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123 Bestrafungen und Vergleichen gab es auch die Möglichkeit, zwischen den Parteien Frieden zu gebieten. Man drohte ihnen in diesem Falle mit dem Verlust des Lebens und des Verwenn sie nicht Frieden halten wiirden. mogens, Es gab also andere Methoden, auf Kriminalität zu reagieren und damit umzugehen als die regelrechte Bestrafung. Dies muB gewifi Konsequenzen fiir die Art und Weise des Umgangs mit dem statistischen Material haben — dies ist iiberhaupt ein zentrales Problem fiir alle Untersuchungen iiber Kriminalität, bei denen Quantifizierungen eine Rolle spielen. Registrierte und bestrafte Kriminalität wird sowohl von der Kriminalität selbst als auch von der Kontrolle beeinflufit. Die Voraussetzungen fiir die Deutung von quantitativem Material und die Möglichkeit, die Kriminalität als solche zu untersuchen, werden dadurch verbessert, je eingehender die „illegale Sphäre" — die Grenzziehung zwischen dem Legalen und dem Illegalen - und das, was „Kontrollstruktur“ genannt werden kann, studiert werden können. Da jedoch sowohl formell angenommene als auch gewohnheitsmäBig bestimmte Regeln in einer Gesellschaft veränderlich sind, sind auch die Deliktskategorien als solche (z.B. Gewaltdelikte) veränderlich. Die GröBe der Dunkelziffer (und damit auch die registrierte und bestrafte Kriminalität) wird dadurch beeinflufit, wie die Institutionen, die diese Regeln ausgeiibt und deren Befolgung kontrolliert haben, organisiert gewesen sind, wie sie die Regeln ausgeiibt und wie sie die Befolgung kontrolliert haben. Die drei Typen der Dunkelziffer, die oben dargelegt wurden, sind alle veränderlich und werden von diesen Faktoren beeinfluBt. Die Fähigkeit und der Wille, die Befolgung der Gesetze zu kontrollieren und Kriminalität zu ahnden, verändert sich imLaufe der Zeit. Damit verändert sich auch die Dunkelziffer. Auch die Vollständigkeit und die Zuverlässigkeit des Quellenmaterials kann variieren, abhängig davon, wie es entstanden ist und wie die Kriminalität registriert wurde. Es ist wichtig, sich in diesemZusammenhang daran zu erinnern, dafi z.B. die Einnahmeregister und Stadtgerichtsbiicher aus dem Stockholm des Spätmittelalters und des 16. Jahrhunderts zu einem ganz anderen Zweck entstanden sind als dem, eine Grundlage fiir Quantifizierungen der Kriminalität zu bilden. Die Rechtsausiibung als solche kann mehr oder minder monopolisiert gewesen sein. Es kann andere, mehr oder minder authorisierte Foren fiir Rechtsausiibung als die eigentlichen Gerichte gegeben haben. Es kann verschiedene informelle Wege gegeben haben, um Ubertretungen von Gesetzen (und anderen Normen) zu verfolgen und zu bestrafen. Auch Gerichte können sich anderer Methoden als der regelrechten Bestrafung bedient haben, um der Kriminalität gegeniiberzutreten. Der Grad der Monopolisierung der Rechtsausiibung, genauso wie die Neigung, Kriminalsachen vor Gericht zu bringen und formelle Bestrafungen durchzusetzen, beeinflussen die Menge der Delikte, die registriert wurde.

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