“Cultur” disziplinär und begrifflich miteinander zu verknüpfen vesucht. hat Wilhelm Arnold “Rechtskultur” als Inbegriff der “unendlich manigfachen Wechselwirkungen zwischen dem Rechtsund Culturleben eines Volkes” interpretiert.40 Der “Zusammenhang des Rechts mit der Cultur” wurde in zweifacher Hinsicht untersucht, einmal im “lebendigen Wechselverhältniß” mit den “wirtschaftlichen Zuständen”41 und zum anderen in der Bedeutung, die römisches und heimisches Recht für die betreffenden “Culturzustände” besitzen.42 Damit waren auch die “gesellschaftlichen” Zustände gemeint, denn - so formulierte es Lorenz von Stein - “alles Recht und so auch das Privatrecht wird gebildet durch die gesellschaftlichen Ordnungen, und die Geschichte des Rechts ist die Geschichte der Gesellschaft.”43 Aus dem bezeichneten heutigen universalen und inflationären Gebrauch des Kulturbegriffs für alles von Menschen Geschaffene folgen Definitionsprobleme,44 die zur Differenzierung von “Kultur” für die Vielzahl der individuellen, kollektiven und institutionellen Lebensbereiche zwingen. Nicht nur der allgemeine Kulturbegriff, sondern auch der definitionsbedürftige Teilbereich “Rechtskultur” pflegt noch in Verfassungskultur,45 Grundrechtskultur46 oder Gesetzgebungs29 40 Wilhelm Arnold, Cultur und Rechtsleben, Berlin 1865, S. IX. 41 Arnold, Cultur (Anm. 40), S. XII. 42 Arnold, Cultur (Anm. 40), S. XVIII; derselbe, Cultur und Recht der Römer, Berlin 1868, S. 5. 43 Lorenz von Stein, Zur europäischen Rechtsgeschichte, in: Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart I, hg. von C.S. Grünhut, Wien 1847, S. 728; hier mit Bezug auf die gesellschaftliche Bedeutung von Rezeptionen gesagt. 44 Vgl. z.B. Jerzy Wróblewski, Legal culture and axiology of law-making, in: Heinz Schäffer (Hg.), Gesetzgebung und Rechtskultur. Internationales Symposion Salzburg 1986, Wien 1987, 11 f. mit Hinweisen auf A. Kreeberand C. Kluckhon, Culture: A Critical Review of Concepts and Definitions, Cambridge 1952; L. Schneider and CH. Benjean (eds.), The Idea of Culture in the Social Science, Cambridge 1983. 45 Vgl. Peter Häberle, Verfassungslehre als Kulturwissenschaft, Berlin 1982; derselbe, Europäische Rechtskultur (Anm. 13); Rainer Wahl, Verfassungsvergleichung als Kulturvergleichung, in: Staat-Souveränität-Verfassung. Festschrift für Helmut Quaritsch zum 70. Geburtstag, hg. von Dietrich Murswiek (u.a.), Berlin 2000, S. 163-182. 46 Vgl. Rudolf Hoke, Zur europäischen Rechtskultur, in: Gedächnisschrift Herbert Hofmeister, hg. von Werner Ogris (u.a.), Wien 1996,S 274; Häberle, Europäische Rechtskultur (Anm. 13), S. 16.
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