Niederländisches Seerecht 211 ländischen Literatur öfters von einer Kompilation von Liibeckschen Artikeln, flämischen Seerecht und der Amsterdamer Ordonnanz gesprochen wurde. Doch hat keiner der Autoren sich geirrt. Die roles d’Oleron sind in das Seerecht von Damme, einer Hafenstadt in Flandern, ubernommen worden; französisches Recht wird flämisches Recht; die Hansebestimmungen stimmen mit denen von Liibeck iiberein, aber Stavern ist ein kleines Städtchen in Friesland und Amsterdam ist die grosse Weltstadt, wo die editio secunda und viele späteren Ausgaben gedruckt worden sind. Und doch ist es wohl möglich, dass die sogenannte Amsterdamer Ordonnanz nicht in Amsterdam geboren ist. Die Originalgeburtsakte ist noch nicht gefunden worden. Die genealogische Untersuchung geht weiter. Hendrik de Moucheron Grotius, der Flolländer, nach Frankreich gefliichtet, kam 1633 in schwedische Dienste, wie Hendrik de Moucheron ein Amsterdamer, dessen Vorfahren aus Frankreich gefliichtet waren. Vielleicht —ich weiss es nicht, die genealogische Untersuchung wartet noch — war es sein Vater, der Kaufmann Balthasar, der am Ende des 16. Jahrhunderts am Weissen Meer (Archangelsk) eine holländische Faktorei griindete. Auf jeden Fall sehen wir 1650 Hendrik de Moucheron in schwedische Dienste iibergehen. Im Jahre 1666 wurde er in den schwedischen Adel aufgenommen und 1670 soil er in Stockholmgestorben sein. In den dreissiger Jahren wurde ein Hendrik DE Moucheron aus Amsterdam, 25 Jahre alt, als Student in Leiden immatrikuliert. Er soil erst Philosophie, dann Mathematik und schliesslich Jura studiert haben. Er verteidigte keine dissertatio, sondern hielt eine disputatio de natura feudorum. Die erste (und deshalb alteste Buchversteigerung in Schweden) fand 1664 in Stockholmstatt. Es handelte sich umdie Bibliothek von de Moucheron, der sowie das Titelblatt suggeriert, in sein Heimatland zuriickgekehrt war. ImKatalog sind 323 Bucher in folio, in quarto, in octavo und in duodecimo aufgefiihrt worden. Eine Bibliothek eines Intellektuellen, eines ,homme de culture* mit Interesse fur die Wissenschaft. So findet man Herodot, Caesar und Vergil, die Bibel, auch ein „Swenske Biblien i Stockholm 1655“, Werke von Erasmus, Atlanten, Werke fiber Seefahrtkunde, fiber Mathematik und Festungsbau und ungefähr 80 juristische Werke, Quellensammlungen, die sogenannten Plakatbficher mit Gesetzen aus den Niederlanden aber auch die „Sweriges Landz och Stadz lagh i Stockholm 1656“ und die „Hantvesten en Willekeuren der stadt Amsterdam1624“, zwei Ausgaben von Grotius „De jure belli ac pacis“ und ein Exemplar von der Einleitung in die „Hollantsche Recht geleertheyt“ Anno 1636, ein „Marquardus, de jure mercatorum & commerciorum, Francofurti 1662“, einige Werke fiber das Lehnrecht und weiter alle Kom14*
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