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Carl Josefsson riihrt.- Die Vorstellung der Gewährleistung innerer Rechtseinheit als zentrale rechtswissenschaftliche Aufgabe ist in der deutschen Zivilrechtswissenschaft offensichtlich tief verwurzelt.^ Diese Auffassung diirfte grundsätzlich auf der von der idealistischen Philosophie geprägten Grundannahme beruhen, dafi das Recht als ein sinnvolles Ganzes zu begreifen istd Nach dieser Auffassung ist die Aufdeckung des inneren Zusammenhangs grundlegender Prinzipien und Wertungen rechtlicher Systematik mafigeblich sowohl von funktionellemwie materiellem Gesichtspunkt: der Besitz des „inneren Systems" gewährleistet eine sichere Fortbildung des Rechts und damit dessen Voraussehbarkeit; er sichert sowohl die Vermeidung von Wertungswiderspriichen wie die Verwirklichung grundlegender Gerechtigkeitswerte; er dient der Rechtssicherheit und -klarheit.5 Mehrere Beiträge der erwahnten Diskussion weisen darauf hin, die Möglichkeit der Sicherung innerer Einheit sei wegen des Gemeinschaftsrechts gefährdet.^ Diese Ansicht uberrascht nicht: Die Gemeinschaft stellt eine autonome Rechtsordnung dar, deren Rechtssubjekte sowohl die Mitgliedstaaten wie einzelne juristische und natiirliche Personen sindZ Ferner verlangt sie ihrerseits nach einer einheitlichen Wirksamkeit ihres Rechts.^ So durchdringt das Gemeinschaftsrecht die nationalen Rechtsordnungen mit allmählich wachsendem Ausmal^ und wachsender Intensität.^ Vorhanden ist ein „Zusammenspiel ein ziviles Europa, Baden Baden, 1994, S. 131 ff; ders., Anmerkung zu EuGH2.8 1993-C 259, 331 u. 332/91 JZ 1994, S. 95 ff; Taupitz, Jochen, Europäische Privatrechtsvereinheitlichung heute und morgen, Tubingen, 1993; ders., Privatrechtsvereinheitlichung dutch die EG: Sachrechts- oder Kollisionsrechtsvereinheitlichung, JZ 1993, S. 533 ff; ZEup, Editorial, 1993, S. 1 ff; Roth, WulfHenning, Die Freiheiten des EG-Vertrages und das nationale Privatrecht, ZEuP 1994, S. 5 ff; Schwartz, Ivo E., Perspektiven der Angleichung des Privatrechts in der Europäischen Gemeinschaft, ZEuP 1994, S. 559 ff. - Siehe beispielsweise Editorial, ZEuP 1993, S. 1 (2): Miiller-Graff, Gemeinsames Privatrecht in der Europäischen Gemeinschaft: Ebenen und gemeinschaftsprivatrechtliche Grundfragen, S. 355 ff; ders., Europäisches Gemeinschaftsrecht und Privatrecht, S. 19 f; Blaurock, ^'ege zur Rechtseinheit imZivilrecht Europas, S. 93, 101 ff, 107, 114. ^ Siche Ganaris, Claus-Wilhelm, Systemdenken und Svstembegriff in der Jurisprudenz: entwikkclt am Beispiel des deutschen Privatrechts, 2. Aufl., Berlin, 1983, in passim; Larenz, Karl, Methodenlehre der Rechtswissenschaft, 6. Aufl. 1991, S. 165 ff; 437 ff; Miilbert, Peter O., Privatrecht, die EG-Grundfreiheiten und der Binnenmarkt, ZHR 159 (1995), S. 2 ff (6 f). ■* Vgl. Larenz (Fn. 3), S. 487 f und unten 1.3. ^ Vgl. Larenz, a.a.O; Canarais (Fn. 3), S. 97 ff, 107; Hommelhoff (Fn. 1), S. 101. ^ Siehe beispielsweise ZEuP, Editorial, S. 1 f; Miilbert (Fn. 3), S. 6 f; Hauschka (Fn. 1), S. 531. ^ EuGH(Urteil v. 5.2. 1963), Rs. 26/62 (van Gend & Loos), Slg. 1963, 1 (Rn. 9 f); (Urteil v. 15.7 1964), Rs. 6/64 (Costa/ENEL), Slg. 1964, 1251 (Rn. 8 f); (Urteil v. 17.12 1970), Rs. 11/70 (Internationale Handelsgesellschaft), Slg. 1970, 1125 (Rn. 3); (Urteil v. 9.3 1978), Rs. 106/77 (Simmenthal II), Slg. 1978, 629 (Rn. 17 f). ^ ZumGrundsatz der Einheitlichen Wirksamkeit des Gemeinschaftsrechts; Nettesheim, Martin, Der Grundsatz der einheitlichen Wirksamkeit des Gemeinschaftsrechts, in: Gedachtnisschrift fur Eberhard Grabitz, Miinchen, 1995, S. 477 ff (in passim). Die gememschaftsrechthchen 'Xhrkungen imPrivatrechtsbereich werden unten näher behandelt(III.) 68

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