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Kjfi.l Å. Modfi r Nach 1870 wuchs die Zahl der Reisenden, denn fiir Bewerbungen umStellen an den Universitäten wurde es immer wichtiger, eine Bildungsreise an andere Universitäten aufweisen zu können. Die Reisenden lernten die fiihrenden Rechtswissenschaftler ihrer Zeit kennen, und es entwickelte sich eine internationale Wissenschaftsgemeinschaft der Juristen; und nicht nur Juristen fuhren nach Deutschland um zu studieren.'^ Die ältere Generation der Rechtswissenschaftler regte ihre Schuler zu Reisen an,“° und junge schwedische Juristen trugen dazu bei, „die geistige Verbindung der beiden stammverwandten Nationen" zu verbessernZ' Der schon erwahnte Professor fur administratives Recht und Nationalökonomie in Lund GustafAxel Knut Hamilton machte 1872—73 seine europäische Studienreise und hörte im März 1873 einige von Jherings Vorlesungen iiber römisches Recht in Göttingen.’’ Ivar Afzelius aus Uppsala machte seine Reise 1874—75 und veröffentlichte iiber sie einen Bericht in einer schwedischen Juristenzeitschrift.’^ Er hielt sich iiberwiegend in Leipzig auf, wo ihn Windscheid in seinen Bann zog; Jhering las in Göttingen im. Sommersemester 1875 Rechtsgeschichte — ein Each, das Afzelius nicht hinreichend interessant erschien.^"* Wir wissen, dab Afzelius Göttingen im Sommer 1875 besuchte; von direkten Kontakten zwischen Afzelius und Jhering wissen wir jedoch nichts.’^ Der dänische Jurist Niels Lassen [1848-1923] traf Jhering bei einer Studienreise 1872—74 nach Deutschland, in die Schweiz und nach Italien. Er besuchte u. a. Heidelberg, Miinchen, Leipzig und Göttingen. In seinen Erinnerungen hat er sein Treffen mit Jhering in Göttingen im Friihjahr 1874 beschrieben.’^ Enthusiastisch lobt er Jherings plastische Formulierungen. Jhering sei „der geistvollste Mensch", den er je getroffen habe. „Seine Vorträge strahlten dank auBerordentlich treffender und geistvoller Bilder und Vergleiche, die ihm förmlich entströmten." Lassen verweist auch auf Hagerups Bemerkung, Jherings „Stil [habe] eine wirklich fesselnde Macht fiber den Geist".Ein weiterer dänischer Jurist, Viggo Bentzon, fuhr auf seiner Studienreise 1887—89 u. a. nach Göttingen und machte sich mit den LehrenJherings vertraut.’*^ Militärs, Lehrer, Ingenieure. - Sundell, a. a. O., s. 22 f. Nordling veranlafite Afzelius, Fehr und Trygger zu solchen Reisen. Stig Jägerskiöld, [Art.] Ernst Nordling, Svenskt Biografiskt Lexikon (S13L), Band 27, S. 405 ff. Windscheid an Afzelius, Zit. von Sundell, a. a. O., S. 121. ’’ Kjell Å. Modéer (Red.), Den historiska skolan och Lund, S. 155 f. - Vgl. Sundell, a. a. O., S. 28 f. 1. Afzelius, Om föreläsningarna vid universiteten i Tyskland, rättens och rättsvetenskapens närvarande ståndpunkt samt de juridiska studierna derstädes. — In. C. Naumann (Hrsg.), Tidskrift för lagstiftning, lagskipning och förvaltning, 1877 S. 720 ff. Sundell, a. a. O., S. 119. Sundell, a. a. O., S.125 f. Niels Lassen, Erindringer, Band 2, Rejser i udlandet, Kobenhavn 1919, S. 77 ff. Lassen, a. a. O., S. 79. Stig Jorgensen, Die Bedeutung Jherings fiir die neuere skandinavische Rechtslehre. - In: Franz Wieacker und Christian Wollschläger [Flrsg.], Jherings Erbe. Göttinger Symposion zur 150. 94

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