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Claes Peterson 128 einer Verkurzung der Argumentation oder mit einer Black Box. Es läfit sich ohne weiteres festzustellen, was in diese Box eingeht und was aus ihr herauskommt. Was aber in ihr passiert, wie das Eine in seinen Gegensatz umgewandelt ist, ist dagegen jeglichemEinblick und jeglicher Kontrolle entzogen. Das deduktive Verfahren, auf der anderen Seite, stellt ein ebenso unmögliches Unternehmen dar, die einheitsbringende Griinde des positiven Rechts zu demonstrieren. Eine Deduktion oder Herleitung aus unerschiitterlichen, d. h. apriorischen Grunden bedeutet, dafi in der Schluftfolgerung nichts hinzukommen darf oder kann. Deduktion aus einem apriorischen Wesen oder aus einer reinen Idee kann tatsächlich nicht aus etwas anderem als aus einer Zerteilung dessen, was schon gekannt oder angenommen ist, bestehen. FriedrichJulius Stahl hat mit folgenden Worten den Kern der Problematik der deduktiven Methode beschrieben: Alles Notwendige hat nur analytischen Charakter. Es kann mit aller Folgerung und Bewegung nur dasjenige setzen, was es schon vor der Folgerung war, und was schon vor der Folgerung in seinen Begriff notwendig gehört. Flält man fest an dem Satz des Spinoza, jenem Nerv' des Rationalismus: „mit der Ursache ist die Wirkung unaufhaltsamgegeben"; so ist alles Analyse, es gibt nur Fines. Dieses ist entweder ein Einfaches, Ununterschiedenes; dann kann mit aller denkbaren gesetzmäfiigen Entwicklung nichts aus ihmherausgebracht werden, als das Einfache, Ununterschiedene. Oder es wird gleich von vorn herein als ein mannigfach Bestimmtes angenommen; dann hat man mit einem Sammelbegriff begonnen, was gerade das menschliche Denken nicht erträgt. Die Anforderung der Wissenschaft, die Anforderung des Menschen, da£ Einheit in den vielen Dingen und ethischen Anforderungen bestehe, wird also durch das abstrakte Erfahren, welches diese Einheit in der Vernunft sucht, nicht befriedigt. Denn wenn sie hierin läge, so diirfte kein Mannigfaches bestehen. ImGegenteil, wenn die unläugbar vorhandene Mannigfaltigkeit durch Einheit bewirkt sein soil, so kann die Welt und das Ethos nicht ein notwendiges zur Ursache haben." Alles Wachstum materieller Kenntnis ist ausgeschlossen. Wenn das Unternehmen gelingen soil, mufi die apriorische Erkenntnisqualität in jedem Glied der Deduktion aufrechterhalten werden. Soil die absolute Qualität bestehen, so kann sie nicht mit ihrer gegensätzlichen Qualität vermischt werden. Das aber mii^te geschehen, wenn das Einheitsideal im historisch veränderlichen Recht realisiert werden soil. Ohne diese letztere Zielsetzung wird die Theorie als solche sinnlos, und damit kommen wir zumSchlufi aller sinnvollen Diskussion. Wie ein reiner Grund sich aus sich selbst erweitern und eine empirische Vielfalt in sich eingliedern könne, ist schlieElich aus methodologischem Blickwinkel ein Rätsel. Wie kann die Vielfalt an der Seite der Vernunfteinheit bestehen? Und weiter, wie kann der Gegensatz, die historische Vielfalt, aus einer einheitlichen Vernunft hergeleitet werden? Die Deduktion scheint vorauszu- ” Stahl, F. J., Die Philosophic des Rechts nach geschichtlicher Ansicht, Bd II, Heidelberg 1833, S. 181-182.

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