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konstituierte sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in verschiedenen Organisationen und Zirkeln, deren Mitglieder das wahre Christentum durch übermäßigen Rationalismus verdorben sahen, das verbreitete Gewohnheitschristentum überwinden wollten und sich unmittelbare, auch irrationaleWege zur Erfahrung des Glaubens zu erschließen suchten. Bestimmte Erweckungsbewegungen entwickelten intensive missionarischeTätigkeit, wie etwa vom deutschen Sprachraum aus die Herrnhuter Brüdergemeine oder seit 1815 die Basler Missionsgesellschaft.166 Savigny, dessen Bereitschaft zu einer nach innen gekehrten,167 unorthodoxen Religiosität durch seine spezifische religiöse Sozialisation168 verbunden mit ungewöhnlich leidvollen Erfahrungen in der Jugend169 gefördert worden sein mochte, hatte sich der Erweckungsbewegung frühzeitig angenähert und war unter den verschiedenen Kreisen, die sich in diesem Sinne gebildet hatten, seit 1816170 besonders von der katholischen Erweckungsbewegung angezogen worden, die sich in Bayern entwickelt hatte.171 In ihrem Mittelpunkt standen der katholimart i n ave nar i u s 63 166 Vgl. allgemein F.Huber,Art.Mission3. Evangelische Kirchen, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 8 (2008), Sp. 586-591 (588 f.). 167 Dufour, La Religion de Savigny (o. Fn. 131), S. 54. 168 Savigny war – jedenfalls bis zum Zusammenschluß in Preußen 1817 – Mitglied der lutherischen Kirche (vgl. Raub-Domnick, Friedrich Carl von Savigny [o. Fn. 130], S. 155 mit Nachweisen), stammte aber aus einer konfessionellen Mischehe und war selbst in einer solchen verheiratet.Von denjenigen seiner Kinder, die das Erwachsenenalter erreichten, wurden zwei protestantisch und zwei katholisch. Vgl. Dufour, La Religion de Savigny (o. Fn. 131), S. 52. Für die bereits im Kleinkindalter erfolgte Heranführung an die Bibellektüre vgl. Ch. Guenoux,Notice sur la vie et les ouvrages de Frédéric-Charles de Savigny, in:Histoire du Droit Romain au Moyen-Age, par M. de Savigny, traduite de l’Allemand sur la dernière édition et précédée d’une notice sur la vie et les écrits de l’auteur par M. Ch. Guenoux, Bd. 1 (1839), S. 1-23 (2), wo die Erinnerungen Savignys verwertet werden. 169 Er war mit 13 JahrenVollwaise und hatte sämtliche Geschwister verloren; in seinem Göttinger Studiensemester imWinter 1796/97 überstand er eine schwere gesundheitliche und seelische Krise; aus erhaltenen Andeutungen schließt F. J. Hölzl sogar auf Selbstmordgedanken; Friedrich Carl von Savignys Lehre von der Stellvertretung (2002), S. 34 mit Nachweisen. 170 Fischer, Bethmann-Hollweg (o. Fn. 147), S. 68; H. Dalton, Johannes Goßner. Ein Lebensbild aus der Kirche des neunzehnten Jahrhunderts, 3. Aufl. (1898), S. 182. Savignys spirituelle Religiosität war allerdings bereits in seinen Landshuter Jahren voll ausgebildet. Vgl. Nörr, Savignys philosophische Lehrjahre (o. Fn. 162), S. 48 mit Nachweisen. 171 D.Nörr,Art. v. Savigny, Friedrich Carl, in:Neue Deutsche Biographie,Bd.22(2005), S. 470-473 (470). Zu dieser Erweckungsbewegung vgl. K. Aland, Berlin und die

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