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Paolo Grossi wieder elnzubeziehen, d. h. die in einer sich ändernden sozio-ökonomischen Landschaft möglichen Beobachtungen und ihre Ubersetzung in Termini der juristischen Konstruktion. Die Gefahr, der man sich in der autmerksameren italienischen Zivilistik gegen Ende des Jahrhunderts bewui^t ist, ist die uniiberwindbare Kluft zwischen legalem und realem Land, mit der Konsequenz eines unwiederbringlichen Glaubensverlustes an das Recht als ordnendes Instrument. Das lebendige juristische Universum, das sich täglich von selbst in einer Gesellschaft bildet, mufi — andernfalls ist eine tiefe Gewissenskrise die Folge — eine koherente Antwort imoffiziellen Recht finden. Geny wird in einem erinnerungswtirdigen Absatz seiner „Méthode“ sagen: „avant tout, le droit positif doit rester chose vivante. Or, vivre, c’est se mouvoir et se transformer. Pour le droit c’est plus encore: c’est lutter, en vue d’une parfaite et constante adaptation aux exigences de la vie sociale. gerechtfertigterweise auch den erneuernden Strömungen jenes gliicklichen Moments unserer Zivilistik zuschreiben können und in dessen Name viele alte und rissige Dogmen des juristischen Absolutismus diskutiert werden. Es ist jedoch trotz allem dieser der Gewinner im Italien des ausgehenden 19. Jahrhunderts bei der schweigenden Mehrheit der Juristen, und der Fall der italienischen Jurisprudenz des 20. Jahrhunderts, ja sogar noch bis gestern, in seinem jahrelangen Leiden, seiner jahrelangen Suche nach neuen Wegen im verbotenen Gebiet der Quellen, zeigt dies deutlich auf. Noch heute, wo die aktuelle Verfassung mutige Wahlen ermöglicht, umdie juristische Erfahrung in seiner ganzen, auch aufierstaatlichen Komplexität wiederzugewinnen, zeigt der juristische Absolutismus sich als in die Seele des Juristen gedrungen und dort ein tiefes Blendwerk geleistet zu haben. Das italienische Privatrecht ist weit davon entfernt, jenes Recht der Privaten zu sein, das ein authentischer juristischer Pluralismus verlangen könnte. 48 « 27 Das ist ein methodischer Kanon, den wir 27 Méthode dMnterprétation, cit., § 185.

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