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40 Aspectus, sculptum, testis, notoria, scriptum lurans, confessus, praesumptio, jama probabunt}^ Noch ausfiihrlicher ist die Aufzählung der Beweismittel bei Durantis, der sogar zwölf nennt.^- Das rationale Element in diesen Beweismitteln ist augenscheinlich.^^ Man ging von den Prinzipien des römischen Rechts aus und verlangte, daC der Beweis logisch aufgebaut sein miisse und nach Möglichkeit nicht nur zu einer Befestigung der Uberzeugung des Richters, sondern zur Wahrheit fiihren solle. Nach Tancredus konnte der Beweis so definiert werden: Probatio est rei dubiae per argumenta facta demonstratio. Baldus ging aber einen Schritt weiter und meinte, der Beweis diene nicht nur dazu, eine zweifelhafte Sache zu ermitteln und klarzustellen, sondern stelle auch ein Mittel dar, mit dessen Hilfeman sichere und sogar notorische Tatsache feststelle.^^ Bei den friihen Glossatoren des 12. Jahrhunderts findet man eine Gruppierung des Beweises in probatio vera oder legitima sowie probatio ficta oder quasi probatio, d. h. Präsumtion. Diese Gruppierung bedeutete in der Praxis, daC man der probatio vera immer einen gröBeren Beweiswert zumaB als der probatio ficta}^ Gegen Ende des 12, Jahrhunderts wurde eine andere Gruppierung iiblich, die probatio plena, den vollständigen Beweis mit der Folge der plena fides, und probationes semiplenae, d. h. verschiedene Arten halben Beweis oder Präsumtionen unterschied, die nur semiplena fides, halbe Uberzeugung, begrunden konnten, — Später fiigte man in das System des Beweisrechtes iiber der probatio plena dasjenige ein, Hostiensis, Summa aurea, II, De probationibus, § 6 Et quot sunt species probationis. Durantis, Spec, iur., II, 2, De probationibus, § 3. Durantis erwähnt; testes, confessio, instrumenta, evidentia facti, praesumptio, farna, iuramentum, libri antiqui, litterae sigillatae, sigillo episcopi vel cardinalis, vel abbatis, vel capituli, vel conuentus, denunciatio publicarumpersonarum, communis opinio, indicia. Beachtenswert ist, daB .sich die Ordalien nicht unter den aufgezählten Beweismitteln befinden. Die Ordalien wurden von den Kanonisten auch als purgatio vulgaris bezeichnet, während der Eid purgatio canonica genannt wurde. Im 12. und 13. Jahrhundert änderte sich die Einstellung der Kanonisten zu den Ordalien immer mehr. Anfangs wurden sie toleriert, später aber als Versuch, Gott auf die Probe zu stellen, verboten. Die Änderung der Einstellung ereignete sich während des Pontifikats Alexanders III. Die Entwicklung spiegelt sich in C 2, q 5; X 5, 14, 1; X 1, 20, 1; X 5, 35, 1; X 5, 14, 2; X 5, 34, 8; X 5, 35, 2. Tancredus, Ordo iudiciarius, III, 5, 1. — Diese Definition ist mit geringen Variationen auch zu finden bei Hostiensis, Summa aurea, II, De probationibus, § Quid sit probatio sowie bei Isidorus von Sevilla in X 5, 40, 10. —Baldus, Lektura ad rubr. de probationibus, 1 et 3. Baldus’ Definition lautet: . . . sed certum est quod probatio per rei evidentiam est optima et superlativa probationum . . . Praeterea notorium est species probationis non rei dubie sed certissime, in cuius scientia non contingit aliquem sapientem dubitare . . . die ergo quod probatio est fides veri legitimis modis et temporibus facta cause cognitori. —Levy, La hiérarchie, S. 23, 27 f. Levy, La hiérarchie, S. 27; Lévy, Le probleme S. 149.

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