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Die hanseatischen Seerechte 89 während des ganzen Mittelalters gewohnheltsrechtlich in Bremen, ohne daB eine direkte Bewidmung iiberliefert ist.®^ V. Das sog. Wisbysche Seerecht Auf das Wisbysche Seerecht oder „Gotlandische Waterrecht“ ist in diesem Rahmen nur kurz einzugehen. Von seinen zahlreichen Redaktionen war im 16. Jahrhundert im Nord- und Ostseeraum diejenige am weitesten verbreitet, die Jurgen Richolff imJahre 1537 in Liibeck zum Druck gebracht hatte.^® Die Quellen des 72 Artikel umfassenden Wisbyschen Seerechts, das be- ** Heimdal Segger: Entwicklung des Seerechts unter besonderer Beriicksichtigung der Schiffahrt Bremens (jur. Diss. Hamburg 1952), S. 41 ff.; Pardessus (Fn. 7) III, S. 317 ff. Im iibrigen enthält das Bremer Stadtrecht von 1303 nur drei seerechtliche Bestimmungen (Ordel 116, 134, 139), die sich lediglich mit der Winterliegezeit der Schiffe und der Verteilung der Frachtgelder befassen und in das Stadtrecht von 1433 iibernommen worden sind (Ordel 63—65). Eine weitere Rechtsaufzeichnung aus dem Ende des 14. Jahrhunderts gibt einige Bestimmungen des Hanserezesses von 1378 wieder. In der Folgezeit scheint in Bremen neben dem Hamburgischen im wesentlichen das Hansische Seerecht gegolten zu haben. Dafur spricht auch die Seerechtsverordnung vom 30. Dez. 1687, die lediglich 6 Artikel umfaBt und inhaltlich einige Bestimmungen des Hansischen Seerechts von 1614 wiedergibt. Ansonsten ordnet diese Verordnung die strikte Geltung des Hansischen Rechts fiir die Bremer Seeschiffahrt an. Pardessus (Fn. 7) III, S. 322, 324, 326. Vgl. auch: Lappenberg (Fn. 45), S. CXLII. „Dyt ys dat högeste unde öldeste water recht, dat de gemene Kopman und Schippers geordinert unde gemaket hebben tho WiBby, dat sick eynn yder (de thor Sewert vorkeret) hyr na richten mach. Gedruckt in der Keyserliken Stadt Liibeck dorch Jurgen Richolff, wanhafftich in der Mölenstraten, int jar M.CCCCC.XXXVII". Vgl. auch: C. J. Schlyter: Corpus iuris Sueo-Gotorum antiqui. Samling af Sweriges Gamla Lagar, Bd. VIII (1853): Codices iuris Visbyensis urbici et maritimi. Wisby Stadslag och Sjörätt, Visby Sjörätt III (S. 297—348); vgl. auch Visby Sjörätt II, S. 259 ff. Bernard Janik: Najstarszy tekst prawa morskiego w Gdarisku (Gdansk 1961), S. 65, 81, 90 ff. Die ältere Forschung zum sog. Wisbyschen Seerecht (vgl. die Lit.-Angaben bei: Rudolf Wagner: Handbuch des Seerechts, I. Bd. (1848), S. 70 f.) sind iiberholt durch die grundlegende Untersuchung von: A. Telting: Die alt-niederländischen Seerechte (Haag 1907). Der veraltete Forschungsstand — auf der Grundlage der älteren Untersuchungen von R. Wagner: Zur Geschichte der Quellen des Wisbyschen Seerechts, in: Zeitschrift f. d. gesamte Handelsrecht 27 (1882), S. 393 ff. — wird noch wiedergegeben von: Hansjörg Pohlmann: Die Quellen des Handelsrechts, in: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. von Helmut Going: I. Bd.: Mittelalter (1100—1500), (1973), S. 809.

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