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seyn dürffte.”94 Die kulturellen Einheitselemente ließen sich jedoch leichter bestimmen. Die Zugehörigkeit zu Europa als einer kulturell definitionsfähigen Kultur-Einheit hat Jean Jacques Rousseau  im Vergleich zu den anderen Erdteilen dahingehend bestimmt, “... daß Europa besondere Vorzüge gegenüber den anderen Kontinenten hat: ... alle seine Länder sind besser verbunden. Die ständige Vermischung der Interessen, die die Bande des Blutes, die Obliegenheiten des Handels, der Künste, der Siedlungen unter den Herrschern hat entstehen lassen ... - die Erfindung der Buchdruckerei - die Vorliebe für die Literatur, welche ihnen einen gemeinsamen Grundstock der Studien und Kenntnisse verleiht; endlich die große Zahl und die Kleinheit der Staaten, die ... die einen stets auf die anderen angewiesen sein läßt -: Alle diese Gründe zusammen machen aus Europa nicht wie aus Asien und Afrika eine willkürliche Sammlung von Völkern, die nichts weiter gemein haben als den Namen, sondern eine echte Gemeinschaft, die ihre Religion, ihre Sitten und Bräuche und sogar ihre Gesetze hat, aus der sich keines der Völker, aus denen sie besteht, loslösen kann, ohne sogleich Verwirrungen hervorzurufen.”95 Aus Rousseaus Worten spricht ein ungebrochenes “europäisches” “Kultur”-Bewußtsein, dem man heute geneigt sein könnte, einen anmaßenden Eurozentrismus vorzuwerfen. Die meisten in dieser Zeit in Geographie und Literatur entworfenen Bilder von Europa strahlen diesen Überlegenheitsanspruch aus.96 Es ist jedoch zu bedenken, daß solche Äußerungen und Bilder dem Wissensstand der Zeit entsprachen 42 94 Brief von Gottfried Wilhelm Leibnit vom 8. (18.) August 1698 an Johann Christoph von Limbach, in: derselbe, Allgemeiner politischer und historischer Briefwechsel. Sämtliche Werke, 1. Reihe, 15. Band, Berlin 1998, S. 755-757 (757); vgl. auch Mohnhaupt, “Europa” (Anm. 1), S. 225 ff.; Heinz Durchhardt, The missing-balance, in: Journal of the History of International Law 2 (2000), S.6772. 95 Jean-Jacques Rousseau, Auszug aus dem Plan des Ewigen Friedens des Herrn Abbé de SaintPierre (1756/1761), in: Kurt von Raumer, Ewiger Friede. Friedensrufe und Friedenspläne seit der Renaissance, Freiburg/München 1953, S. 347.

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