RSK 4

Kritik gegen die transzendentale Philosophie seiner Zeit. Nach Hume ist es unmöglich, empirische Erkenntnis durch Induktion in metaphysische Erkenntnis zu verwandeln: Daher sei die dogmatische Methode undurchführbar und metaphysische Aussagen unwissenschaftlich. Als Kant seinen eigenen - schulphilosophisch geprägten - Standpunkt einer kritischen Bewertung unterzog, entdeckte er, daß die dogmatische Methode tatsächlich auf einem logisch Widerspruch aufbaut. Ebenso wenig wie ein Alchemist aus unedlen Metallen Gold herzustellen vermag, so wenig kann ein Philosoph empirische Erkenntnis zu metaphysischer Einsicht veredeln. Der Weg zu wissenschaftlicher Erkenntnis verschloss sich vor Kants Nase. Der Rest ist Philosophiegeschichte: Kant weigerte sich, die empirische Wissenschaftsauffassung Humes und anderer Philosophen zu akzeptieren und war deshalb gezwungen, das gesamte philosophische Denken auf den Kopf zu stellen. Die Triebfeder hinter Kants Suche nach einem neuen wissenschaftlichen Fundament für die Philosophie kommt in der Beschreibung des Prozesses, der zur Formulierung der kritischen Methode führte, deutlich zum Ausdruck: Vor die augenscheinlich unausweichliche Wahl zwischen erkenntnistheoretischem Skeptizismus oder unwissenschaftlichen Dogmatismus6 gestellt mobilisierte Kant seinen ganzen Erfindungsreichtum, um eine dritte Alternative zu formulieren. Falls die Not tatsächlich 172 Es ist hiermit ebenso als mit dem ersten Gedanken des Copernicus bewandt, der, nachdem es mit der Erklärung der Himmelsbewegungen nicht gut fort wollte, wenn er annahm, das ganze Sternheer drehe sich um den Zuschauer, versucht, ob es nicht besser gelingen möchte, wenn er den Zuschauer sich drehen und dagegen die Sterne in Ruhe ließ. In der Metaphysik kann man nun, was die Anschauung der Gegenstände betrifft, es auf ähnliche Weise versuchen.5 5 Kant, op. cit., S. 15.

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