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57 zu schiitzen, dass sie es wagen konnten, ihr Eigentum aus der Hand zu geben. Diese Aniiahme gewinnt weitere Bestätigung bei einer Unlersuchung der Kapifel 99 und 100 der Aufzeichnung des Gewohnheitsrechtes von Amiens —aus dem späteren 13. Jh. In Kap. 99 heisst es, dass der Eigentumer, \venn er seine Habe einein anderen vermietete imd der Abmietende sie verkaufle oder verpfändete, die Habe »fiir nichts* zuriicknehmen konnte. In Kap. 100 dagegen heisst es, dass, wenn jemand seine Habe einem anderen auslieh und der Entleiher sie verkaufte oder verpfändete, der Eigentiimer, wenn er seine Habe zuriickerhalten wollte, sie mit dem Betrage einlösen musste, fiir den sie verkauft oder verpfändet worden war. Die beiden Bestimmungen enthielten ferner Regeln iiber die Ersatzpflieht des Abmietenden bzw. des Entleihers, im ersteren Falle sowohl gegeniiber dem Eigentiimer, der Miete fiir die ganze Zeit haben sollte, während deren die Habe aus seinem Besitz gewesen war, als auch gegeniiber dem Dritten, im letzteren Falle nur gegeniiber dem Eigentiimer. Diese gegensätzliehe Regelung von sehr ähnlichen Situationen, deren Cbereinstimniung die beiden aufeinander folgenden Bestimmungen selbst durch ihre Ausdrucksweise unterstreichen, ist erstaunlich und mil den bisherigen Erklärungsmethoden .schwer erklärbar.***^ Mit der Annahme eines dem Kap. 99 zugrunde liegenden römischen Einflusses ist uns natiirlich nicht geholfen, denn weshalb ”” Zil. nach Thierrys Ed. S. 175. Siehe auch van Beinmclen S. 297. La seconde coutume d’Amiens. Kap. 99. »Derekief (Item], s’aucuns loue aucune siene co.se, ef chit (celui) a cui le cose est louée, le vent ou met en wages (gage), chit cpii le cose est, le r'ara pour nient (rien), et le loiiage de cheli ä (jui il I’ara lone de lant de tarns comnie ele ara esté hors de le main de cheli qui chou (cela) esl, et sera tenus chil qui I’a vendue ou mis en wages, de rendre I’argent ä cheli qui acaté ou en wage I’a, et le doit le jusliche conslraindre au faire par le |)rise de sen cors et de ses l)iens.« Kap. 100. »Derekief, s’aucuns prcsie aucunc soie cose, et chil ä cui ele est preslee le vent ou met en wages, chil (jui le cose esl, s'il le vent rnvoir, le racatera <le taut d’orpent contrue il ara sus, soil d'acat on d'ena>a(jement\ mais chil ä cui il ara i)resle le cose li est lenus de rendre et le damache (pi’i! i ara par le cause du racat« (von mir kursivierp. Oher die wirlschaflliche Entwicklung von .Amiens im 13. Jh. siehe .A. de Colonne: Histoire de la ville d’Amiens, 1899, Hd 1, .S. 199 ff.

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