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Samuel Pufendorfs Naturrecht im Wissenschaftssystem seiner Zeit Von Dr. Horst Denzer, Miinchen I „Auditores suavissimi, explicare volo fundamenta disciplinae, quae circa moralia versatur, eamque perducere ad veram scientiam juris naturae, quae genuinam ac solidam doctrinam moralem et civilem absolvit“.^ So ähnlich hätte sich Samuel Pufendorf an seine Hörer wenden können, als er 1668 hier in Lund seine Vorlesungen an der neugegriindeten königlichen Akademie Carolina begann.^ DaB der Sachse Pufendorf ohne Verständigungsprobleme von der Universität Heidelberg in das gerade schwedisch gewordene Lund wechseln konnte, verdankt er der universellen Geltung des Latein als Gelehrtensprache. Ja mehr, in der Mitte des 17. Jahrhunderts war Latein in Mitteleuropa noch allgemeine Schulsprache. In den meisten Schulen wurde in Latein, nicht in der Muttersprache unterrichtet.^ Die gemeinsame Verständigungsbasis Pufendorfs ist uns heute nicht mehr gegeben. Doch kann ich mich mit meinem deutschen Vortrag auch auf Pufendorfs Beispiel berufen: imVerkehr mit dem schwedischen Königshaus, das ja bekanntlich aus demZweig Pfalz-Zweibriicken der Vasa stammt, und mit dem schwedischen Hof hat sich Pufendorf, wie seine Briefe zeigen, der 1 Vgl. besonders die Formulierungen Pufendorfs in „De jure naturae et gentium“, 1672, I, 2; im Brief an Boineburg v. 19.1.1663, in: Christian Thomasius, Historia juris naturalis, Halle 1719, Appendix II; in „Eris scandica“, 1686, S. 109; in „Eris scandica", erw. Ausgabe 1744, S. 365. - Pufendorf traf im August 1668 in Lund ein, nahm am 26. September 1668 erstmals an der Sitzung des Consistorium maius teil (Lunds Universitetsarkiv, Kansliet Ser. AI, Nr. 1, S. 128) und wird wohl im Wintersemester 1668/9 die Vorlesungstätigkeit aufgenommen haben. Das Vorlesungsverzeichnis ist nicht erhalten. ® Dazu wie auch zu den späteren Ausfiihrungen iiber das Universitätssystem Friedrich Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten vomAusgang des Mittelalters bis zur Gegenwart, 3. Aufl. Bd. 1, Leipzig 1919. 2

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