RSK 4

Hervorhebung des gemeinsamen kulturellen Erbes.13 Das “gemeinsame kulturelle Erbe” und “gemeinsame Verfassungstraditionen der Mitgliedstaaten” umfassen auch das jeweilige rechtskulturelle Erbe im Sinne der bezeichneten “nationalen und regionalen Vielfalt”. Europäische Rechtsvereinheitlichung auf eine Europäisierung des Bewußtseins gründen zu helfen, das sich wiederum aus einer gemeinsamen europäischen Rechtsgeschichte und Rechtskultur speist, begegnet manchen definitorischen und methodischen Schwierigkeiten. Weder ist der Rechtsraum “Europa” eindeutig abgrenzbar, noch der Begriff “Recht” universal definitionsfähig; auch “Rechtskultur” ist nicht klar bestimmbar. Einerseits fehlt ein gültiger interkultureller Begriff von “Recht”,14 andererseits zerfließt der “Kultur”- Begriff zunehmend zur inhaltsarmen Hülse. Schon Josef Kohler bekannte: “Das Wort Kultur ist ein blosser Schall, wenn man nicht die einzelnen Arten der Kultur kennt.”15 Paolo Grossi problematisierte den Kulturbegriff in Bezug auf die Literaturgattung der juristischen Zeitschriften mit der bezeichnenden Frage: “Culture, en quel sens? Aujourd’hui que nous croyons, plus que jamais, à l’historicité du savoir juridique, de quelle culture font preuve ceux qui écrivent ...?”16 24 II 13 Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (EG) in der Fassung vom 2.10.1997, in: Europa-Recht, Verträge zur Gründung der europäischen Gemeinschaften, 16. Aufl., München 1999, S. 80; vgl. auch Peter Häberle, Europäische Rechtskultur, in: derselbe, Europäische Rechtskultur. Versuch einer Annäherung in zwölf Schritten, Baden-Baden 1994, S. 26. 14 Vgl. Großfeld, Macht und Ohnmacht (Anm. 4), S. 26 f. 15 Josef Kohler, Rechtsphilosophie und Rechtsvergleichung, in: ARSP1 (1907/1908), S. 195. 16 Hier zitiert nach André-Jean Arnaud, La culture des revues juridiques françaises, in: Biblioteca: Per la storia del pensiero giuridico moderno29, ed. Paolo Grossi, Milano 1988, S. 3; vgl. auch Paolo Grossi, La “cultura” delle riviste giuridiche italiane, in: Biblioteca: Per la storia del pensiero giuridico moderno13, ed. Paolo Grossi, Milano 1984, S. 3-8.

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