RSK 4

155 Damit hat Hägerström nicht behauptet, dass es uninteressant oder sinnlos wäre, Wertungen zu diskutieren. Er hat nur festgestellt, dass das Gewicht des wissenschaftlichen Arguments begrenzt ist und dass es keine Grundsätze für menschliches Handeln aufstellen kann. Was somit die Kritiker anscheinend missverstanden haben, ist, dass das Ziel von Hägerströms philosophischer Kritik darin besteht, zu untersuchen und festzustellen, wie weit die wissenschaftlichen Argumentationsgründe halten. Das wissenschaftliche Interesse an der Erkenntnis von anderen möglichen untheoretischen Zwecken wie Politik, Moral, Religion usw. zu unterscheiden, würde nicht nur andere Diskurse von der Erfordernis der wissenschaftlichen Kenntnis befreien, sondern auch die wissenschaftliche Argumentation würde dadurch an Gewicht gewinnen. Für Hägerström war die Wissenschaft vor allem eine Beweisfrage. Das wissenschaftliche Vorgehen muss daher einer kritischen Prüfung unterworfen werden und jenes, das diese Prüfung nicht bestand, konnte auch keinen Anspruch auf wissenschaftliche Sanktion erheben. Hägerströms Kritik was streng und kompromisslos in Bezug auf, laut seiner Absicht, vermeintliche Wissenschaft, welche die möglichen Grenzen der Erkenntnis überschritt und mit der Wissenschaft als Deckmantel Aussagen tätigte, welche nicht den kritischen Test bestanden. Es konnte sich z.B. zeigen, dass ein Begriff, welcher angewendet wurde, um eine Tatsache zu bestimmen, Widersprüche beinhaltete und daher in Wirklichkeit nur zum Schein Begriff war.22 Die Autorität des wissenschaftlichen Arguments stand und fiel damit, 20 Hägerström, Om moraliska föreställningars sanning, S. 65. Aber sie [sc die Wissenschaft] hat nichts zu bewerten. Genauso wenig wie sie beweisen kann, dass gegebenen Regeln befolgt werden sollen, genauso wenig kann sie beweisen, dass sie nicht befolgt werden sollen und andere Handlungsprinzipien an deren Stelle treten.20

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