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85 han s - p ete r ha f e r kamp 1 FranzWieacker, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit,2.Aufl. Göttingen1967, 2. unveränderter Nachdruck, Göttingen 1996, S. 431. 2 Paul Koschaker, Europa und das Römische Recht, hier nach 4. Aufl. München/ Berlin 1966, S. 139; zu den Übergängen genauer Hans-Peter Haferkamp, Georg Friedrich Puchta und die ‚Begriffsjurisprudenz’, Frankfurt a. M. 2004, S. 46 ff. as i st e i n pande kt i st? FranzWieacker meinte 1967, ein Pandektist sei einVertreter des „rechtswissenschaftliche[n] Positivismus“, also einer Rechtsanschauung, welche „die Rechtssätze ausschließlich aus System, Begriffen und Lehrsätzen der Rechtswissenschaft ableitet, ohne außerjuristischen, etwa religiösen, sozialen oder wissenschaftlichen Wertungen und Zwecken rechtserzeugende oder rechtsändernde Kraft zuzugestehen“.1 Im19. Jahrhundert hätte man geantwortet: Ein Pandektist ist ein Lehrer des Pandektenrechts, zu unterscheiden etwa vom Institutionalisten oder Publizisten. Der Terminus „Pandektist“ hat einen semantischen Umbau erlebt, für dessen Geschichte Paul Koschaker 1947 den zutreffenden Hinweis gab, man habe in Deutschland nach 1918 die „größten Anstrengungen“ unternommen, die Pandektistik „zu ruinieren“.2 Wir nehmen heute Pandektisten also nicht mehr über ihre Lehre, sondern über ihre Lehrbücher wahr. Diese wiederum behandeln wir nicht als Hilfsmittel der Studentenausbildung, sondern als Ausdruck eines (verfehlten)Wissenschaftsprogramms. Nachfolgend möchte ich Pandektisten wieder in ihrer Tätigkeit am Katheder in den Blick nehmen. Dass dies für die Erklärung der Geschichte der Pandektistik wichtige Hinweise liefert, zeigt bereits ein Blick auf die berühmte Kritik, die Jhering in seiner Streitschrift „Scherz und Ernst in der Jurisprudenz“ 1884 an der, wie er es nannte, „romanistischen Rechtswissenschaft“ seiner Zeit übte. Jherings Argumente kreisten nicht um wissenschaftstheoretische Fragen, um Kant, Hegel oder Schelling, um Begriffspyramide, Formalismus und Deduktion und W Pandektisten am Katheder 1. e i nl e i tung

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