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163 vertraten, auf das Werk FriedrichJulius Stahls, Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht}^^ Dieser Hinweis beinhaltet jedoch gar nicht, daB Schlyter sich zu einem bloBen Referieren von Stahls Werk herablieB, umgekehrt wies er sehr bestimmt darauf hin, daB die imText zumAusdruck gekommene Auffassung ihre Basis in selbständigen philosophischen Untersuchungen hatte.In den Lebensbeschreibungen,''^' die nach Schlyters Tod von der Schwedischen Akademie herausgegeben wurden, gibt es einen Bericht iiber den näheren Inhalt dieser Studien, der ein gutes Bild iiber Schlyters philosophische Tätigkeit gibt: Schlyter leitete seine philosophischen Studien damit ein, indem er einzelne sensualistisch geprägte Werke, vor allem Lockes Schrift Concerning human understanding, sowie Schriften von David Hume, sorgfältig durchlas.''*' Danach ging er dazu iiber, Kants Kritik der reinen Vernunft, und Fichtes Versuch, die Begrenzungen des kritischen Vernunftsstandpunkts aufzuheben, zu studieren.''*’ Schlyters erkenntnistheoretische Untersuchungen wurden mit dem Philosophen, dessen erkenntnistheoretischer Ståndpunkt noch zu dieser Zeit von einer Vielzahl schwedischer Akademiker als der Zenit der klassischen Erkenntnistheorie angesehen wurde: Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling abgeschlossen.''*'* Es war vor allem Schellings Schrift Philosophische Untersuchungen iiher das Wesen der menschlichen Freiheit, die einen starken Eindruck auf den jungen Schlyter machte - er gab selbst an, daB er in seiDiese Begeisterung das ganze Buch mit der Hand abgeschrieben hatte. ner Schlyter, OmLaghistoriens studium (Uber das Studium der Gesetzesgeschichte), S. I f.: ,,Ich habe, hinsichtlich der Kritik des Rationalismus, mich auf F.J. Stahls Werk berufen, Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht, welche lange vor diesem Jahr in unserem Vaterland bekannt war, und auch in Schriften, herausgegeben an dieser Lehranstalt, viele Male mit Lob erwahnt worden ist“. Vgl. Stahl, Friedrich, Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht, Bd. 1, 2. Buch. Schlyter, aaO. S. 2f.: ,,Es umfabt das Resultat von ziemlich ernsten philosophischen Forschungen; das driickt eine Uberzeugung aus, die in vielen Jahren Zeit hatte zu reifen“ (Det inefattar resultatet af temligen allvarsamma filosofiska forskningar; det uttrycker en öfvertygelse, som under många år haft tid att mogna“). Wisén, aaO., S. llSff. AaO. S. 139f. AaO. S. 142. Die Ausbreitung der schellingschen Philosophie unter den Studenten an den schwedischen Lehranstalten wurde am Anfang ungern gesehen, man fiirchtete aus unklaren Grunden, dab die idealistische Philosophie im allgemeinen und die Schriften Schellings zum Jacobinismus leiten. ,,Die wissenschaftliche Herrschaft der schellingschen Philosophie" - Svensk Litteratur-Tidning (Schwedische Literatur-Zeitung), Jhrg. 1814, S. 434 - konnte auf Dauer nicht unterdriickt werden. Der Druchbruch der schellingschen Philosophie erntete aber seine Opfer, siehe Hammarsköld, Lorenzo, Historiska Anteckningar rörande Fortgången af det philosophiska Studiumi Sverige, från de äldre till nyare tider (Philosophien (Die Philosophie)), was das widrige Geschick des Philosophen Benjamin Höijer anbelangt, siehe auch Segerstedt, Torgny T., Den akademiska friheten, 1809-1832 (Die akademische Freiheit, 1809-1832), S. 95 und Svensk Litteratur-Tidning (Schwedische Literatur-Zeitung), (Nr. 30) Jhrg. 1814, S. 457. Wisén, aaO. S. 142. Wisén behauptete in seiner Lebensbeschreibung iiber Schlyter, dab die 12

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