k o d i f i k at i o n u n d d i e j u r i s t e n 47 AUGUSTINUS, De Trinitatae X11, 18 Haec igitur tria, memoria, intelligentia, voluntas, quoniam non sunt tres vitae, sed una vita; nec tres mentes, sed una mens: consequenter utique nec tres substantiae sunt, sed una substantia (Diese drei also, Gedächtnis, Begreifen,Wille, sind, da sie nicht drei Leben, sondern ein Leben bilden, auch nicht drei Bewußtheiten, sondern ein Bewußtsein; folglich sind es jedenfalls auch nicht drei Substanzen, sondern eine Substanz.) ... ... quidquid intellego, intelligere me scio, et scio me velle quidquid volo: quidquid autem scio memini.Totam igitur intellegentiam totamque voluntatem meam memini (Was immer ich begreife, von dem weiß ich, daß ich es begreife; und ich weiß, daß ich will, was immer ich will; was immer aber ich weiß, das erinnere ich.Also erinnere ich all mein Begreifen und all meinWollen.) X10,18 Duobus igitur horum trium, memoria et intelligentia, multarum rerum notitia atque scientia continentur: voluntas autem adest, per quam fruamur eis vel utamur. (Von den beiden, vom Gedächtnis und vom Begreifen, wird die Kunde und das Wissen vieler Dinge erfaßt; der Wille aber ist zugegen, damit wir durch ihn diese Dinge nutzen und brauchen können.) 55 Die Tugend, von der die prudentia ein Teil ist, wird definiert als (II 53, 159) “animi habitus naturae modo atque rationi consentaneus” (eine mit der Natur und derVernunft übereinstimmende Haltung des Bewußtsein) und findet durch den Begriff des habitus Anschluß an die Lehre von der persona und ihren Attributen (I 25, 34 ff.). Denn unter den Begriff des habitus, der definiert wird als “animi aut corporis constantem et absolutam aliqua in re perfectionem”, gehört auch der habitus virtutis. Die Beziehung zu dem klassischen Edikt, von der aus Servius, der Mitschüler des Ciceros, das Recht reformiert hat, ergibt sich auf vielfältige Weise, in schlagender Weise etwa dadurch, daß die Tugend der iustitia sich, wie insbesondere die Kontinuität des Edikts De pactis conventis vor Augen rückt, auf das durch Servius klassische gewordene Rechtssystem bezieht (II 53, 161-54, 162; II 22,65; Partitiones oratoriae 37, 130.) CICERO, de inventione II 53, 160 Prudentia est rerum bonarum et malarum neutrarumque scientia. partes eius: memoria, intellegentia, providentia. Partes eius: memoria, in-

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