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d i e k o d i f i k at i o n u n d d i e j u r i s t e n 81 kleine Schrift1 als “neues, vollständiges, vaterländisches Gesetzbuch”, welches “durch consequente Regeln1000 um1000 Fälle mit einmal entschieden” habe, so daß die Frage entstehe, ob man hinfort noch der Rechtsanwälte bedürfe, da aus dem in „einer reinen, bestimmten Sprache“ abgefaßten Gesetzbuch sich ohnedies jedermann über seine Rechtsverhältnisse belehren könne. Tatsächlich trat das ABGB mit seinen ursprünglich nur 1502Paragraphen an die Stelle einer Vielzahl an Rechtsquellen wie nicht nur bisheriger Gesetze, darunter etwa das TeilABGB 1786, sondern auch an die Stelle der großen Masse des Gemeinen Rechts2. Auch setzte es das gesamte Provinzial-Privatrecht außer Kraft, da der Monarch solches nicht, wie vom ABGB gefordert (§ 11)3, bestätigte, sowie praktisch das gesamte Gewohnheitsrecht (§ 10).4 Die Folgerung jedoch, das Privatrecht ließe sich mit dem Inkrafttreten des ABGB bloß aus den erwähnten1502 Paragraphen ableiten, wäre unrichtig. Immerhin hatte das Gesetzbuch in seiÖsterreichs ABGB: Vom Zentrum an den Rand der Privatrechtsordnung? wi lhe lm braune de r Zwe i jahre nach Inkrafttreten des ABGB lobte es eine 1 Dr. Hoffer, Der Schutzgeist und sein Freund,Wien 1814, 10. 2 Zum ABGB grundsätzlich:W. Brauneder, Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für die gesamten Deutschen Erbländer der österreichischen Monarchie von1811, in: Gutenberg-Jahrbuch, Mainz 1987, 205ff. 3 Paragraphen ohne Gesetzesangabe sind solche des ABGB. 4 W. Brauneder, Geschlossenheit der Kodifikation? Die Verweisungen im ABGB, in: L’ABGB e la Codificazione Asburgica in Italia e Europa (Pubblicazioni della Università di Pavia 112),1ff. i . de r charakte r de s abgb

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