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98 Frau konnte das Ehevermögen verwalten und wirksam Vermögensgegenstände verkaufen, wenn der Unterhalt der Kinder es erforderte und der Mann aus irgendeinem Grund seine Familie verlassen hatte.-® Nach dem Stadtrecht durfte die verheiratete Frau auch Giiter verkaufen, um ihren Mann aus der Fland von Feinden freikaufen zu können.^® Da eine Frau demGrundsatz nach nicht miindigwar, konnte sie wie auch ein unmiindiges Kind unter fiinfzehn Jahren keinen Friedensbruch begehen und friedlos gelegt werden.^^ Wahrscheinlich konnte eine Frau aber selbst vor Gericht auftreten, wenn sie wegen Mordbrandes, Zauberei oder Diebstahls angeklagt worden war.^- Nach dem ersten Totschlagteil der Landrechte und des Stadtrechts war eine Frau zum Ting zu bringen und dort zu verurteilen, wenn sie sich eines Totschlages schuldig gemacht hatte.^^ Dann konnte sie auch zur Friedlosigkeit verurteilt werden. Das war eine Neuregelung, die auf Magnus Erikssons Verordnung von Skara aus dem Jahre 1335 zuriickging, nach der eine Frau fur ihre Verbrechen wie ein Mann bestraft werden sollte.®^ Verletzte eine Frau jedoch einen Mann, sollte ihr Vormund verklagt werden und aus dem Vermogen der Frau eine BuBe entrichten.®^ In Ubereinstimmung mit einigen der Landschaftrechte konnte eine Frau auch nach den Landrechten und dem Stadtrecht vor Gericht als Zeugin auftreten, wenn sie bei einer Geburt anwesend gewesen war und die Tatsache der Geburt bezeugt werden sollte. Die Miindigkeit trat nach den Landrechten und dem Stadtrecht wie auch nach den meisten Landschaftsrechten mit der Vollendung des fiinfzehnten Lebensjahres ein.^^ In den Landrechten und im Stadtrecht findet man deutliche Einfliisse des römisch-kanonischen Rechts in Bestimmungen, in denen es um Zurechnungsfahigkeit und Verantwortlichkeit von Kindern fur Straftaten geht.38 2» MEL, J 19; KrL, J 28. MESt, J 16 pr; Söderköpings lagbok 1387, J 16. MEL, E 32; KrL, E 36. MEL, H 11—12; KrL, H 12 und 15; MESt, H 11; Söderköpings lagbok 1387, H 11. MEL, D I 31—32; MESt, D I, 6; Söderköpings lagbok 1387, D I, 7; KrL, D I, 28—29. Siehe hierzu auch MEL, D II, 15. DS 3106. Holmbäck—Wessén, MEL, S. 239 f.. Note 101. 35 MEL, S I, 14:1; KrL, S I, 15: 1. 3® MEL, G 23: 1; KrL, G 22: 1; MESt, D I, 12; Söderköpings lagbok 1387, D I, 13. Siehe auch MESt, D II, 13; Söderköpings lagbok 1387, D II, 14. 37 MEL, Kg 20, J 8, R 27: 1, E 32; KrL, Kg 21 pr, J 8: 1, E 36. MESt, D II, 10—11; S I, 19; Söderköpings lagbok 1387, D II, 11—12; S I, 19. 3® Siehe Kapitel 1, S. 30 f. — Wie im vorigen Kapitel erwähnt, betrachteten gewisse mittelalterliche Rechtsgelehrte Kinder under 7 Jahren als unzurechnungsfähig. Fiir Kinder iiber dieser Altersgrenze gingen sie von zunehmender Zurechnungsfähigkeit aus. Kinder unter 14 Jahren waren ohne weiteres weder schuldunfähig noch voll verantwortlich. Im zweiten Totschlagteil der Landrechte und des Stadtrechts finden wir eine ähnliche Grenz-

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