Die hanseatischen Seerechte 107 von den Gutern, welche geworfen, als behalten worden sein, gerechnet werden.“ Diese Bestimmung hat das Hansische Seerecht von 1614 wörtlich ubernommend®® Mit diesen beiden Vorschrlften waren zwar auch noch nicht sämtliche Einzelheiten der Rechnung und Verteilung dargelegt, aber doch die Prinzipien genauer beschrieben. Alle Unklarheiten und Zweifel waren damit freilich noch nicht beseitigt. Der seerechtlichen Literatur und Gesetzgebung des 18. Jahrhunderts blieb noch geniigend Raum fiir die ausfiihrliche Behandlung der Kontribution zur groBen Haverei. 189 3. Zufallsschäden oder partikuläre Haverei Alle Schaden an Schiff und Ladung, die zufallig oder auf Grund höherer Gewalt durch Gefahren der See eintraten, muBten von den betroffenen Eigentiimern — den Reedern und den Befrachtern — allein getragen werden.'^'* Hinsichtlich dieser VermogenseinbuBen bestand keine Gefahrengemeinschaft zwischen Reedern, Schiffer und Befrachtern. Denn die betroffenen Giiter wurden nicht — wie bei der groBen Haverei — bewuBt aufgeopfert, urn Schiff und Ladung zu retten, sondern sie waren blindlings das Opfer der allgemeinen Seegefahr geworden, die jeder einzelne Reeder oder Befrachter individuell inkaufgenommen hatte. Kasuistisch und unsystematisch zählen die Hanseatischen Seerechte des 16. und 17. Jahrhunderts folgende Zufallsschäden auf: (1) Der Verlust von Mast, Segel, Takel, Tauen und Anker „von der Macht des Sturms oder Ungewitters“,^®^ ein Sachverhalt, der bereits im älteren Seerecht des 13. Jahrhunderts geregelt ist.^^“ Im 17. Jahrhundert wird er in Hamburg noch erweitert um das Zerbrechen der sog. Kohbriigge und des sog. Uberlaufs, des Vordecks und des Mitteldecks, „durch Gewalt groBen Ungewltters“.^®^ (2) Die Werfung von Ladungsteilen in Seegefahr, wenn das Schiff iiberladen war und „unbeschuldigt von den Frachtleuten“ ausgesegelt »87 LubStR 1586 II 3. Vgl. auch: HambStR 1603 XVI 2. »88 HansSR 1614 VIII 3. Klefeker (Fn. 161), S. 177 ff.; Langenbeck (Fn. 104), S. 161 ff.; „Der Stadt Hamburg Assecuranz- und Haverey-Ordnung" vom in: Klefeker (Fn. 161), 1. Teil (Hamburg 1765), S. 28 ff. (S. 64 ff., 69 ff.). Vgl. auch Lau (Fn. 104), S 226 ff. Vgl. RezeC von 1618 zum HambStR von 1603, oben Text zu Fn. 183. »»» HambStR 1603 XVI 2; LubStR 1586 II 5; HansSR 1614 VIII 2. »»2 HambSchR 1301 A. 22; LubStR 1294 (Hach, Kodex II) A. 206. HambStR 1603 XIV 35 (RezeB von 1618, vgl. Text zu Fn. 183). 189 10. Sept. 1731, Tit. XXI und XXII, 190 193
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