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52 indessen sehr schwer, eingehander zu entscheiden, wie allgemeingultig diese Regel wiihrend der fraglichen Periode im nordt’ranzosischen Gevvohnheitsrecht gewesen ist. Das Quellengiit zerfällt in eine grosse Zahl örtlicher Rechtsbildiingen, vor allem Stadtrechte, iind schon im 13. Jh. beginnt sicb ein starker römiscbrecbllicber Eiiifluss geltend zii macben, der im Laufe des 14. imd 15. Jbs. die Regeln vom Typus H.w.H. verdrängt und das römiscbe unbescbrankte Vindikationsrecbt an ibre Stelle setzt. Aucb die nordfranzösiscben Recbtsbiicber des 13. Jbs. sind in wecbselndem Grade römiscbrecbtlicb beeinflusst, wesbalb es scbwierig ist, aus ibnen berauszuscbälen, was als urspriinglicbes germaniscbes Gewobnbeitsrecbt angenommen werden darf — ziimal die Versucbe, römiscbe imd gennaniscbe Regeln zu verscbmelzen, zii eigenartigen Miscb- und Zwiscbenformen gefiibrt batten.®' Ks ist daber nicbt möglicb, bier die Frage der Ausbreitung und Enlstebung des Grundsatzes H.w.H. in diesem Quellenmaterial ausfiibrlicber zu erörtern. Zwei der wicbtigsten Recblsbiicber jener Zeit miissen jedocb kurz besprocben werden, und zwar einerseits das stark romanisierte »Livre de Justice et de Plet«, das in seinen nicbt römiscbrecbtlicben Teilen Gewobnbeitsrecbt von Orleans wiedergeben soil, und anderseits Beaumanoirs mebr germaniscbrecbtlicbe Coutumes de Beauvaisis, sowie gewisse Bestimmungen der Stadfrecbte von Amiens und Lille.®® In diesen Quellen linden Siehc hieriibcr Mcrk S. 177 ff. ** Lhcr den römischen Einf'luss auf die beiden Rcchlsbiicher siehe Glasson 4, S. 241, iind Olivier-Marlin, Hisloire, .S. 116 f. Beaumanoirs .\rlicit ist als das eigenlliche französisclie .Seitenstiick zuin Saciiscnspiegel {jekcnnzeichnct worden (Mcrk S. 89). Die andcrcn grossen Hechtsbiichcr des 13. Jhs., Pierre de Fontaines; Conseil å un ami (1254—1259). Les l^tablisscments de Saint Louis (ca. 1272), Le tres ancien coutumier de Normandie (1199—1220), Grand Coutumier de Normandie (1270—75), enthalten keine .4usserungen iiber die \’erl’olgung anvertrauter Fahrnis, die eine Frwiihnung in dicsem Zusammenhang erheischen. \’gl. van Bemmelen S. 278—281 und S. 296. Man l)eachte seine .\uslegung von Kap. 12 § 3 des Conseil ä un ami, der ich mich in der Hauptsache anschliessen kann. \'an Bemmclens .^utlassung, dass Pierre de Fontaines nur .\ngal)en iiber die Prozedur bei der Vindikation von dem Eigentiimer unfreiwillig abhanden gekomnienem Gut zu machen beabsichtigte, nicht aber zu sagen, dass freiwillig aus der Hand gegebenes Gut nicht verfolgbar sei. wird gestiitzt durch Kap. 12 i? 2. Man beachte auch Marniers Einlcitung in seiner Edition des Conseil ä un ami (1846) S. XX\’I f.

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