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d i e k o d i f i k at i o n u n d d i e j u r i s t e n 115 des Code Napoléon nachzudenken, fühlte ich mich einigermaßen unbefugt, sogar so sehr unbehaglich, dass mir eines klar wurde: auch das unerwartete Stossen auf eine, soweit ich weiss, bislang unbekannte Stelle aus dem Pariser Tagebuch Friedrich Hebbels aus dem Jahr 1843 würde mir diesmal keine Erleichterung bringen, im Sinne dessen, was man brillant als “die trostspendende Funktion der Kunst”, die Kunst als “Quietiv” beschrieben hat.1Ganz im Gegenteil:“Ob man, wenn man zu Napoleons Zeit gelebt hätte, ihn richtig gewürdigt haben würde? Ich zweifle. Grossen Erscheinungen gegenüber regt sich zunächst immer der Selbsterhaltungstrieb, die kleine, die von ihr verschlungen zu werden in Gefahr steht, muss ihr widerstreben, wenn sie auch, sobald sie wirklich verschlungen ist, die Notwendigkeit und den Nutzen davon erkennt. Der Apfel, der Blut werden und so im Menschen zu Ehren gelangen soll, trotzt noch zwischen den Zähnen”.2 Aber mutatis mutandis soll das nicht auch für uns gelten? Wir, genau wir, die in gewisserWeise gerade uns selbst noch weiter für Zeitgenossen halten, – zumindest in dem Sinne eines in ErmanL’Âme de Napoléon. Code civil, Säkularisierung, Politische Form. paolo cap pe l l i n i Als ich an f i ng über das zweihundertjährige Jubiläum 1 So ausdrücklich M. Houellebecq unter Verwendung einer Stelle Schopenhauers, s. Rock am Ring , in: Die Zeit, Nr.34 12.August 2004, Feuilleton,S.37. 2 F. Hebbel, Tagebücher,Auswahl und Nachwort von Anni Meetz, Reclam, Stuttgart 1963, S.198.

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