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werten, in seinen historischen Zusammenhang einordnen. Dazu wollen wir ihn zunächst im vollenWortlaut wiedergeben:122 Adressat des Briefes ist, obgleich der Name nicht genannt wird, offensichtlich Balug’janskij. Dies läßt sich sowohl aus Savignys Bezugnahme auf die Stipendiaten als auch aus derenVerantwortlichkeit gegenüber demAdressaten mit einiger Sicherheit schließen.123 Der Brief bezieht sich auf den Abschluß der Studienaufenthalte der Berliner Stimart i n ave nar i u s 49 122 DieWiedergabe des Textes erfolgt buchstabengetreu; editorische Besonderheiten bestehen nicht. 123 Für die Identifikation Balug’janskijs als Adressaten spricht ferner, daß Savigny mit diesem auf deutsch korrespondierte, während der Briefwechsel mit Speranskij auf französisch stattfand.Vgl. Majkov, Speranskij (Teil 2, o. Fn. 53), S. 240. Nicht anders als durch eine Übertragung preußischer Maßstäbe hinsichtlich der Statusattribute eines Beamten auf dieVerhältnisse im Zarenreich ist allerdings die Anredeform zu erklären. Balug’janskij war seit 1828 Geheimer Rat, gehörte im Rahmen der zivilen Rangtabelle der (vergleichweise hohen) 3. Klasse an und konnte die Anrede mit „Eure Exzellenz“ (Vaše prevoschoditel‘stvo) beanspruchen. Die von Savigny gewählte Anrede „EuerWohlgebor(n)en“ wäre nur bis zum9.Rang richtig gewesen. b e r l i n de n 9 de c. 1834 EurerWohlgebornen gefälliges Schreiben vom9. v. M. hat mich eben so sehr überrascht als erfreut. Denn wenngleich ich mir das darin ausgesprochene Lob anzueignen weit entfernt bin, so nehme ich doch die demselben zumGrund liegende wohlwollende Gesinnung mit Freude und Dankbarkeit auf. Eben so viele Freude machte mir das gute Zeugniß, das Sie den ersten von hier zurückgekehrten Russen geben, obgleich ich mir bey diesem günstigen Erfolg verhältnißmäßig doch nur geringesVerdienst zuschreiben kann. Ich bitte Sie dieselben, und besonders H.Newolyn, freundschaftlich in meinem Namen zu begrüßen. Da Ihr Brief den H. von Petersen nicht namhaft macht, was bey seiner vielseitigen wissenschaftlichen Bildung kaum gefehlt haben würde, so schließe ich daraus, daß derselbe sich einer andern Laufbahn zugewendet haben wird. Ihr Beruf ist ein schwerer, aber schöner. Sie treiben gewissermaßen ein Missionsgeschäft, oder eigentlich Sie wollen unsre Rechtswissenschaft auf einem ihr bisher fremden Boden colonisiren. In dieser wichtigen und schwierigen Arbeit wünsche ich Ihnen von Herzen Muth und Ausdauer, so wie die Freude, sich durch sichtbare reife Früchte IhresWirkens belohnt zu sehen. Mit vorzüglicher Hochachtung und Ergebenheit unterzeichne ich mich als EurerWohlgebornen Ergebenster Savigny

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