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83 E. Die Prozej5formen nach dem iibrigen zeitgenösshchen Urkundenmaterial Der Zusammenhang zwischen dem inquisitorischen Geschworenenverfahren einerseits und dem Königtum und der Landfriedensgesetzgebung andererseits wird nicht nur in den Landschaftsrechten, sondern auch in einigen königlichen Verordnungen und Briefen des 13. und 14. Jahrhunderts deutlich, namlich der Alsnö stadga von 1280, der Skanninge stadga von 1335, der Anweisung König Magnus Erikssons an seine Ratgeber von 1344 und seinen officialis generalis zur Verkiindung von Königsurteilen in seinem Namen während seiner Norwegenreise, weiter die Uppsala stadga von 1344 sowie die Instruktion fiir das Königsgericht in Uppland von 1346.68 Eine ahnliche Tendenz zur Förderung des Geschworenenprozesses kann man auch im Hofrecht Magnus Erikssons von 1319 beobachten. Besonders deutlich kommt sie in Strafsachen zum Ausdruck, in denen der Täter die Tat leugnet. In Leib- und Lebenssachen sollen dementsprechend zwölf Manner freisprechen oder verurteilen, während in minderen Sachen sechs Männer ausreichten.®^ Weiter zeigt das erhaltene Urkundenmaterial aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, daB die schwedische ProzeBpraxis die mit dem inquisitorischen GeschworenenprozeB zusammenhängenden materiellen Beweiswiirdigungsgrundsätze zumindest in gewissen Umfang ubernahm;'*’ vor allemgait das —naturlich —fiir die königliche Rechtspechung.'^^ DS 799, 3175, 3864, 4108. Å. Holmbäck—E. Wessén, Magnus Erikssons landslag, 1962, S. XVIII ff., K. H. Karlsson, Den svenska konungens domsrätt och formerna för dess utöfning under medeltiden, 1890, S. 38 ff., 48. Magnus Erikssons gårdsrätt 1319, flock 1, 5, 11. Ähnliche Bestimmungen kamen auch in den Hofrechten Königin Margaretas und Erichs von Pommern in Flock 1, 12, 21 vor. In diesen Hofrechten wird jedoch nichts iiber ein Gericht aus sechs Geschworenen in weniger wichtigen Sachen gesagt. Zum Entstehen der königlichen Hofrechte L. BergQVIST, Om de svenska borgrätternas uppkomst, 1957, m. w. H. '® Z. B. DS 1999 (der Lagman von Östergötland urteilt in einem Erbschaftsstreit im Jahre 1315: diligenter jnquirens . . .); DS 3113 (der Vogt von Åbo bestätigt ein Urteil seines Vorgängers in einem Streit zwischen dem Priester und einem Bauern im Kirchspiel Borgå iiber einen Hof im Jahre 1335: diligenti inquisicione et examine comperi . . .). Carlquist, Studier, S. 118 ff. T. Engströmer, Vittnesbeviset, 1911, S. 89 f., mit Beispielen. Carlquist, Studier, S. 176 f. — Z. B. DS 2194 und 2194 a (der Drost und Reichshauptmann Mats Kettilmundsson entscheidet zusammen mit Håkon Jonsson und Nils Björnsson einen Streit iiber verpfändeten Grund und Boden im Jahre 1319 nach „diligenti inquisicione prehabita et veritate, veridicorum testimonio, cognita . . DS 3485 (Untersuchungs- und Urteilsvollmacht in einem Streit um Wald fiir vier bezeichnete Männer, ausgestellt von Magnus Eriksson am 6. Mai 1340. Sie sollen „. . . cum diligenti examinacione et discussione inquiratis plenarie veritatem et eandem secundum deum et iusticiam, et prout coram nobis eciam 69

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