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160 jetzt nicht mehr das wichtigste Element der Ausiibung der Gewalt der Schliissel, sondern die Bindung an die Sunden. Diese veränderte Einstellung zu Kirche, Kichenleben und dogmatischen Fragen hatte auBerdem zur Folge, daB die Privatbeichte wiederum eine zentrale Stellung erhielt und hohe Werschätzung genoB, die sogar so weit ging, daB sie mit der Taufe und dem Abendmahl gleichgestellt und in der Nova Ordinantia von 1575 Sakramentseigenschaft zuerkannt wurde.^^ Die Nova Ordinantia macht die Privatbeichte zwar nicht direkt obligatorisch, scheint aber vorauszusetzen, daB sie ein regelmäBig wiederkehrendes Ereignis im Leben des Gläubigen darstellt.^® Beachtenswert ist, daB in der Nova Ordinantia gesagt wird, bei der Beichte miiBten —ganz imreformatorischen Sinne — nicht alle Siinden einzeln aufgezählt werden; zugleich wird aber betont, man miisse alle Siinden beichten, die das Gewissen belasten.^" Schon 1574, also im Jahre vor ErlaB der Nova Ordinantia, hatte der neue Erzbischof versprechen miissen, der Privatbeichte besondere Aufmerksamkeit zu widmen.*® ImJahr der Ausfertigung der Nova Ordinantia scheint Johann III. Vorschriften erlassen zu haben, die u. a. zwingend die Privatbeichte vor demAbendmahlsgang vorschrieben.^® Diese Betonung der Bedeutung der Privatbeichte fiihrte seinerseits dazu, daB von neuemBeichtspiegel herausgegeben wurden, wie sie schon im Mittelalter anzutreffen waren. Völlig naturlich kam es zu Kritik und zu Widerständen gegen die Nova Ordinantia von 1575 und die Versuche Johanns III., wieder an die Entwicklung der Zeit vor der Reformation anzukniipfen.-® Zu beachten ist, daB die Gebote Johanns III. nicht im Stift Strängnäs galten, das zum Herzogtum Herzog Karls gehörte. Während des Kampfes gegen die Lithurgie Johanns III. und Versuche einer Neuordnung der Kirche kamen in Schweden neue Impulse aus dem Ausland zur Geltung. Aus Deutschland drang die beginnende lutherische Orthodoxie vor.^^ Auch sie legte besonderen Nachdruck auf das Bekenntnis vor Gott sowie auf Abbitte und Lossprechung unter Mitwirkung des Geistlichen als Vorbereitung auf den Abendmahlsgang. Nach dem Treffen von Uppsala 1593 gewann die lutherische Orthodoxie zunehmend an EinfluB —eine Tendenz, die im Kirchenordnungsentwurf von 1608 deutNO, S. 207. —Andrén, Nattvardsberedelsen, S. 113. NO, S. 230. —Andrén, Nattvardsberedelsen, S. 114. NO, S. 237. —Andrén, Nattvardsberedelsen, S. 115. SRA, 2, S. 519 sowie HH 20, S. 224. —Andrén, Nattvardsberedelsen, S. 117. Handlingar, Till upplysning i Finlands Kyrko-Historie. Första Häftet. Utgifne såsom Bihang Till Åbo Erke-Stifts Circulär-Bref för år 1820, S. 7 ff. (Punkt 5), Andrén, Nattvardsberedelsen, S. 117. Andrén, Nattvardsberedelsen, S. 119 ff. Andrén, Nattvardsberedelsen, S. 137 ff.

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