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wissenschaft als dem “Wissen um faktische soziale Handlungsregeln15” durch Hägerström. Realismus ist doch wohl gleich Realismus, unabhängig davon, ob die Erkenntnis auf eine amerikanische oder eine schwedische Wirklichkeit abzielt? Ich verfiel der Verlockung. Im Nachhinein ist offensichtlich, daß es unklug war, Hägerstöms “Realismus” so schnell mit beispielsweise Karl Llewellyns Realismus zu verknüpfen. Ein näheres Studium der Quellen weckt nämlich den Verdacht, daß der Ausdruck Realismus in Hägerströms Schriften und der gleiche Begriff in der amerikanischen rechtsrealistischen Tradition eine Art faux amis der Philosophiegeschichte sind. Man kann auch aus gutem Grunde sagen, daß übereilte Annahmen in wissenschaftlichen Untersuchungen fatale Fehler sind. Der Autor Arthur Conan Doyle ließ Sherlock Holmes in AStudy of Scarlet seinen ständigen Begleiter, Dr. Watson, vor ungenügend untermauerten Schlüssen warnen: Die Worte des legendären Detektivs haben natürlich immer noch Gültigkeit, doch obwohl die Forderung nach wissenschaftlicher Objektivität immer noch besteht, sind die letzten  Jahre philosophischer Kritik des erkenntnistheoretischen Objektivismus’ nicht spurlos an den Wissenschaftlern vorbeigegangen. Nicht einmal die Naturwissenschaften oder die Soziologie haben an der Fiktion eines passiven Subjektes der Erkenntnis festzuhalten vermocht, eines Subjektes, das - ohne in die Geschehnisse und Prozesse, die es beobachtet, einzugreifen - Schlüsse über die Objekte der Erkenntnis zieht. Schon 179 “No data yet”, he answered. “It’s a capital mistake to theorise before you have all the evidence. It biases the judgement.”16 15 Hägerström, Axel, Till frågan om begreppet gällande rätt?, i Tidskrift for Retsvidenskap 1931, S. 84. 16 Siehe Doyle, Arthur Conan, A Study in Scarlet, in The Penguin Complete Sherlock Holmes, S. 27.

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