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38 mer vor dem Richter wiederholt werden, wenn sie iiberhaupt beachtlich seln solle.^ Diese Umgehung der Bestimmungen iiber den spontanen Charakter des Geständnisses fiihrte jedoch in der praktischen Anwendung zu MiBbräuchen.^ Vermerkt sei, daB die Folter nach römischem Recht und den mittelalterlichen Legisten nur bei Kapitalverbrechen zulässig war, wenn schon starke Beweise vorlagen. Bestimmte Menschen waren aus psychologischen, politischen und sozialen Grunden von der Folter ausgenommen. Solche Ausnahmen galten u. a. fiir Kinder unter 14 und Alte iiber 70 Jahren, schwangere Frauen, Kranke, Versehrte sowie Adlige, Soldaten, Doktoren und Priester.^ Hinsichtlich der Wirkung der confessio in iure in Straf- und Zivilsachen verfolgte man den von Johannes Teutonicus eingeschlagenen Weg weiter. Teutonicus hatte ja hervorgehoben, daB in bestimmten Fällen —vor allem in Strafsachen — eine confessio in iure nicht ausreiche, sondern weitere Beweise erforderlich seien, Dieselbe Meinung findet man auch bei späteren Kommentatoren. Man geht so weit, daB man die Richter auffordert, ergänzende Ermittlungen anzustellen und sich nicht mit der confessio des Angeklagten zu begnugen."^ AuBerordentlich wichtig ist in diesem Zusammenhang Durantis’ oben erwähntes Zitat einer ÄuBerung von Bertrandus iiber die Zuverlässigkeit von Verbrechensgeständnissen. Man meinte offenbar, daB eine confessio in iure nicht immer wahr sei. Noch ist die Frage nicht beriihrt worden, ob es nach römisch-kanonischem Recht zulässig war, eine confessio durch Vertreter abzugeben. Nach kanonischem Recht war es in Strafsachen sowohl im Akkusations- als auch im InquisitionsprozeB undenkbar.® In Zivilsachen konnte nach kanonischem ' Azo, Summa ad C. 7, 59; Cynus, Commentarla, C. 9, 41, 18, 7; Durantis, Spec, iur., III, De accusatione, 1, 24. Dieselbe Auffassung ist auch zu finden bei Albertus Grandinus, Tractatus de maleficiis. De questionibus et tormentis, §§ 23—29. —Ähnliche Gedankengänge findet man auch bei Panormitanus, Commentaria II, De confessi, 11—12, der aber meint, daC auch eine in heftigem Zorn zustandegekommene confessio nicht bindend sei. - Levy, La hiérarchie, S. 56. ® C. 9, 41, 6; Azo, Summa ad C. 9, 41; Cynus, Commentaria ad C. 9, 41; Bartolus, Commentaria ad C. 9, 41; Baldus, Consilia, V, 500; Baldus, Practica, Questiones circa torturas, q 21; Albertus Gandinus, Tractatus de maleficiis. De questionibus et tormentis, § 9. Ordo iudiciarlus scientiam, XXVII; Baldus, Consilia, V, 465. — Man beachte in diesem Zusammenhang auch die Worte Alexanders IIL, daB ein Geständnis in Strafsachen klar und bewuBt abgegeben sein miisse und keine Anfwort auf Fangfragen darstellen durfe. X 4, 19, 5: Quumque dillgentius a te fuisset admonita, ne ad suggestionem alicuius vel iniquum consilium illud tam turpe contra se proponeret, ipsa id manifestius asserebat. ® C 3, q 9, c 5 (Pseudo-Isidorus): Non oportet quemquam iudicari uel dampnari prius, quam legitimos habeat presentes accusatores, locumque defendendi accipiat ad abluenda crimina. X 5, 1, 24 (Innocentius III): Debet igitur esse praesens is, contra quem facienda est inquisitio, nisi se per contumaciamabsentaverit, et .. .

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