RS 19

Kjfi 1 Å. Modi FR auf die Seite Jherings geschlagen hatte, veröffentlichte 1893 eine Charakteristik die beiden Heroen.^^ Fur Hagerup spielte Jhering die wichtigere Rolle; seine persönlichen Ideen, neuen Methoden und Entwicklungstheorien machte ihn zu einer dynamischeren Persönlichkeit als Windscheid. Auch die Formulierungskunst Jherings wurde von Hagerup hervorgehoben. Er zitierte den deutschen Rechtsgelehrten E E. Bekker, der ihm einmal erzählt habe, er habe zu Jhering gesagt: „Wenn Sie eine Idee in die Welt gesetzt haben, scheinen Sie nicht ruhen zu können, bis Sie sie selbst entleibt haben!“ Und Jhering habe geantwortet: „Ja, ware ich denn sonst Jhering!“'■* Im Juristischen Verein in Finnland erinnerte der finnische Professor fur Zivilrecht und römisches Recht Robert Moritgomcry [1834-1898] in einer Gedächtnisrede aus Anlali der Jahresversammlung des Vereins im Dezember 1892 an Jhering und Windscheid.'’ Beide waren „keinemJuristen unseres Landes fremd, und fiir viele von uns . . . hatten ihre Schriften grofsen Einfluls auf unsere fachliche Bildung“. Auch die Nordische Juristentage spielten ftir das rechtswissenschaftliche Klima jener Zeit eine wichtige Rolle. Das Vorbild dieser Treffen waren die Deutschen Juristentage, und wie die deutschen Treffen boten sie erste Möglichkeiten der Diskussion von Rechtswissenschaftlern mit Praktikern, mit Richtern und mit Rechtsanwälten.'^ Der erste Nordische Juristentag land 1872 in Kopenhagen statt, und gerade jene Professoren, die eigene Erfahrungen mit den Gegebenheiten der deutschen Rechtswissenschaft gesammelt hatten, fanden sich ein. Jhering spielte deshalb eine wichtige Rolle fur das rechtswissenschaftliche Klima in Schweden und im skandinavischen Norden. Aber fur wen und in welcher Hinsicht? In diesem Aufsatz will ich in groben Ziigen aufzuzeigen versuchen, was schwedische - oder besser: skandinavische - Rechtsgelehrte bei ihren Zusammentreffen mit Jhering und in seinen Arbeiten anziehend fanden und was Jhering deshalb fur das skandinavische Rechtsleben bedeutete. Aus diesem Blickwinkel spielen Jherings programmatische Schriften eine besondere Rolle; umdie Reaktionen auf sie soli es hier vor allemgehen. Es gibt also eigentlich drei verschiedene Fcirmen von Beeinflussung: 1. die unmittelbare durch direkten persönlichen Kontakt mit Jhering zu seinen Lebzeiten, 2. die direkte durch seine Arbeiten und " Fr.incis Hagerup, Ihering — WIndsclieid. En litter)91(r Karakteristik. - In: TtR 1893. S. 1 tt. '■* F. Hagerup, Ihering - VC'indscheid, S. 4. R. Montgomery, Till minnet at Rudolf von Jhering och Bernhard VC indseheid. Föredrag hållet vid Juridiska Föreningens i Finland årsmöte den 17 deeember 1892. - In: Juridiska Föreningens i Finland Tidskrift (JFFT) 1892-1893 (Band 28-29) S. 30 ff. Henrik Tamm, De NordiskeJuristmoder 1872-1972. Nordisk Retssamvirke gennem ICC Är, Kopenhagen 1972, S. 19 f. 96

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=