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Zuhörer geisttödtend“,13Vangerow ergänzte, es sei zudem auch „geisttödtend für den Lehrer und wohl geeignet, ihm seinen Beruf zu einer wahren Plage zu machen“.14Viel zitiert wurde in diesem Zusammenhang vor allem Savignys Forderung, der Lehrer müsse „seinWissen vor den Zuhörern entstehen lassen“.15 Nur durch den mündlichen freien Vortrag werde „in dem Schüler die verwandte geistige Kraft geweckt und zur Reproduction gereizt“.16 Die erfolgreichsten Pandektenlehrer des 19. Jahrhunderts wie Hugo,17 Heise,18 Thibaut,19 Savigny,20 Puchta,21 Vangerow,22 Jhering,23 Wächter24 oder Windscheid25 dozierten daher in freier mündlicher Rede. Damit wurde freilich zweifelhaft, welche Aufgabe Lehrbüchern des Pandektenrechts zukommen sollte.Der zunehmend mündlicheVortrag re cht swi s s e n scha f t al s j ur i st i sch e dok t r i n 88 13 Johann Caspar Bluntschli, Die neueren Rechtsschulen der deutschen Juristen,Hallische Jahrbücher 1839, Sp. 1957. 14 Karl Adolph vonVangerow, Lehrbuch der Pandekten, hier zitiert nach 6.Aufl.Marburg 1851, S.V. 15 Friedrich Carl v. Savigny, Rezension von Schleiermachers Wesen und Wert der Universitäten, in:Vermischte Schriften IV, Berlin 1850, S. 262. 16 Friedrich Carl v. Savigny, Rez. Schleiermacher (Fn. 15), S. 276. 17 Er erläuterte sein Lehrkonzept in: Gustav Hugo, Lehrbuch der juristischen Encyclopädie, 6.Aufl. Berlin 1820, § 42 (S. 56 f.). 18 Dies folgte zwingend aus seinem Grundriss. Zu Heises sehr erfolgreichem mündlichemVortrag Ernst Immanuel Bekker,Vier Pandektisten, in: Heidelberger Professoren aus dem19. Jahrhundert, Bd. 1, Heidelberg 1903, s. 156 f.; zu Heise daneben Wilhelm von Bippen, Georg Arnold Heise. Mitteilungen aus dessen Leben, Halle 1852; Joachim Rückert, Heidelberg um1804, oder: die erfolgreiche Modernisierung der Jurisprudenz durch Thibaut, Savigny, Heise, Martin, Zachariä u. a., in: Friedrich Strack (Hrsg.), Heidelberg im säkularen Umbruch. Traditionsbewußtsein und Kulturpolitik um1800, Stuttgart 1987, S. 89 f.; Katalin Polgar, Das Oberappellationsgericht der vier freien Städte Deutschlands (1820-1879) und seine Richterpersönlichkeiten, Frankfurt a. M. 2007, S. 166 ff. 19 Über Thibauts mündlichen Vortrag Ernst Landsberg, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 3.2., München 1910, S. 87. 20 Soeben Fn. 15; daneben Friedrich Carl v. Savigny, Juristischer Unterricht in Italien, erstmals erschienen1828,Wiederabdruck in:Vermischte Schriften IV, Berlin1850, S. 318; zu Savignys Lehrkonzept auch Joachim Rückert, Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl v. Savigny, Ebelsbach1984, s. 404f.; FranzWieacker, Gründer und Bewahrer, Göttingen 1959, S. 120. 21 Puchta dozierte zunächst nach seinem Grundriß zuVorlesungen über juristische Encyclopädie und Methodologie, Erlangen 1822. 22 Vangerow erläutert sein Lehrkonzept imVorwort zu seinem Leitfaden für Pandektenvorlesungen, Heidelberg 1838; vertiefend Hans-Peter Haferkamp, Karl Adolph vonVangerow (1808-1870) - Pandektenrecht und ‘Mumiencultus’, ZEuP 2008, S. 813 ff.

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