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Tendenzeii, das Eigentiiinsreclit der Bischofskircheii an den anderen Kirciien der Diözese aufznheben iind die administrative Einheit des Ivirchenvermögens zn sprengen, aber in der Zeit der alten Kirche konnten sich diese Tendenzen niemals durclisetzend Tin grossen nnd ganzen behielt das altkirchliche System bis ziim Anfang des acbten Jahrhunderts seine (Jiiltigkeit, bis zn der Zeit also, da in der Organisation der Ivirche der gernianische Einflnss sich ernstlicb geltend maebte und eine durchgreifende Umwandlnng ibrer Rechtsordnung herbeifuhrte. Während die altere Ivirclienverfassung Zentralisation unter deni Episkopat bedeiitet, ist das neue Ivirchenrecht germaniscber Prägling im Oegensatz dazn (lurch Dezentralisation iind Laieneinfluss gekennzeichnet. Was dieser neuen Epoche der kireblichen Rechtsgeschichte mehr als alles andere ihre Eigenart gab, war das sog. Eigenkirchenwesen. Eigenkirchen waren Kirchen, die miter privatem Eigentumsrecht standen, d.h. dass der Eigentiimer des Orimdes, aiif dem eine Kirche erbaut war, iiber das Kirchengebande auch das gleiche Verfiigiingsrecht hatte wie iiber sein iibriges privates Eigentum“. Als Mittelpunkt des Vermögens der Eigenkirche das Kirchengebäiide und das Das germanisch gepragte Kirchenrecht gait der Altar, iind alles andere iibrige kirchlicbe Eigentiim, anch die kirchlichen Einkiiiifte wurde niir als ein Ziibehör zii diesem betrachtet. Dass dabei das Kirchenvermögen iinter den Formen einer Uberlassnng des Eigentiimsrechts an den Altar iiberwiesen wiirde, hinderte in keiner Weise, dass der Kircheneigentiimer auch Eigentiimer des Ivircheneigentums war nnd die nrspriingliche Befiignis hatte, frei liber dasselbe zu verfiigen. Eine Kirche zu baiien nnd Kircheneigentiimer zii sein, wiirde so zii einem gewinnbringenden Unternehmen. Denn der Eigentiiiner hatte das voile, imgeschmälerte Recht aiif alle Einkiiiifte, die der Ivirche in Formvon Abgaben der Oemeindemitglieder ziifielen^, wogegen er —falls er nicht selbst die priester- ' Sti'tz, Benefiziahvesen, S. 41 ff., be.s. S. (5(5ff. - Feine, Kircliliche Kechtsgeschichte I, S. 129ff; Stutz, Beiiefizialwesen, S. 95ff., Eigenkirche, Eigenkloster, S. 3(i4ff. Das Eigenkirchenvermögen. S. 1187ff., Ausgewälilte Kapitel ans der Cesehichte der Eigenkirche iind ihres Rechtes. ® Seit der karolingischen Zeit kam der Zelmt dazu; dariiber Stutz, Das karelingisclie Zehntgebot. 24

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