RB 44

26 „Durch dieses erste Wissen ist alles andere Wissen imAbsoluten und selbst absolut. Denn obwohl das Urwissen in seiner vollkommenen Absolutheit urspriinglich nur in jenem, als dem absolut-Idealen, wohnt, ist es doch uns selbst als das Wesen alien Dinge und der ewige Begriff von uns selbst eingebildet, und unser Wissen in seiner Totalität ist bestimmt, ein Abbild jenes ewigen Wissens zu seyn. Durch das Absolute als Grundlage emanzipierte sich die Vernunft endgiiltig von alien äufieren Zwecken und Forderungen an die wissenschaftliche Tätigkeit. Die wissenschaftliche Methode, gegriindet in dem Absoluten, sollte eine vollständige Ausmerzung von nichtwissenschaftlichen - äufieren - Argumentationsgriinden aus den akademischen Disziplinen garantieren. Durch diese Abgrenzung des gesamten Systems der Wissenschaft wiirde, nach Schellings Auffassung, der Wert der Wissenschaft an sich endgiiltig festgestellt: „Indem ich jene Idee von der Bestimmung alles Wissens ausgesprochen habe, babe ich von der Wiirde der Wissenschaft an sich selbst nichts mehr hinzuzufugen: keine Normder Ausbildung oder der Aufnahme der Wissenschaft in sich selbst, die ich in demFolgenden aufstellen kann, wird aus einemandern Grunde als dieser einen Idee fliefien."^’’ « 64 Innerhalb des grofien Systems der Wissenschaft hatte damit ein einziger Argumentationsgrund, die Forderungen der Wissenschaft, eine totale Ffegemonie erreicht; diese stellte die einzige relevante . . Normder Ausbildung“dar, denn „Alles nun, was unmittelbar aus dem Absoluten als seiner Wurzel stammt, ist selbst absolut, demnach ohne Zweck aufier sich, selbst Zweck“.^^ Es war notwendig einen Zustand in der wissenschaftlichen Tätigkeit zu erreichen, in dem die Vernunft, mit Hilfe der Kriterien iiber die Wissenschaftlichkeit, die Kant aufgestellt hatte, ihre Wehr gegen aufieren Zwang aufrechterhalten und auf diese Weise ihre Freiheit verteidigen konnte.^* Die Wissenschaft hört nämlich, gemäfi Schelling, „als Wissenschaft auf, sobald sie zum blofien Mittel herabgesetzt und nicht zugleich umihrer selbst willen gefördert wlrd“.^‘’ AaO. S. 215; das Zitat setzt wie folgt fort: „Als das Wissen alles Wissens mufi es dasjenige seyn, was die Forderung oder Voraussetzung, die in )eder Art desselben gemacht wird, aufs vollkommenste und nicht nur fiir den besondern Fall, sondern schlechthin allgemein erfullt und enthalt. Man mag nun diese Voraussetzung als Ubereinstimmung mit dem Gegenstande, als reine Auflösung des besonderen ins Allgemeine oder wie immer ausdriicken, so ist diese weder iiberhaupt noch in irgend einem Falle ohne die höhere Voraussetzung denkbar, dais das wahre Ideale allein und ohne weitere Vermittlung auch das wahre Realc und auBer jenem kemanderes sev'“. AaO. S. 216 f. “ AaO. S. 217. AaO. S. 218. Man beachte, dais es in diesemZusammenhang umdie Frage des Begriffes „Freiheit“ in einem bestimmten erkenntnistheoretischen Kontext geht. Diese Uberlegung bezieht sich nur auf die Freiheit, die in philosophischer Notwendigkeit begriindet ist und dais diese Freiheitsauffassung in scharfem Kontrast zu Willkiir und Empirismus steht, siehe unten S. 64. Vgl. aaO. S. 222: „Es gibt keine wahre Freiheit, als durch absolute Nothwendigkeit. . .“. AaO. S. 229.

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