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174 Die Ausdruckskraft der Vernunft, das freie Handeln, setzt voraus, dal? die Vernunft eine Position eingenommen hat, durch die sie in der Lage ist, Kenntnis von der Persönlichkeit der Sache zu erlangen. Nur durch ihre produktive, bildende, ordnende und zusammenfassende Kraft konnte das Subjekt die innere Einheit, die im Stoff verborgen ist, entschleiern. Die Erfahrungserkenntnis machte den Weg zur Kenntnis von den objektiven Bestimmungen aus. Ein wahrer philosophischer Ståndpunkt in der Jurisprudenz mufite deshalb eine ,,lebendige, auf Erfahrung beruhende philosophische Behandlung der Rechtswissenschaft“ sein. Durch die Bearbeitung des rechtlichen Stoffes sollte der Rechtswissenschaftler die Natur und Entwicklung seines Objektes kennenlernen, denn der Staat bestand aus einem „in der Erfahrung gegebenen Gegenstand, der, gleich wie die Natur, die Vernunft auf dem Erfahrungsweg griindlich kennenlernen mul^te, bevor er sich zutrauen darf, dariiber zu philosophieren, wenn die Philosophie etwas anderes als ein leeres Gedankenspiel, ein Possenspiel, werden soll“.'^' Durch die Bearbeitung des Stoffes durch die Vernunft wurde diese qualifiziert und stellte nicht länger eine willkiirliche und uniibersichtliche Vielfalt dar. Nur der Stoff, der die von der Vernunft vorausgesetzten objektiven Bestimmungen ausdriickte, konnte als gegeben, und damit als wahre Erfahrungskenntnis, angesehen werden. Nur eine in sich selbständig begriindetete Sache konnte nämlich Zweck fiir die freie Tätigkeit der Vernunft sein - fiir die Wissenschaft: „Fragt man nun, was ist es dann fiir eine Erfahrung, durch die der Staat, seine öffentlichen Verfassung und seine Gesetze iiber die Rechtsverhältnisse zwischen einzelnen Mitbiirgern, ein Gegenstand fiir die Tätigkeit der Vernunft, die den Namen Philosophie verdient, werden konnte, so kann die Antwort nicht anders lauten als die eine: das ist die grofie, während Jahrtausenden gewonnene Erfahrung des Menschengeschlechts, das ist die Geschichte. Das historische Wissen, der wahre Gegenstand der wissenschaftlichen Bearbeitung, machte die Kenntnis von einem begrenzten Objekt aus, oder, näher besom alia andra begrepp om något verkligt existerande, af den beskaffenhet att de, i erfarenheten gifna, väl kunna af förnuftet fattas och utvecklas, men att de alldeles icke kunna ur det rena förnuftet deduceras; ty ur förnuftet, somi och för sig själft endast lärer hvad sommed logisk nödvändighet följer af dess egna tomma tankeformler, kan man hvarken härleda begreppen om tid och rum, eller om i rummet coéxsisterande föremål, eller om några i tiden skeende förändringar; således icke häller om något slags fria handlingar, de må hafva sin grund i förnuftet eller i sinnligheten". AaO. S. 26: „lefvande, på erfarenhet grundad filosofisk behandling af rättsvetenskapen". AaO. S. 9: „i erfarenheten gifvet föremål, hvilket, likasom naturen, förnuftet måste på erfarenhetsvägen lära sig grundligen känna, inan det må tilltro sig att däröfver filosofera, om filosofien skall blifva annat än ett tomt tankespel, ett gyckelverk". AaO. ibidem: „Frågar man nu: hvad är det då för en erfarenhet, genom hvilken staten, dess offentliga författning och dess lagar angående rättsförhållanden enskilda emällan, kunna blifva föremål för förnuftets verksamhet, som kan förtjena namn af filosofi, så kan svaret ej blifva annat än ett: det är människoslägtets stora, under årtusendens lopp vunna erfarenhet, det är historien". « 172

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