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AlfredDufour 118 „Quant aux sujets, la premiere loi que la religion, la raison et la nature leur imposent est de respecter eux-memes les conditions du contrat qu'ils ont fait . . . et si jamais il leur arrivait d’avoir un Roi injuste, ambitieux et violent, de n’opposer au malheur qu'un seul remede, celui de I'apaiser par leur sotimission et de fléchir Dieu par leur prieres'\^^- Angesichts dieser tiefen Einwirkung auf die Jurisprudenz sowie auf die Sozialphilosophie französischer und englischer Sprache, muss als Schlussbetrachtung die Frage aufgeworfen werden, wie es möglich wurde, dass Pufendorf vomEnde des 18. Jahrhunderts allmählich in Vergessenheit geraten ist. Es genugt hier nicht, sich auf das Schicksal der neueren Naturrechtslehre zu berufen^-^, denn Pufendorfs Souveränitätslehre sowie seine Auffassung von den Beziehungen zwischen Staat und Kirche haben nur wenig mit demneueren Naturrecht zu tun.^-^ Ebenso ungeniigend erscheint Hans Welzels psychologische Erklärung, wonach „die besitzenden Enkel die MUhen der Vorväter um den Erwerb ihres Besitzes — der Menschenund Biirgerrechte —vergessen haben. Unseres Erachtens hängt die allmahliche Vergessenheit, in die Pufendorf geraten ist, mit der grundsatzlichen Ambivalenz seiner politischen PhiloSophie zusammen. Einerseits waren tatsachlich die Befurworter der Menschen- und Biirgerrechte imstande, sich auf seine Lehre vom Naturzustand zu berufen, während sich die Förderer des Absolutismus andererseits auf seine Souveränitätslehre und seine starke Begrenzung des Widerstandsrechts stutzen konnten. Solange der Gegensatz beider Aspekte des pufendorfschen Staatsdenkens rein theoretisch blieb, war er ohne nachteilige Folgen fiir die Ausstrahlung Pufendorfs. Alles änderte sich, als —um Otto Vosslers Worte zu iibernehmen —„in Amerika das Naturrecht gar nicht wie in Europa bloss Literatur und Theorie, sondern selbst (zur) Wirklichkeit und (zum) Leben wurde. Das gleich gait fiir die Umwälzungen der französischen Revolution. Vgl. Diderot, art. Autorlte politique, Oeuvres completes, ed.cit. (44), Bd. 13, S. 399. Vgl. H. Welzel, Die Naturrechtslehre Samuel Pufendorfs, Berlin 1958, S. 3. Zu Pufendorfs Souveränitätslehre, siehe H. Denzer, Op.cit. (51), S. 176 ff., sowie A. Dufour, Tradition et Modernite de la conception pufendorfienne de VEtat, APD, Paris 1974, S. 55 ff, insbes. S. 68—74, und ders.. La Souverainete dans I’Ecole allemande du Droit naturel möderne: Pufendorf, in Souverainete et Pouvoir, Cahlers de la Revue de Theologie et de Philosophle, 2, Genf—Neuenburg—Lausanne, 1978, S. 85—111; zu Pufendorfs Staatskirchenrechtslehre, vgl. u.a. F. Schenke, Pufendorfs Kirchenbegriff, Zeltschrlft der Savigny Stiftung fiir Rechtsgeschichte, Kan. Abt. 14, 1925, S. 39—61, und H. Rabe, Naturrecht und Kirche bei Samuel Pufendorf, Schriften zur Kirchen- und Rechtsgeschichte, Heft 5, Tubingen, 1958. ‘25 Vgl. H. Welzel, Op.cit., loc.cit. (123). Vgl. O. Vossler, Studien zur Erklärung der Menschenrechte, Historlsche Zeitschrift, 1930/142, S. 529, veröffentlicht In Zur Geschichte der Erklärung der Menschenrechte, hrsg. V. R. Schnur, Wege der Forschung, Bd. XI, Darmstadt 1964, S. 181. «125 “ 126 122 123 123

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