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69 sichtlich das Wiederkäuen einer veralteten scholastischen Regel schein, wird aufgrund der iibertriebenen Ladung, mit der sie sich fiillt, und wegen der zentralen Stellung, die man ihr zukommen läl?t, zum Eckstein der philosophischpolitisch-juristischen Kultur der Neuzeit, ein Topos, der intakt, trotz vieler Unfalle auf dem Weg, von den franziskanischen Theologen zu Locke und zu Mercier de la Riviere läuft. Seine Bedeutung ist präzise ein Individuum, das sich essenziell als Eigner entdeckt, das seine Eignerberufung auf demGrunde seiner echtesten, natiirlichen Mechanismen entdeckt, das Gesten und Strukturverhalten urspriinglichen Charakters als Eigentumsgliederung des Ich interpretiert. Das dominium sui als Regel des inneren Universums des Mikrokosmos bedeutet, daft er von Gott und der Natur zum Dominus ernannt wird, daft das dominium keiner aul^eren Wesenheiten bedarf, aufier umsich fiihlbar zu machen, sondern, dal5 es in interiore homine bereits eine ontologisch abgeschlossene Realität ist, da£ jede Manifestation diesem ersten, natiirlichen und wesensnahen Eigentum, das jeder in sich trägt, koherent sein mufi. Das dominium wird indiskutabel und macht aus dem Subjekt eine Figur, die im Inneren mit dieser aggressiven Ladung ausgestattet ist, die sie herrisch nach aufien projeziert. Jedes dominium, auch das dominium rerum, legitimiert sich und koloriert sich, gerade aufgrund seiner Geburt in den Winkeln der Seele, aufgrund seiner Identifikation mit demverstecktesten Ich, mit Absolutheit. In der unvermeidlichen, aber hellstens bewufiten und sogar entschieden akzentuierten Konfusion zwischen dem ,mein’ und dem ,mich’ tendiert das Eigentum einen Niveausprung zu machen: als Subjektdimension mufite sie sich mit Ethik austatten und von der Ethikbenennung bekommt sie Absolutheit. Im gleichen Moment, in dem sich diese Absolutheit vollzieht, reift die definitive Ablösung von alien anderen dinglichen Rechten: jener Organisationsordnungen der ökonomischen Realität, gefiillt mit ökonomischen Inhalten; diese Subjektdimension oder beinahe - tugend, nicht mit ökonomischen Inhalten zu verseuchen. Zwei fundamental verschiedene Wurzeln: zwei Institutionen mit gegenteiligen Funktionen: die Zeiten, in der dominium und ius in re als Zeichen der gleichen Qualität gesehen werden, sind immer ferner und ihr Verhältnis löst sich in der Teilung mit der Summe auf. Ein einfacher Begriff des Eigentums wie es sich als eine Tugend darstellt, ein Wille, eine Intention, ein innerer Akt. Der Befreiungsprozefi der modernen Kultur hebt sie von den Dingen und setzt sie in die Intrasubjektivitat, und ein zweites Element neben der Einfachheit stellt sich neben sie und folgt ihr: Einfachheit heiftt auch extreme Reinigung der Beziehung, das heibt, es ist ihr gelungen, die Hindernisse verschiedenster Inhalte abzuschiitteln, umdaraus das zu machen, was die volontaristische Theologie als potentia definieren wiirde. Das Eigentum ist nunmehr, in dieser ausgesprochen subjektivistischen Weise eine Fähigkeit, jeden Inhalt zu umfassen und zu dominieren, sogar jeden Inhalt als Teil seiner quidditas abzuweisen. Der Inhalt ist mittlerweile nur noch eine

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