RB 26

169 Gerichten in Schweden lange vor der Zusammenstellung der Richterregeln angewandt worden sind. Die Stelle aus dem Upplandslag beweist völlig eindeutig, daB auch in Schweden das kirchliche Verfahren dem weltlichen bei der Einfiihrung inquisitorischer Prinzipien weit voranging. Mit Inhalt und Wortlaut der Richterregeln stimmt auch eine Bemerkung in der Uppsala stadga von 1538 iiberein: Ther man icke kan förswara sig med skiäl och wittne / då försware sig med Lag och Eed I (& é contra,) alt det man kan drifwa med wittne och skiäl / bör icke gåås Lag före.^^ Diese Worte kehren ihrerseits in den Richterregeln vom Anfang des 17. Jahrhunderts wieder: Alt thet man kan drijfwa med wittne och schal bör ingen gå lag före. Kan man och icke förswara sig med schäl och wittne, tå försware sigh med lag och eedh.^^ Alle diese Rechtsregeln lassen u. a. die oben erwähnte Tendenz erkennen, den Parteieid im Verhältnis zum Zeugenbeweis abzuwerten. Der Eid verliert seine Stellung als hauptsächlicher Beweis und wird ein ergänzendes Beweismittel, während der Zeugenbewis seinerseits zum hauptsächlichen Mittel wird. Aus den wiedergegebenen Zitaten aus den Richterregeln diirfte sich weiter die Ansicht des Verfassers ergeben, daB der Ankläger sich des Eides nicht einmal zur Ergänzung anderer Beweismittel bedienen solle. Die einzig zugelassene Eidesform ist der Reinigungseid des Angeklagten oder Beklagten. Dieser Eid stellt — mit I. Afzelius’ Worten — einen Notweg aber zugleich auch ein Zwangsmittel dar, das gegeniiber einemVerdächtigen angewandt werden kann, wenn hinreichende Verdachtsgriinde gegeben sind. Als Zwangsmittel in einemsonst inquisitorischen ProzeB konnte dieser Eid auch als Mittel zur Erzwingung eines Geständnisses des Angeklagten verwendet werden.®' Man hielt fiir wahrscheinlich, daB der Angeklagte sich ScHMEDEMAN, Kongl. Stadgar, S. 9. — Auch J. E. Almquist erkennt diese Ubereinstimmung zwischen den Richterregeln und der Uppsala stadga, siehe Domareregler, S. 34 Note c. — Zum Alter der Uppsala stadga A. Thomson, Gustav Vasa, Olaus Petri och den sk. Uppsalastadgan 1538, 1963. Nach Thomson besteht Grund zur Annahme, daB sie aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt. Domareregler, S. 55 Punkt 22 sowie Note a. — Zum Alter dieser Richterregeln Domareregler, S. 14, sowie J. E. Almquist, Om de senare domarereglerna, 1952, S. 1—10. — Die Tatsache, daB sich Formulierungen der Uppsala stadga in den Richterregeln vom Beginn des 17. Jahrhunderts wiederfinden, ist ohne Zweifel eine weitere Stiitze der von Thomson vertretenen Ansicht. Ein wohlformuliertes Beispiel der erwähnten Beweisregeln findet man im Protokoll iiber die VerkUndung eines Urteils vom Regimentsrat Gustafs I. 1542. Dort heiBt es: Tha affsagdis for swar effter thet 19 cap. i tingmålet, att hand maa gaa en 12 manne edt paa szit herratzting effter thij inghen sand witna eller beuissning paa samma aerande aer. (Ståthållaren Gustaf Olofsson Stenbocks och Biskop Svens i Skara redogörelse inför K Gustaf I. öfver Regiments-Rådets i Westergötland förhandlingar åren 1540—1542, HSH, 29, S. 143.) Afzelius, Om parts ed, S. 62 ff. 06

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYyNDk=