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17 e) Schliefilich wurde versucht, die Struktur von Biirgergemeinde und innerstädtischen Genossenschaften in der Sicht von Rechtsakten Kaiser Friedrichs II. zu erfassen.’° Hier zeigt sich, daft die Erfahrung des Kaisers und seiner Berater mit dem entwickelteren oberitalienischen Städtewesen, wie auch die geistige Schulung am römischen Rechtsdenken zu Aussagen und Normierungen fiihrt, welche die Vielfalt der Einzelentwicklungen in den Städten schon zu ,,Idealtypen” zusammenfal^t. Diese Quellen bieten also fiir den Historiker eine willkommene Briicke, indem er der Zeit selbst zugehörige Generalisierungen zur Grundlage seiner eigenen, generalisierend-zusammenfassenden Aussagen verwenden kann und dadurch die Verbindung der modernen Interpretation zum Selbstverständnis der Zeit wahren kann. Der analytisch-diachronische Aufrifi bietet somit einerseits die Möglichkeit fiir eine kritische, individualisierende Quelleninterpretation, andererseits die Ansätze zur Entwicklung weiter ausgreifender Typenbildung. 3. Die dritte methodische Ausfaltung bietet eine Typenbildung in Bezug auf die vorgefundenen Verbandsformen.^' Diese Typenbildung ist induktiv, indem sie die Vorkenntnisse aus der wissenschaftlichen Problemgeschichte wie die Ergebnisse der Quellenanalyse verwertet. Sie ist gleichzeitig nominalistisch, nicht begriffsrealistisch, d.h. der Forscher bildet sie zum Zwecke der historischen Erkenntnis, entnimmt sie nicht der Wesenheit des untersuchten Objektes (und auch nicht unmittelbar der Quellensprache). Sie soil Idealtypen darstellen und lehnt sich insofern an Max Weber an, und zwar sowohl an seine konkrete soziologische Arbeit, innerhalb deren er eine welthistorische Idealtypik der Stadt entworfen hat,““ wie an seine wissenschaftstheoretischen Begriindungen der idealtypisierenden Methode.^^ Zwei häufigen MiBverständnissen dieser Methode ist dabei vorzubeugen: Der Idealtypus stellt weder einen Ausdruck ,,idealistischer” Weltdeutung dar, noch will er andererseits empirische Realität unmittelbar beschreiben. Er will vielmehr ein heuristisches Mittel bieten, Realität im Vergleich mit dem Idealtypus, in Ubereinstimmung, Abweichung und Mischung, methodisch genauer und kontrollierter zu beschreiben, als dies mit empirisch-positivistischen oder rein hermeneutischen Methoden möglich ist. Ausgangspunkt der ,,verstehenden Soziologie” Max Webers ist dabei das Bestreben, menschliches Handeln in seiner Sinnbezogenheit zu erfassen, also sowohl in seinem Realitätsbezug wie in seinen geistigen Vorprägungen und Wertprinzipien, dabei materielle und ideelle Komponenten jenseits des Marx- ’schenUberbaumodelles zu integrieren. Vor allem in „Wirtschaft und Gesellvgl. a.a.O. ’’ Die folgenden Ausfiihrungen beziehen sich auf Kap. IV meines Aufsatzes, a.a.O. S. 94 ff. ’’ Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, Köln, Berlin 1964, S. 923 ff. Vor allemin Wirtschaft und Gesellschaft, die ersten methodologischen Kapitel, auch als Aufsatz: Methodische Grundlagen der Soziologie, in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tubingen 1922, S. 303-523, sowie: ders., iiber einige Kategorien der verstehenden Soziologie, zuerst: Logos 1913, auch in: gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre S. 403—450.

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