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118 Kommentatoren im wesentlichen dieselben Gedanken iiber die mit diesem Rechtsinstitut verbundenen Fragen entwickeln und dieselben Standpunkt einnehmen wie die spätmittelalterlichen Kanonisten und Legisten. Typische Beispiele bieten Jacobus Menochio und Josephus Mascardi, deren Werke groBes Ansehen genossen und weit verbreitet waren. In Mascardis groBer Arbeit De probationibus findet man lange Erörterungen der Begriffe notorium und confessio. Im AnschluB u. a. an Antonius de Butrio erklärt Mascardi einleitungsweise den Begriff notorium als gleichbedeutend mit manifestum, euidens, publicum, notum, indubitatum et liquidum. Danach geht er in Einzelheiten, immer noch unter Hinweis vor allem auf Antonius de Butrio, wobei er sich logischer Termini bedient. Das Notorische wird als ein Genus aufgefaBt, das in zwei Species eingeteilt werden kann, nämlich das notorium facti mit den drei Untergruppen permanentis, interpolati und momentanei sowie das notorium iuris mit den vier Untergruppen probationis et fidei, dispositionis, praesumtionis und fictionis.^ Diese Gliederung des Begriffs notorium bedeutet in gewisser Hinsicht eine Zusammenfassung von Tancredus’ zweifachem noror/wm-Begriff * und dem erweiterten, dreifachen notoriumBegriff von Johannes Teutonicus und seinen Nachfolgern.^ Johannes Teutonicus fiigte ja die Unterabteilung notorium praesumtionis hinzu. Notorium in genere definiert Mascardi als probatio indubitata et finita, nulla discussione egens und das notorium facti als „finitam et communiter indubitatam probationem immediatam ex natura facti, vel rei continuae vel interpolatae, aut momentanae, se oculis hominum, aut maioris partis exhibentem, vt nulla possit tergiiiersatione celari, aut negari, vtpote, cuius vniuersus populus aut maior pars eius testis esse possit . . Mascardi kommt in diesem Zusammenhang auch auf die Frage, wie viele Personen anwesend sein miissen, um eine Tatsache notorisch zu machen. Fiir diese Arbeit ist selbstverständlich Mascardis Definition des notorium iuris von groBem Interesse. Sie entspricht so gut wie wortgetreu Antonius de Butrios Definition und lautet: notorium autem iuris . . . est probatio finita per medium in iure facta aut ex facto iudicialiter discusso, siue alias notorio a iure sumpta, approbata, facta, vel praesumpta . . Mascardi schlieBt unmittelbar eine Analyse des wiedergegebenen Satzes * J. Mascardi, De probationibus, II, concl. 1106:1—2; Antonius de Butrio, De notorio, art. 1: 13. —Siehe hierzu auch W. Endemann, Die Beweislehre des Civilprozesses, 1860, S. 76 f. * Siehe oben Kapitel 1, S. 28. ® Siehe oben Kapitel 1, S. 28 f. ® Mascardi, De probationibus, II, concl. 1106: 3—4; Antonius de Butrio, De notorio, art. 2: 1—3. ’ Mascardi, De probationibus, II, concl. 1107: 1; Antonius de Butrio, De notorio, art. 2: 15.

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