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eine Fülle von Reglementierungen knüpft. DerVorgang ist dadurch mit der Kodifikationsidee verknüpft, weil er sich in plakativer Weise im Personenrecht des BGB niederschlägt. Im folgenden möchte ich das damit aufgeworfene Thema so behandeln, daß ich zuerst im Teil I eine Skizze des langen Weges gebe, auf dem die Kodifikation den Sinn eines von einem einheitlichen Geist erfüllten Gesetzbuches erlangt hat. Sie wird sichtbar machen, welche produktiven,“poetischen” Kräfte daran beteiligt waren, den geistigen tätigen Menschen in das Zentrum des Rechtsbildes zu setzen und damit auch die kritischen Maßstäbe dafür liefern, die in einem kürzerenTeil II den sich zur Zeit abzeichnenden Funktionalismus am Beispiel des BGB zu bewerten erlauben. Der übliche, aus der Antike stammende Name Kodifikation weist lediglich auf eine Äußerlichkeit hin, auf die Herstellung eines Codex. Eine Kodifikation ist danach im Recht ein Buch, zwischen dessen beiden Buchdeckeln sich geltendes Recht in Form von Gesetzen befindet. In diesem Sinne spricht Isidor von Sevilla von codicem facere, wenn er den Codex Theodosianus als nach dem Muster der privaten Gesetzessammlungen des Codex Hermogenianus und Gregorianus angelegt bezeichnet.5 Das Neue des CodexTheodosianus, daß eine Gesetzessammlung ihrerseits als ganze Gesetzeskraft erhält, wird vom Codex Justinianus aufgenommen. In dieser kaiserlichen Tradition steht auch der französische Code civil, der ursprünglich als Code Napoléon in Kraft trat. Allerdings lehnt sich dieser, bezogen auf das Corpus Iuris d i e k o d i f i k at i o n u n d d i e j u r i s t e n 19 di e kodi f ikat ion als rechtsorgani smus (corpus iuris) pe r sonale r fre ihe i t und di e ge i st igen vorbedingungen di e se r auf fas sung 5 Isidor, Etym. 5,1Theodosius minor Augustus ad similitudinem Gregoriani et Hermongeniani codicem factum constitutionum a Constanti temporibus sub proprio cuiusque imperatoris titulo disposuit, quem a suo nomine Theodosianum vocavit. TEIL I

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