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d i e k o d i f i k at i o n u n d d i e j u r i s t e n 117 zum einfachen Weglassen des bloßen Tatsachenschuttes – nicht aus der Studium - wohl aber aus der Darstellung.Von äußeren Tatsachen braucht man schlechterdings nur diejenigen zu melden, welche der kenntliche und charakteristische Ausdruck einer Idee, eines Allgemeinen, eines lebendigen Zuges der betreffenden Zeit sind”.5 Gerade in diesem Zusammenhang - der einem besseren und möglichst nuancierten Ausdruck einer Idee, eines Allgemeinen dient – möchte ich nun auf eine vielleicht nicht unbedeutende Einzelheit hinweisen. Es ist in derTat kein bloßer Zufall, wenn derTitel meines Beitrages einem nicht so bekannten Werk von Leon Bloy, eben L’ Âme de Napoléon (1912)6, entnommen wurde. Der Ultrakatholik Bloy, der vermutlich überhaupt kein Grund haben sollte, eine Neigung für den agnostischen oder sogar atheistischen “Robespierre à cheval” zu zeigen. Man denke nur an Napoleon in Ägypten:“Gloire à Allah! Mahomet est son prophète et je suis des ses amis”oder an eine enthüllende Äusserung Chateaubriands: “Comme Mahomet avec le glaive et le Coran, nous allions l’épée dans une main, les droits de l’homme dans l’autre”.7 Und außerdem hatte Bloy keinen Grund eine Neigung für jemanden zu zeigen, der sein Regime mit Freimaurern (von Fouché bis zu Cambacérès) durchsetzt hatte.8 Trotzdem sah Bloy Napoleon als 5 Das Zitat - sowie der ganze Paragraph - stammt aus einem einleuchtenden Brief Burckhardts von1870 über die Geschichtsschreibung; s.An Bernhard Kugler Basel, 30. März 1870, in : J. Burckhardt, Briefe,Ausgewählt vonWalther Rehm, Insel, Stuttgart 1946, S.48-49. 6 L. Bloy, L’ Âme de Napoléon, Préface de Laurent Joffrin, Gallimard, Paris 2003. Bemerkenswert E.Jünger (an Gerhard Nebel, Ravensburg 7.4.1949 ): “...Dass Sie sich mit Hamann beschäftigen, ist gut; er wird Ihnen Kraft zuführen. Wichtig wäre eine vergleichende Studie über Hamann und Léon Bloy.Was meineVorliebe für Bloy betrifft, so stosse ich nicht nur in meinem engsten Kreise, sondern auch bei meinen französischen Freunden auf Widerstand. Ich bekomme jetzt die Studien von Bernanos und von Béguin über Bloy”;zitiert nach E.Jünger - Gerhard Nebel, Briefe 1938-1974. Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort von U. Fröschle und M. Neumann, Klett-Cotta, Stuttgart 2003, S.297. 7 Beide Stellen, zitiert nach M. Fumaroli, Chateaubriand Poésie et Terreur, Éditions de Fallois, Paris 2003, S.626. 8 s. L. Joffrin in seiner Einführung von L. Bloy, L’ Âme de Napoléon, S.16.

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