Der erste dänische Verfasser, der gegen Montesquieu aufgetreten war, war der schon mehr als sechzig Jahre alte Ludvig Holberg (- ), eine Gründergestalt der dänischen Schauspieltradition als Komödienverfasser und dazu Historiker, Philosoph und Professor an der Universität Kopenhagen. In einer Reihe von kleineren Aufsätzen, die in den Jahren zwischen und als Briefe an unbekannte Empfänger erschienen sind (Epistler), hat er sich auch von Montesquieu inspirieren lassen. Holberg hat selsbst seine “Briefe” zu Themen von Montesquieu ins Französische übersetzt.6 In einem von diesen Briefe nimmt er zu einer Äusserung Montesquieus über die Bevölkerungsabnahme Stellung, die man in den “Lettres persanes” findet: “... j’ai trouvé qu’il y a à peine sur la terre la dixième partie des hommes qui y étaient dans les anciens temps. Ce qu’il a de étonnant c’est qu’elle se dépeuple tous les jours, et, si cela continue, dans dix siècles elle ne sera qu’un désert” (Lettre CXI). Holberg ist von den Gründen, die von Montesquieu für diese angebliche Reduktion der Bevölkerung angegeben werden nicht überzeugt: die Pest, die Polygamie, die Sklaverei in der Antike, das Ehescheidungverbot, das Zölibat m.W. Zuletzt stellt er skeptisch die Frage, ob die Beobachtung Montesquieus auch wirklich zutreffend ist. Das Hauptthema in seinen Äusserungen zu Montesquieu ist aber, dass Montesquieu nach Holbergs Ansicht die dänische Monarchie als Despotie einstuft. Holberg wirft Montesquieu vor, dass er nicht scharf zwischen uneingeschränkter Monarchie und Despotie unterscheidet. Holbergs Meinung nach ist die Regierungsform nicht für Glück und Sicherheit der Bürger entscheidend: “On peut dire, que tout gouvernement est bon, quand celui qui gouverne possède de bonnes qualités, & l’histoire nous fait voir, qu’un peuple peut être 202 6 “Remarques sur quelques positions, qui se trouvent dans “l' Esprit des loix”, Copenhague 1753.
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