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Montesquieu war ein Glücklicher. Man zitiert ihn mit schönen Äusserungen wie: “Ich habe mich auf dem Lande glücklich gefühlt, wo ich nichts anderes als Bäume gesehen habe, und ich fühlte mich in Paris glücklich, in der Mitte von so vielen Leuten, deren Zahl ist wie die des Sandes im Meere ...”. Überall finden wir Freude, sagt er. Das beste Mittel gegen den Ärger des Lebens war seiner Meinung nach das Studium. Er fügte hinzu, dass er keine grössere Sorge kannte als die, dass eine Stunde des Lesens vertrieben werden konnte. Ein glücklicher Mensch und ein fleissiger war er; und dazu ein priviligierter. Charles Louis de Secondat de Montesquieu wurde  als Sprosse einer adligen Familie geboren, deren Besitz sich in der Gegend um Bordeuax befand. In seinem Schloss - La Brède - spürt man noch etwas vom zugleich aristokratischen wie ländlichen Geist, in welchem er erzogen wurde und einen grossen Teil seines Lebens verbracht hat. Montesquieu hat später das Gut geerbt. Schon als -Jähriger konnte er den Titel eines Baron und das Erbamt eines Vorsitzenden des Parlement de Bordeaux hinzufügen. Man zitiert Talleyrand mit dem bekannten Satz, dass wer nicht vor der französischen Revolution gelebt habe, kenne nicht “la douceur de la vie”. Montesquieu hat sie gekannt. Sein Leben hat er zwischen langen Reisen und ruhigen Tagen auf seinem Gute mit der Tätigkeit als Richter und ausgedehnten Aufenthalten in Paris geteilt. Er hat die Überanstrengung immer vermieden, indem er behauptete, dass Stunden am Schreibtisch durch Zeit für geistreiche Gespräche entschädigt werden mussten. Eine Leichtigkeit des Daseins, die ohne unerträglich zu sein, den Stil seiner Werke beeinflusst hat. Bei seinem Tode im Jahre  hätte Montesquieu auf ein literarisches Werk zurückblicken können, das - von kleineren Aufsätzen abgesehen - drei Klassiker umfasste. Es fing mit den “Lettres Persanes” 196

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